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Risikobericht

Aktuelles Risikoumfeld

Die Risiken neuer Virusvarianten und unterschiedlicher Impferfolge in den Weltregionen gefährden nach wie vor ein stabiles Wirtschaftswachstum. Die Weltwirtschaft erholte sich 2021 trotz der anhaltenden COVID-19-Pandemie von der Rezession im Vorjahr. Der Internationale Währungsfonds geht für 2021 von einem Wachstum von 5,9 Prozent (2020: -3,1 %) aus. Für 2022 prognostiziert der IWF ein Wachstum von 4,4 Prozent.

Die erheblichen Teuerungen, insbesondere bei Rohstoffen und Energie, dürften das globale Risikoumfeld auch 2022 wesentlich beeinflussen. Risiken wie die Probleme in der Lieferkette, Cyberangriffe sowie die Folgen des Klimawandels gewinnen immer mehr an Gewicht.

Darüber hinaus gilt es auch die geopolitischen Risiken verstärkt im Auge zu behalten. Insbesondere der Ukraine-Krieg wird die Weltwirtschaft negativ beeinflussen. Die Lenzing Gruppe ist geschäftlich nicht unmittelbar von den militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine betroffen. Indirekt erhöht sich aber wie für die gesamte Industrie auch für Lenzing die Gefahr vor allem weiter steigender Energie- und Rohstoffkosten sowie negativer Auswirkungen auf die Kapitalmärkte.

Für eine ausführliche Bestandsaufnahme der Entwicklungen am Weltfasermarkt im Berichtsjahr und den damit zusammenhängenden Risiken für die Lenzing Gruppe siehe Kapitel „Allgemeines Marktumfeld“.

Lenzing Risikoausblick 2022

Die zunehmend globalen Risiken werden künftig das Geschäft der Lenzing Gruppe in unterschiedlichem Maße beeinflussen.

Die weltweite Textil- und Bekleidungsindustrie verzeichnete 2021 eine weitgehende Erholung von dem pandemiebedingten Nachfrageschock im Vorjahr. Diese führte auch zu einer Erholung der Nachfrage und in weiterer Folgen zu steigenden Preisen am Weltfasermarkt. Risiken für das operative Ergebnis ergeben sich insbesondere aus den Preisschwankungen bei wichtigen Rohstoffen und Energie, die insbesondere auch bei Standardviscose in einer hohen Volatilität resultieren. Der wachsende Bedarf an nachhaltigen Lösungen in der Welt erhöht den Druck auf das Segment der Standardviscose zusätzlich.

Die stabile Entwicklung und der anhaltende Preisaufschlag von holzbasierten Spezialfasern im Vergleich zu Standardfasern wie Baumwolle und Polyester wirkten auch 2021 positiv auf die Geschäftsentwicklung der Lenzing Gruppe. Das Unternehmen sieht sich daher mit seiner sCore TEN Strategie und dem Fokus auf Wachstum mit Spezialfasern weiterhin sehr gut positioniert.

Um künftig noch widerstandsfähiger gegen die Schwankungen des Marktes zu sein, will Lenzing in diesem Bereich weiter organisch wachsen. Die Eigenversorgung mit Faserzellstoff ist aufgrund der stetigen Kapaztiätserweiterungen und eines ausreichenden Marktangebotes langfristig gesichert. Im Fokus der Investitionsaktivitäten steht die Umsetzung des weltgrößten Zellstoffwerks seiner Art, inklusive der Sicherung einer Plantage für die Bereitstellung der Biomasse, in Brasilien. Die Inbetriebnahme des neuen Werks mit einer Nennkapazität von 500.000 to pro Jahr ist für das erste Halbjahr 2022 geplant.

