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Allgemeines Marktumfeld

Weltwirtschaft1

Die Entwicklung von Impfstoffen gegen Sars-CoV-2 bescherte der Weltwirtschaft einen vielversprechenden Start in das Jahr 2022. Noch im Januar erwartete der Internationale Währungsfonds ein Wachstum von 4,4 Prozent (2021: 6,2 %). Der Krieg in der Ukraine, die europäische Energiekrise und die hohe Inflation in weiten Teilen der Welt sowie Chinas Zero-Covid-Politik wirkten sich in weiterer Folge deutlich negativ auf das weltweite wirtschaftliche Geschehen aus. Das Verbrauchervertrauen erreichte zunächst in Europa und den USA, später auch in China langjährige Tiefstände und erholt sich seither nur langsam.

Der IWF revidierte seine Wachstumsprognosen im Jahresverlauf mehrmals nach unten. Nach letzten Berechnungen wird für 2022 von einem weltweiten Wachstum von 3,4 Prozent ausgegangen. Das Wachstum in den USA lag mit 2 Prozent (2021: 5,9 %) ebenso wie in der Eurozone mit 3,5 Prozent (2021: 5,3 %) weit unter den Erwartungen. Die chinesische Wirtschaft schwächte sich insbesondere aufgrund der Einschränkungen durch die Pandemie auf 3 Prozent (2021: 8,4 %) ab. Für 2023 geht der IWF aufgrund der anhaltenden multiplen Krisen von einem Wachstum der Weltwirtschaft von 2,9 Prozent aus.

Weltfasermarkt2

Erholung im ersten Halbjahr, Einbruch gegen Jahresende, Produktion kaum verändert

Die Stimmung in der Textil- und Vliesstoffindustrie verschlechterte sich im dritten Quartal 2022 abrupt und die Zufriedenheit mit der Geschäftslage erreichte im weiteren Jahresverlauf immer neue historische Tiefstände3. Zuletzt hellte sich der Ausblick wieder etwas auf, wenngleich sich die Marktakteure weiterhin über die verhaltene Nachfrage besorgt zeigten.

Die weltweiten Einzelhandelsumsätze mit Bekleidung lagen 2022 nach vorläufigen Berechnungen 8 Prozent über dem Vorjahres- und 5 Prozent über dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019. Wie in den Jahren zuvor gab es dabei große regionale Unterschiede: In den USA entwickelten sich die Umsätze weiterhin positiv und legten gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent, gegenüber dem Vorkrisenniveau um 16 Prozent zu. Auch in Europa konnten sich die Umsätze nach dem von COVID-19 geprägten Vorjahr deutlich erholen und lagen mehr als 20 Prozent über dem Vorjahres- und 4 Prozent über dem Vorkrisenniveau. In beiden Regionen gaben die Umsätze allerdings gegen Ende 2022 nach. In China entwickelte sich der Bekleidungsabsatz aufgrund der großflächigen Lockdowns im zweiten Quartal und gegen Ende 2022 rückläufig und verlor 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bzw. 5 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau. Infolge des positiven Ausblicks zu Beginn des Jahres und um Versorgungsengpässe zu vermeiden, hatten viele Handelsunternehmen als Reaktion auf die Lieferketstenschwierigkeiten hohe Lagerstände an Bekleidung und Textilien aufgebaut. In Kombination mit wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheiten im dritten Quartal führte dies zu einem Einbruch der Nachfrage entlang der textilen Wertschöpfungskette.

Die Nachfrage nach Medizin- und Hygieneprodukten sowie die damit verbundene Nachfrage nach Fasern für Vliesstoffe normalisierte sich, nachdem die Pandemie in vielen Regionen zunehmend in den Hintergrund getreten war.

Überblick der Faserarten am Weltmarkt

Überblick der Faserarten am Weltmarkt (Infografik)

Das Produktionsniveau am Weltfasermarkt dürfte sich 2022 laut ersten Schätzungen um 1 Prozent auf 119 Mio. Tonnen erhöht haben. Die Baumwollproduktion stieg nach vorläufigen Schätzungen in der Saison 2021/2022 um 5 Prozent auf 25,2 Mio. Tonnen an. Dies ist vor allem auf eine Ausweitung der Anbauflächen zurückzuführen. Die Nachfrage stieg leicht um 1 Prozent auf 25,7 Mio. Tonnen. Die Baumwollbestände gingen infolgedessen zurück, blieben aber sowohl in absoluten Zahlen als auch im Vergleich zum Verbrauch (engl. „stocks-to-use ratio“) weiter über dem Vorkrisennvieau.

Die Produktion von holzbasierten Cellulosefasern ging 2022 insbesondere aufgrund der rückläufigen Nachfrage im vierten Quartal leicht um 1 Prozent auf 7,3 Mio. Tonnen zurück und blieb damit nur geringfügig hinter dem Rekordjahr 2021 zurück. Im Gegensatz dazu nahm die weltweite Produktion von Lyocellfasern deutlich zu.

