Weltwirtschaft1
Die Weltwirtschaft erholte sich 2021 trotz der anhaltenden COVID-19-Pandemie von der Rezession im Vorjahr. Der Internationale Währungsfonds geht für 2021 von einem Wachstum von 5,9 Prozent (2020: -3,1 %) aus. Die Wirtschaft in den Industrieländern dürfte um 5 Prozent gewachsen sein (2020: -4,5 %). Das Wachstum in den USA lag mit 5,6 Prozent (2020: -3,4 %) über dem der Eurozone mit 5,2 Prozent (2020: -6,4 %). China konnte mit 8,1 Prozent (2020: 2,3 %) wie schon im Vorjahr ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichnen.
2021 war trotz der konjunkturellen Erholung von zahlreichen ökonomischen Herausforderungen geprägt: Das Angebot konnte in vielen Bereichen der Weltwirtschaft nicht mit der Nachfrage mithalten. Dies führte neben anderen, auch strukturellen Gründen insbesondere im Bereich Energie zu erheblichen Teuerungen und zu Problemen globaler Lieferketten.
Für 2022 prognostiziert der IWF ein Wachstum von 4,4 Prozent. Eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung bleibt allerdings mit Risiken behaftet und hängt nach wie vor insbesondere vom weiteren Verlauf der Pandemie und von ihren Implikationen für die einzelnen Wirtschaftszweige ab.
Weltfasermarkt2
Globale Nachfrage zurück auf Vorkrisenniveau, Faserproduktion legt weiter zu
Nach dem pandemiebedingten Schock im Vorjahr erholte sich die Nachfragesituation in der Textil- und Bekleidungsindustrie 2021 weitgehend. Die Einzelhandelsumsätze mit Bekleidung erreichten global wieder das Vorkrisenniveau. Dabei waren allerdings große regionale Unterschiede zu erkennen: In den USA legten die Umsätze um bis zu 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu und lagen damit 10 bis 15 Prozent über dem Vorkrisenniveau. In China entwickelten sich die Verkäufe stabil, aber nur knapp über, in der EU dagegen bis zu 20 Prozent unter dem Niveau von 2019. In Japan lagen die Verkäufe sogar 20 bis 25 Prozent darunter. Diese teils sehr deutlichen Unterschiede sind insbesondere auf das lokale Infektionsgeschehen und die ergriffenen staatlichen Maßnahmen zurückzuführen.
Die weitgehende Erholung in der Textil- und Bekleidungsindustrie sowie der anhaltend hohe Bedarf an Medizin- und Hygieneprodukten, der auch 2021 in einer starken Nachfrage nach Fasern für Vliesstoffe resultierte, führten zu einer deutlichen Erholung des Weltfasermarktes. Ersten Schätzungen zufolge dürfte sich das Produktionsniveau am Weltfasermarkt um 2 bis 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 116 Mio. Tonnen erhöht haben.
Die Baumwollproduktion ging nach vorläufigen Schätzungen in der Saison 2020/2021 um 7 Prozent auf 24,3 Mio. Tonnen zurück. Dies ist vor allem auf den Effekt der vergleichsweise hohen Ernteerträge in der Vorsaison 2019/2020 zurückzuführen. Die Nachfrage erholte sich um 13 Prozent auf 25,7 Mio. Tonnen. Die Baumwollbestände reduzierten sich in der Folge, blieben aber dennoch über dem Niveau von 2019.
Die Produktion von holzbasierten Cellulosefasern ist 2021 unterstützt durch eine starke Nachfrage und Kapazitätserweiterungen um 8 Prozent auf einen neuen Höchststand von 7,3 Mio. Tonnen gestiegen. Die Produktion von Modal- und Lyocellfasern legte dabei überproportional zu.
Bei Fasern aus synthetischen Polymeren stieg die Produktionsmenge nach ersten Schätzungen um knapp 6 Prozent auf 78,5 Mio. Tonnen. Die stärkste Dynamik entfalteten 2021 Polyesterfasern. Polyamid-, Polypropylen- und Acrylfasern entwickelten sich auf einem niedrigeren Niveau, verursacht im Wesentlichen durch Preisnachteile gegenüber Polyester und Schwierigkeiten bei der Rohstoffversorgung.
