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Forschung und Entwicklung

Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Lenzing Gruppe sind im zentralen Bereich Research and Development (R&D) am Standort Lenzing gebündelt. Ende 2021 waren 222 Mitarbeiter:innen in dem Bereich beschäftigt. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E), berechnet nach Frascati (abzüglich erhaltener Förderungen), beliefen sich auf EUR 31,6 Mio. (nach EUR 34,8 Mio. 2020). Lenzing hält per Ende 2021 1.487 Patente und Patentanmeldungen (aus 190 Patentfamilien) in 52 Ländern.

Die Pandemie und ihre Implikationen auf das öffentliche und private Leben beeinflussten auch im Berichtsjahr den Bereich R&D. Lenzing passte ihr F&E-Portfolio den Gegebenheiten an, um die Schlüsselprojekte weiter uneingeschränkt unterstützen und strategische Themen wie das Textilrecycling und Vorwärtslösungen (z.B. TENCEL™ Luxe und LENZING™ Web Technology) weiter vorantreiben zu können.

Schwerpunkte 2021

Nachhaltigkeit ist bei Lenzing nicht nur ein Kernwert in der Strategie, sondern auch Leitprinzip für Innovation und Produktentwicklung. 

Der Bereich R&D arbeitet sowohl in der Prozess- als auch in der Produktentwicklung kontinuierlich an Lösungen, die das ehrgeizige Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 weiter unterstützen. Ein aktueller Schwerpunkt in der Prozessentwicklung stellt die weitere Integration des Bioraffinerie-Konzeptes an den Zellstoffproduktionsstandorten und damit die noch bessere stoffliche Verwertung des Rohstoffes Holz dar. Weitere Projekte befassen sich mit der Schließung von Kreisläufen und der Reduktion von Abwässern sowie der Steigerung der Energieeffizienz und der Reduktion von CO2-Emissionen.

Lenzing baute auch 2021 ihr Produktangebot für die Textil- und Vliesstoffbranchen weiter aus. Die hydrophobe LENZING™ Lyocell Dry Faser etwa verbindet die Vorteile der Standard-Lyocellfaser mit der Fähigkeit, Feuchtigkeit und Flüssigkeit abzuweisen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Cellulosefasern kann Wasser nicht in die Fasern eindringen, sondern perlt an der Oberfläche ab. Die Faser ermöglicht damit die Erschließung weiterer Anwendungsgebiete, die bisher weitgehend von erdölbasierte Fasern abhängig waren.

Die Indigo Color Technologie, die hinter einer weiteren Produktinnovation aus dem Berichtsjahr steht, ermöglicht Denim-Kunden, ihr Sortiment in Bezug auf Nachhaltigkeit und Qualität zu verbessern. Mithilfe dieser wegweisenden Technologie können Indigopigmente schon während der Faserherstellung integriert werden. Dies sorgt bei wesentlich geringerem Ressourcenverbrauch für eine bessere Farbbeständigkeit als bei herkömmlichen Indigo-Färbeprozessen.

Mit der LENZING™ Web Technology entwickelte Lenzing ein Verfahren zur Herstellung von cellulosischen Vliesstoffen direkt aus der Spinmasse. Dadurch können Verarbeitungsschritte entlang der Wertschöpfungskette eingespart und der ökologische Fußabdruck verringert werden. Die Republik Österreich würdigte den innovativen Charakter dieser Entwicklung 2020 durch die Verleihung des „Staatspreises für Innovation“.

Lenzing darf sich 2021 als eines von wenigen Unternehmen über die begehrte „Green Frontrunner“-Förderung der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) freuen. „Green Frontrunner“ hilft bei der Etablierung neuer, offensiver Geschäftsfeldstrategien, die sich positiv auf Umwelt- bzw. Klimaschutz auswirken. Das geförderte Projekt bündelt mehrere Technologiethemen zur weiteren Kreislaufschließung und zur Reduktion von Emissionen in der Zellstoff- und Faserproduktion.

Innovationszentren und Kooperationen

Einen intensiven Austausch gibt es auch mit den Applikations- und Innovationszentren in Hongkong und Purwakarta. Dort werden vor Ort gemeinsam mit Kunden neue Anwendungen für die Textilfasern der Lenzing entwickelt. Lenzing intensiviert durch diese gemeinsame Entwicklungsarbeit die globale Zusammenarbeit mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette.

Um dem Thema Kreislaufwirtschaft einen weiteren Schub zu geben, unterzeichnete Lenzing 2021 eine Kooperation mit dem schwedischen Zellstoffproduzenten Södra. Im Rahmen dieser Kooperation beabsichtigen die beiden Unternehmen ihr Wissen miteinander zu teilen und gemeinsam neue Verfahren für das Recyceln von Alttextilien zu entwickeln. Auch eine Erweiterung der Kapazitäten für die Zellstoffgewinnung aus Alttextilien ist vorgesehen. Ziel ist es, bis 2025 in der Lage zu sein, ca. 25.000 Tonnen Alttextilien pro Jahr zu recyceln. Lenzing entwickelt und fördert bereits seit Jahren proaktiv Innovationen im Bereich Recycling wie ihre REFIBRA™ und Eco Cycle Technologien, um Lösungen für das globale Textilabfallproblem bereitzustellen.

Im dritten Quartal erfolgte die Präsentation der ersten TENCEL™ Lyocellfasern aus holz- und orangenbasiertem Faserzellstoff. In Kooperation mit dem italienischen Spezialisten Orange Fiber werden derzeit erste Stoffe entwickelt. Das Upcycling von Orangenschalen im Rahmen der TENCEL™ Limited Edition-Initiative ist ein weiterer, erfolgreicher Versuch der Lenzing, gemeinsam mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette neue Kreislauflösungen zu entwickeln.

Nach der Eröffnung im Vorjahr ging 2021 auch das Vliesstoff-Entwicklungszentrum an der Hochschule Hof (Deutschland) für interne und externe Kundenversuche in Betrieb. In dieser hochmodernen Anlage werden gemeinsam mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette neue innovative Anwendungen für nachhaltig erzeugte Vliesstoff-Fasern der Lenzing entwickelt.

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