Die Division Pulp bündelt sämtliche Geschäftsaktivitäten der Lenzing Gruppe vom Holzeinkauf hin zur Erzeugung von Faserzellstoff und Bioraffinerie-Produkten. Neben den Aktivitäten in Paskov und Lenzing lag der Fokus der Division 2021 auf der Umsetzung des Großprojektes in Brasilien. Die Errichtung des Zellstoffwerks in Minas Gerais schreitet trotz der Herausforderungen durch COVID-19 weiterhin planmäßig voran. Die Inbetriebnahme ist unverändert für das erste Halbjahr 2022 geplant. Lenzing wird neben der Absicherung der Eigenversorgung mit dem neuen Werk auch einen wichtigen Meilenstein ihrer Klimaneutralitäts-Strategie erreichen. Es wird zu den produktivsten und energieeffizientesten Werken der Welt zählen und mehr als 50 Prozent des erzeugten Stroms als erneuerbare Energie ins öffentliche Netz einspeisen. Lenzing verpflichtete sich 2019, ihre Treibhausgasemissionen pro Tonne Produkt bis 2030 um 50 Prozent gegenüber 2017 zu reduzieren. Das Ziel für 2050 lautet klimaneutral zu sein.
Um dem Thema Kreislaufwirtschaft einen weiteren Schub zu geben, unterzeichnete Lenzing im Juni eine Kooperation mit dem schwedischen Zellstoffproduzenten Södra. Im Rahmen dieser Kooperation beabsichtigen die beiden Unternehmen, die sich seit Jahren proaktiv für eine Kreislaufwirtschaft einsetzen, ihr Wissen miteinander zu teilen und gemeinsam neue Verfahren für das Recyceln von Alttextilien zu entwickeln. Auch eine Erweiterung der Kapazitäten für die Zellstoffgewinnung aus Alttextilien ist vorgesehen. Ziel ist es, bis 2025 in der Lage zu sein, ca. 25.000 Tonnen Alttextilien pro Jahr zu recyceln. Lenzing entwickelt und fördert bereits seit Jahren proaktiv Innovationen im Bereich Recycling (z. B. REFIBRA™ und Eco Cycle Technologie), um Lösungen für das globale Textilabfallproblem bereitzustellen.
Die Umsatzerlöse der Division Pulp erreichten 2021 einen Wert von EUR 759 Mio. Das Ergebnis der Division (EBITDA) lag bei EUR 210,1 Mio., das Betriebsergebnis (EBIT) bei EUR 164,2 Mio.
Holz
Die Entwicklungen an den globalen Rohstoffmärkten beeinflussten 2021 auch den Holzmarkt wesentlich. Fehlende Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette, eine infolge hoher Energiepreise gestiegene Nachfrage nach Brennholz und Biomasse sowie ein hohes Produktionsniveau in beinahe der gesamten holzverarbeitenden Industrie haben die Verfügbarkeit von Holzsortimenten verknappt und eine Preisdynamik nach oben eingeleitet.
Die aktuelle Beschaffungsstrategie der Lenzing Gruppe mit langfristigen Rahmenvereinbarungen erzielte einen guten Stabilisierungseffekt auf Mengen und Preise. Lenzing konnte daher in der Berichtsperiode eine gute Versorgungslage mit moderaten Preisanstiegen in ihren beiden Zellstoffwerken an den Standorten Lenzing (Österreich) und Paskov (Tschechien) gewährleisten.
Die Auditierung nach den Forstzertifizierungssystemen Forest Stewardship Council® (FSC®) und Programme for the Endorsement of Forest Certification™ (PEFC™) bestätigte auch 2021 für beide Standorte, dass zusätzlich zu den strengen Forstgesetzen in den Lieferländern sämtliche eingesetzte Holzmengen aus PEFC™- und FSC®-zertifizierten oder -kontrollierten Quellen stammen1.
Bioraffinerie
Zellstoff
Die Division Pulp versorgt die Faserproduktionsstandorte der Lenzing Gruppe mit hochwertigem Faserzellstoff und betreibt an den Standorten Lenzing und Paskov eigene Faserzellstoffwerke. Damit werden ca. zwei Drittel des Zellstoffbedarfes der Lenzing abgedeckt. Der Rest wird zum Großteil auf Basis langfristiger Verträge zugekauft. In den beiden Zellstoffwerken der Lenzing wurden 2021 insgesamt ca. 600.000 Tonnen Faserzellstoff produziert.
Der Preis für laubholzbasierten Faserzellstoff in China stieg 2021 um 36 Prozent auf USD 991 pro Tonne per 31. Dezember. Dieser Anstieg ist auf die hohe Nachfrage über die gesamte Wertschöpfungskette speziell zu Beginn des Jahres zurückzuführen.
Die Erhöhung der Eigenversorgung mit Faserzellstoff ist ein wesentlicher Schritt in der Umsetzung der sCore TEN Strategie. Die Errichtung des Zellstoffwerks in Brasilien im Rahmen des Joint-Ventures mit Dexco (vormals Duratex) lief auch 2021 weiterhin nach Plan und die Inbetriebnahme ist für das erste Halbjahr 2022 geplant. Die erwarteten Baukosten liegen bei USD 1,38 Mrd. Finanziert wird das Projekt mittels Eigen- und langfristigem Fremdkapital.
Für die Bereitstellung der Biomasse sicherte sich das Joint-Venture einen über 44.000 ha großen, FSC®-zertifizierten Nutzwald und mietete weitere Flächen an, um im Endausbau über ca. 70.000 ha FSC®-zertifizierte Fläche zu verfügen2. Diese Plantagen stehen ganz im Einklang mit der Richtlinie und den hohen Standards der Lenzing Gruppe für die Beschaffung von Holz und Zellstoff.
Bioraffinerie-Produkte
In den Bioraffinerien der Lenzing Gruppe werden neben Zellstoff auch Bioraffinerie-Produkte gewonnen und vermarktet, wodurch weitere Bestandteile des wertvollen Rohstoffes Holz stofflich verwertet werden. Namhafte Kunden aus der Lebensmittel-, Futter-, Pharma- und Chemiebranche setzen auf die biobasierten Produkte aus Lenzing.
Die Verkaufsmengen für die Bioraffinerie-Produkte LENZING™ Acetic Acid Biobased und LENZING™ Furfural Biobased erhöhten sich im Durchschnitt um 3 Prozent bzw. 14 Prozent. Die Preissteigerungen auf der Kostenseite konnten erfolgreich auf die Verkaufsprodukte umgelegt werden.
Das Thema Nachhaltigkeit steht auch im Geschäftsfeld der Bioraffinerie-Produkte im Vordergrund. Die vom Forschungsinstitut Quantis durchgeführte Lebenszyklus-Analyse bestätigte, dass Essigsäure der Marke LENZING™ Acetic Acid Biobased einen um mehr als 85 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck aufweist als vergleichbare Produkte auf Basis fossiler Rohstoffe. Dieser Produktvorteil wird zunehmend als nutzenstiftend von Kunden wahrgenommen.
1Lizenzcode: FSC-C041246 und PEFC/06-33-92 (Lenzing) bzw. FSC-C118737 und PEFC/08-31-0025 (Paskov)
2FSC-Lizenzcode: FSC-C006042