Preisentwicklung weiterhin durch COVID-19 beeinflusst
Die anhaltende COVID-19-Pandemie beeinflusste auch 2021 die Entwicklung des allgemeinen Preisniveaus bei Stapelfasern. Die Preise etlicher Faserarten verzeichneten mit der zurückkehrenden Nachfrage eine teils deutliche Erholung.
Der Baumwollpreis lag per 31. Dezember 2021 bei 127,2 US-Cent pro Pfund. Dies entspricht einem Plus von 50 Prozent gegenüber dem Preisniveau zu Jahresbeginn. Im Durchschnitt des Berichtsjahres lag der Baumwollpreis um 41 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres. Der Preisanstieg bei Baumwolle ist nur zum Teil auf Fundamentaldaten zurückzuführen, sondern vor allem durch die Dynamik an den internationalen Rohstoffmärkten und die Probleme in der globalen Lieferkette getrieben.
Die Preise für Standardviscose veränderten sich auf Jahressicht kaum. Mit RMB 12.000 pro Tonne lag der Preis zum Jahresende nur 4 Prozent über jenem zum Ende des Vorjahres. Allerdings unterlag die Preisentwicklung im Laufe des Berichtsjahrs deutlichen Schwankungen. Im ersten Quartal verzeichneten die Preise eine deutliche Erholung von der COVID-19-Krise und erreichten Ende Februar mit RMB 15.600 pro Tonne ihren Höchststand. In der Folge gerieten die Preise in einem Umfeld gedämpfter Nachfrage und steigender Lagerbestände unter Druck. Im September verhängte die chinesische Regierung Maßnahmen, um den Energieverbrauch in der Industrie zu senken. Davon betroffen war auch die textile Wertschöpfungskette, wie Spinnereien und Webereien, was sich negativ auf die Fasernachfrage und die Entwicklung der Viscosepreise auswirkte. Nach einer kurzen Phase der Erholung folgten ab Ende November mit dem Auftreten der Omikron-Variante weitere Preisrückgänge. Im Jahresschnitt 2021 lagen die Preise für Standardviscose mit 45 Prozent deutlich über dem Vorjahresschnitt.
Die Preise für holzbasierte Spezialfasern wie jene der Marken TENCEL™, LENZING™ ECOVERO™ und VEOCEL™ entwickelten sich deutlich stabiler als jene für Standardfasern.
Der chinesische Importpreis für Faserzellstoff, dem Schlüsselrohstoff für die Produktion von holzbasierten Cellulosefasern, stieg im Verlauf des Jahres um 24 Prozent auf USD 905 pro Tonne und damit stärker als bei Papierzellstoff. Zwischenzeitlich war der Preis im April sogar auf USD 1.106 pro Tonne gestiegen. Das anhaltend hohe Preisniveau wurde unter anderem durch eine Verknappung des Angebots infolge von Lieferengpässen und logistischen Problemen sowie eine erhöhte Nachfrage zum Jahresende gestützt. Im Jahresdurchschnitt lag der Preis mit USD 991 pro Tonne um 36 Prozent über dem Vorjahr.
Der Polyesterpreis ist 2021 von deutlichen Preisschwankungen bei Erdöl und Zwischenprodukten sowie einer zurückkehrenden Nachfrage beeinflusst worden. Der Preis für Polyester-Stapelfasern in China stieg zum Jahresende um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf RMB 7.020 pro Tonne. Im Jahresdurchschnitt lag der Preis mit ebenfalls RMB 7.020 pro Tonne um 20 Prozent über den Vorjahresschnitt.
1Quelle: IWF, World Economic Outlook, Jänner 2022
2Sämtliche Produktionszahlen in diesem Kapitel wurden gegenüber den im Geschäftsbericht 2020 angeführten ersten Schätzungen aktualisiert. Quelle: ICAC, IWF, Cotton Outlook, CCFG, FAO