Bei den Energie-, Rohstoff- und Logistikkosten gab es über das gesamte Berichtsjahr deutliche Anstiege. Eine Abschwächung der Preisdynamik dürfte auf kurze Sicht nicht zu erwarten sein. Auf der Währungsseite schwankte der US-Dollar gegenüber dem Euro in einer Bandbreite von 10 Prozent, der chinesische Yuan gegenüber dem Euro in einer Bandbreite von 9 Prozent. Eine Abwertung der beiden Währungen würde sich negativ auf das offene Währungsvolumen der Lenzing auswirken. Das Liquiditätsrisiko wird für 2022 aufgrund der stabilen Finanzstruktur als gering eingeschätzt.

Im Berichtsjahr kam es zu keinen wesentlichen Schadensereignissen aus Betriebs-, Umwelt- oder Produkthaftungsrisiken.

Bei den beiden Schlüsselprojekten in Brasilien und Thailand sind mögliche Kostenüberschreitungen oder langfristige Verzögerungen, welche zu negativen Auswirkungen auf das finanzielle Ergebnis der Lenzing Gruppe führen können, aus heutiger Einschätzung nicht zu erwarten. Trotz des durch COVID-19 schwieriger gewordenen Umfeldes verlief die Umsetzung dieser Projekte weitgehend nach Plan. In Thailand erfolgtder Produktionsstart des Lyocellwerks im ersten Quartal 2022.

Die nicht-operativen Risiken spielen wie in anderen Unternehmen auch in der Lenzing Gruppe eine immer größer werdende Rolle. In den vergangenen Jahren wurden vor allem Cyber-Risiken, Compliance-Risiken und damit oftmals verbundene Reputationsschäden sowie Personalbeschaffungsrisiken zunehmend höher eingestuft. Lenzing wirkt diesen Risiken mit breit ausgerollten Standards und einer globalen Organisationsstruktur kontinuierlich entgegen.

Risikomanagement

Der Hauptzweck des Risikomanagements der Lenzing Gruppe besteht in der Sicherung und Stärkung des Unternehmens durch eine richtige und transparente Einschätzung der finanziellen, operativen und strategischen Risiken einschließlich jener in Bezug auf den ESG-Themenbereich. Der Vorstand der Lenzing Gruppe übernimmt dabei gemeinsam mit den leitenden Personen der ihm jeweils zugeordneten Einheiten umfangreiche Steuerungs- und Controlling-Aufgaben im Rahmen eines internen, alle Standorte umfassenden, integrierten Kontrollsystems. Das rechtzeitige Erkennen, Evaluieren und Reagieren auf strategische und operative Risiken ist ein wesentlicher Bestandteil der Führungstätigkeit dieser Einheiten und leistet einen wesentlichen Wertbeitrag für das Unternehmen. Grundlagen dafür sind ein einheitliches und konzernweites, auf Monatsbasis aufgebautes Berichtswesen und eine laufende Überwachung der operativen und strategischen Pläne.

Lenzing hat ein unternehmensweites Risikomanagement-System, welches die zentrale Koordination und Überwachung des Risikomanagement-Prozesses für den gesamten Konzern durchführt. Es erfasst und bewertet gemeinsam mit den operativen Einheiten die wesentlichen Risiken und kommuniziert diese direkt dem Vorstand und dem Management. Eine präventive Analyse von potenziellen oder Beinahe-Ereignissen ist ebenso Ziel des Risikomanagements. Zusätzlich ist es auch Aufgabe des Risikomanagements, Risiken aktiv zu steuern und entsprechende Maßnahmen mit den betroffenen Unternehmensbereichen zu evaluieren. Seit 2020 werden sowohl langfristige Risiken als auch Chancen im Zusammenhang mit dem Klimawandel in der Lenzing Gruppe identifiziert und bewertet. Diesen Risiken entsprechende Mitigationsmaßnahmen werden im Risikomanagement-Prozess berücksichtigt. Damit wird den Anforderungen der TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures) zu klimabezogenen Risiken Rechnung getragen.