Bei Fasern aus synthetischen Polymeren betrug die Produktionsmenge nach ersten Schätzungen unverändert 80,9 Mio. Tonnen.

Weltweite Faserproduktion 2022*

Faserarten in Prozent (Basis = 119 Mio. to)

Weltweite Faserproduktion 2022 (Tortendiagramm)
* Quellen: ICAC, Cotton Outlook, CIRFS, TFY, Lenzing Estimates

Stapelfaserpreise stark schwankend

Die Entwicklung der Märkte für Stapelfasern war 2022 bei einer durchwegs hohen Volatilität von steigenden Preisen im ersten Halbjahr sowie einem deutlichen Rückgang der Nachfrage und Preise im zweiten Halbjahr geprägt.

Die Baumwollpreise entwickelten sich im Verlauf des Jahres äußerst volatil. Der Cotlook A-Index erreichte im Mai – im Sog steigender Rohstoffpreise und einer lockeren Geldpolitik – einen langjährigen Höchstwert von 173 US-Cent pro Pfund. Im dritten Quartal führten die restriktivere Geldpolitik vieler Notenbanken und die nachlassende Nachfrage wie auch an den internationalen Rohstoffmärkten zu Preisrückgängen. Diese Entwicklung setzte sich im vierten Quartal fort. Auf Jahressicht gaben die Baumwollpreise um 22 Prozent auf 99 US-Cent pro Pfund nach. Im historischen Vergleich bewegen sie sich jedoch weiterhin auf erhöhtem Niveau.

Der Preis für Polyester-Stapelfasern in China veränderte sich im Vorjahresvergleich kaum und legte per Ende Dezember um 2 Prozent auf RMB 7.175 zu. Unterjährig folgte der Preis den zwischenzeitlich gestiegenen Rohölpreisen und erreichte im Juni einen Höchststand von RMB 9.295 pro Tonne. Ab dem dritten Quartal sorgten nachgebende Rohölpreise für einen Preisrückgang.

Die Viscosepreise in China verzeichneten einen kontinuierlichen Anstieg im ersten Halbjahr und erreichten im Juni mit RMB 15.400 pro Tonne ihren Höchstwert. Im zweiten Halbjahr gerieten die Preise aufgrund der sinkenden Nachfrage zunehmend unter Druck. In Erwartung weiterer Preisrückgänge hielten sich die Garnspinnereien mit Käufen zurück und die Lagerbestände stiegen weiter. Erst nach den langsamen Öffnungsschritten in China und einer Reduktion der Produktiosmengen im Dezember setzte eine leichte Stabilisierung ein. Trotz des weitgehend negativen Preisverlaufs im zweiten Halbjahr verzeichneten die Preise für herkömmliche Viscose im Berichtsjahr einen Anstieg von 7 Prozent auf RMB 12.800 pro Tonne. Die hohen Kosten für Faserzellstoff und Chemikalien belasteten 2022 insbesondere nicht rückwärts integrierte Viscosehersteller. In Europa war der Anstieg der Produktionskosten aufgrund der deutlich gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten stärker als in China.

Die Preise für holzbasierte Spezialfasern wie jene der Marken TENCEL™, LENZING™ ECOVERO™ und VEOCEL™ entwickelten sich bis ins dritte Quartal positiv, konnten sich aber dem negativen Markttrend im weiteren Verlauf des Jahres nicht entziehen.

Der chinesische Importpreis für Faserzellstoff, dem Schlüsselrohstoff für die Produktion von holzbasierten Cellulosefasern, lag per Ende Dezember mit USD 900 pro Tonne 1 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Allerdings stieg der Preis infolge von angebotsseitigen Problemen Ende August auf USD 1.220 pro Tonne und erreichte damit einen langjährigen Höchststand. Vor allem im vierten Quartal gab der Preis in einem Umfeld eines sich ausweitenden Angebots und sinkender Nachfrage wieder deutlich nach. Die chinesischen Preise für Papierzellstoff konnten ihr hohes Niveau länger halten. Dies war vor allem auf eine andauernde Angebotsknappheit zurückzuführen. Die Preise lagen per Ende 2022 um 44 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Aufpreis von Faserzellstoff im Vergleich zu Papierzellstoff erreichte im Berichtsjahr einen langjährigen Tiefstand.

Stapelfaserpreise – Entwicklung in China*

USD/kg (exkl. USt.)

Stapelfaserpreise – Entwicklung in China (Liniendiagramm)
* Quellen: CCFG, CCA

1 Quelle: IWF, World Economic Outlook, Januar 2023

2 Sämtliche Produktionszahlen in diesem Kapitel wurden gegenüber den im Geschäftsbericht 2021 angeführten ersten Schätzungen aktualisiert. Quellen: ICAC, IWF, Cotton Outlook, CCFG, FAO

3 Quelle: ITMF, 18th Global Textile Industry Survey, Januar 2023

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