Risikomanagement-Strategie

Lenzing verfolgt bei ihrer Risikomanagement-Strategie einen mehrstufigen Ansatz:

Risikoanalyse (nach COSO®1 Framework)

Das zentrale Risikomanagement führt halbjährliche Risiko-Assessments in sämtlichen Produktionsstandorten und funktionalen Einheiten mit einem Zeithorizont von fünf Jahren durch. Im Zusammenhang mit ESG-Themen werden auch langfristige Risiken und Chancen analysiert. Die wesentlichen Risiken, aber auch immer mehr Chancen werden gemäß den internationalen COSO®-Standards erfasst und quantitativ bewertet. Es werden jene Risiken außerhalb der Konzern-Bilanz und der Konzern-GuV dargestellt. Dabei wird die finanzielle Auswirkung eines möglichen Schadens auf das Konzern-EBITDA oder auf die liquiden Mittel berücksichtigt. Die Risiken werden gegen den EBITDA-Plan simuliert und die Bandbreite der möglichen Abweichungen zum jeweiligen Budget ermittelt. Lenzing bedient sich dazu einer Simulationssoftware, die auch weitere KPIs wie den Value at Risk (Wert im Risiko), einen risikoadjustierten ROCE und eine Sensitivitätsanalyse errechnet. Risiken, die nicht monetär bewertbar sind, werden qualitativ erfasst.

Risikomitigation

Es wird versucht, je nach Auswirkung auf das Unternehmen, Risiken durch entsprechende Maßnahmen zu minimieren, zu vermeiden oder auch in bestimmten Fällen bewusst einzugehen.

Verantwortlichkeit

Die Zuordnung der Risiken erfolgt aufgrund der bestehenden Organisationsmatrix. Jedes Risiko ist einem Vorstand als „Riskowner“ sowie einem Risikobeauftragten zugewiesen.

Risikoüberwachung/-kontrolle

Im Berichtsjahr wurde die Funktionsfähigkeit des Risikomanagement-Systems der Lenzing Gruppe von KPMG Austria GmbH gemäß Regel 83 ÖCGK im Rahmen einer sonstigen Prüfung mit begrenzter Sicherheit auditiert und bestätigt.

Berichterstattung

Die Hauptrisiken werden in einem Bericht ausführlich dargestellt und mit dem Vorstand als auch dem Prüfungsausschuss besprochen. Der Risikobericht wird ebenso dem Aufsichtsrat vorgelegt.

Marktumfeldrisiken

Marktrisiko

Als weltweit agierendes Unternehmen ist die Lenzing Gruppe einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt. Die Preis- und Mengenentwicklung ist bei Fasern für Textilien und in geringerem Maße auch bei Fasern für Vliesstoffe zyklisch, da sie von globalen und regionalen Konjunkturlagen abhängig ist. Auf vielen Teilmärkten konkurrieren Lenzing Fasern mit Baumwolle und synthetischen Fasern. Deren Preisentwicklung beeinflusst somit auch die Entwicklung der Umsätze und Verkaufsmengen von Lenzing Fasern.

Diesem Risiko wirkt die Lenzing Gruppe durch einen ständig steigenden Spezialitätenanteil im globalen Produktportfolio sowie einer konsequenten Nachhaltigkeits- und Innovationsstrategie entgegen. Ziel ist, zusätzlich zur Erhöhung des Spezialfaseranteils, der mittlerweile ca. 72 Prozent des Faserumsatzes beträgt, die Rolle als führendes Unternehmen hinsichtlich Nachhaltigkeit im Faserbereich weiter auszubauen. Auch im Standardfaserbereich bieten Lenzing Fasern mit ihren hohen Nachhaltigkeits- und Qualitätsstandards in Verbindung mit kundennahem, lösungsorientierten technischem Support ein Differenzierungsmerkmal.

Die Lenzing Gruppe setzt auf eine starke internationale Marktpräsenz, speziell in Asien, in Verbindung mit einem erstklassigen, regionalen Betreuungsnetzwerk für die Kunden sowie einer hohen kundenorientierten Produktdiversifikation.

Absatzrisiko

Die Lenzing Gruppe erzielt etwa die Hälfte des Faserumsatzes mit einer vergleichsweise kleinen Anzahl an Großkunden. Abnahmeausfälle bei dieser Kundengruppe oder der gänzliche Verlust eines oder mehrerer Großkunden, ohne zeitgleich Ersatz zu finden, stellen gewisse Risiken dar, denen das Unternehmen durch seine globale Präsenz und die laufende Erweiterung des Kundenspektrums bzw. der Absatzsegmente entgegenwirkt. Der mögliche Ausfall von Kundenforderungen wird durch ein klares Forderungsmanagement und den Einsatz einer weltweiten Kreditversicherung abgedeckt.

Wettbewerbs- und Innovationsrisiko

Die Lenzing Gruppe ist dem Risiko ausgesetzt, ihre Position auf dem Fasermarkt durch steigenden Wettbewerb oder neue Technologien von Mitbewerbern zu verlieren. Der Verlust der Marktposition könnte insbesondere eintreten, wenn die Lenzing Gruppe nicht in der Lage wäre, ihre Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten, Produkte nicht den Vorgaben oder Qualitätsstandards der Kunden entsprächen oder die Kundenbetreuung hinter den Erwartungen zurückbliebe. Diesem Risiko steuert Lenzing durch eine für die Branche überdurchschnittliche Forschungs- und Entwicklungstätigkeit, eine hohe Produktinnovationsrate sowie durch ständige Kostenoptimierungen entgegen. Die Lenzing Gruppe sieht sich – ebenso wie andere Hersteller – stets mit dem Risiko konfrontiert, dass annehmbare oder überlegene Alternativprodukte verfügbar werden und zu günstigeren Preisen als holzbasierte Cellulosefasern erhältlich werden könnten.

Gesetze und Verordnungen

Die Lenzing Gruppe ist auf den weltweiten Märkten mit unterschiedlichen Rechtssystemen und Verordnungen konfrontiert. Eine Änderung von Gesetzen oder sonstigen Bestimmungen, darunter fallen auch Importzölle, Produktklassifizierungen, Umweltauflagen etc., sowie die strengere Auslegung von Verordnungen und Gesetzen können zu erheblichen Mehrkosten oder Wettbewerbsnachteilen führen. Die Lenzing Gruppe unterhält zertifizierte Managementsysteme für Qualitätsmanagement nach ISO 9001, für Umweltmanagement nach ISO 14001 und für Sicherheitsmanagement nach ISO 45001. Die Rechtskonformität im Zusammenhang mit diesen Managementsystemen wird regelmäßig intern als auch extern auditiert.

Die Lenzing Gruppe verfügt mit einer eigenen Rechts- und Compliance-Abteilung über einen Unternehmensbereich der entsprechende Beratungsleistungen und Risikoeinschätzungen durchführt.

Aufgrund der weitreichenden Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Gesellschaft und Ökosysteme ist damit zu rechnen, dass Regierungen oder weitere Stakeholder mit einer Verschärfung der Gesetze reagieren. So könnten zum Beispiel neben der Reduktion der in der EU ausgegebenen CO2-Zertifikate auch neue Steuern auf CO2-Emissionen eingeführt werden. Die Umsetzung ähnlicher Vorhaben ist derzeit auch in anderen Regionen und Ländern geplant. Eine Implementierung regional unterschiedlicher Maßnahmen kann den gesellschaftlichen Erfolg der Lenzing Gruppe negativ beeinflussen. Um die klimabedingten Übergangsrisiken zu mindern und die Resilienz in diesem Bereich weiter zu erhöhen, setzt die Lenzing Gruppe eine Vielzahl an Maßnahmen um.

Risiken hinsichtlich geistigen Eigentums

Es besteht das Risiko, dass das geistige Eigentum von Lenzing verletzt wird oder unvollständig geschützt ist. Die Lenzing Gruppe steuert diesen Risiken mittels einer eigenen Abteilung für den Schutz von geistigem Eigentum entgegen.

Klimawandel und Verschmutzung der Meere

Durch das zunehmende Bewusstsein für Probleme, die durch den Klimawandel entstehen, wie dem Anstieg der Meeresspiegel, der Häufigkeit und Schwere von Naturkatastrophen und einem zunehmenden Risiko durch die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll und Mikroplastik entstehen große Risiken für die gesamte Faserindustrie. Durch die Herstellung biologisch abbaubarer Fasern sieht Lenzing diese Entwicklung als Chance für ihr Geschäftsmodell.

Die Lenzing Gruppe hat die weitreichenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesellschaft und die Ökosysteme erkannt und bietet mit ihren innovativen und biologisch abbaubaren Produkten eine nachhaltige Alternative. Lenzing arbeitet ständig an der Festlegung klarer Nachhaltigkeitsziele und sucht kontinuierlich nach Möglichkeiten zur Erhöhung ihrer Energieeffizienz sowie nach Gelegenheiten zur Nutzung von erneuerbaren Energiequellen oder solchen mit geringeren CO2-Emissionen. Bereits 2020 verpflichtete sich Lenzing als erster Faserhersteller zu einer neutralen CO2-Nettobilanz bis 2050.

ESG (Environment, Social and Governance)

Lenzing erhob 2021 im Rahmen einer Wesentlichkeitsanalyse in einem mehrstufigen, holistischen Ansatz die Hauptthemen in Bezug auf ihr nachhaltig ausgerichtetes Geschäftsmodell. Daraus wurden für jeden ESG-Themenbereich die wichtigsten Risiken und Chancen festgelegt. Die Themen sind im Enterprise Risk Management System integriert und werden sukzessive in der langfristigen strategischen Geschäftsplanung von Lenzing mitberücksichtigt.

Im Bereich der ökologischen Verantwortung (Environment) sind vor allem die klimabezogenen Themen im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung (Stichwort CO2-Reduktion) sowie die nachhaltige Rohstoffbeschaffung (Holz, Chemikalien) und die zunehmende Wasserknappheit in gewissen Regionen Schwerpunktthemen in der Risikomatrix. Die zunehmende Regulierung, insbesondere in Bezug auf die Besteuerung von Treibhausgasen und die Bepreisung von Kohlenstoff, stellt für Lenzing ein erhebliches Risiko dar. In den Ländern, in denen Lenzing kohlenstoffintensive Prozesse betreibt, wurden bereits Vorschriften für Treibhausgasemissionen eingeführt. Lenzing arbeitet konsequent an der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen, sowie an  der Reduktion der CO2-Emissionen, um die potenzielle Belastung durch Ökosteuern zu verringern.

Holz ist für Lenzing die wichtigste natürliche Ressource für die Herstellung ihrer biologisch abbaubaren Cellulosefasern. Trotz der nachhaltigen Beschaffungspolitik und der rückwärtsintegrierten Produktion besteht die Gefahr, dass die Holzpreise aufgrund des Klimawandels, der weltweit steigenden Nachfrage nach Biomasse und alternativer Landnutzung steigen. Lenzing baut in diesem Zusammenhang ihre Zellstoffkapazitäten in Brasilien aus (siehe Lenzing Risikoausblick).

Die globale Textilindustrie, insbesondere die Modeindustrie, in der die Produkte von Lenzing häufig verwendet werden, wird wegen ihres teilweise ressourcenintensiven Rohstoffverbrauchs und ihrer Produktionsprozesse kritisch betrachtet. Lenzing sieht erhebliche Geschäftschancen durch den Zugang zu neuen und aufstrebenden Märkten mit innovativen neuen Produkten und Technologien. Innovation und Nachhaltigkeit stehen im Mittelpunkt der Lenzing Unternehmensstrategie sCore TEN.

Die Herstellung von Zellstoff und Fasern ist mit hohem Wasserverbrauch und Emissionen verbunden. Lenzing betreibt ein sorgfältiges, globales Wassermanagement, das sowohl die Einhaltung von lokalen Gesetzen als auch weltweiter Standards gewährleistet. Der zunehmenden Wasserknappheit wirkt Lenzing durch eine kontinuierliche Verbesserung der Ressourcennutzung und durch eine optimierte Standortauswahl für die Erweiterung der Produktionskapazitäten entgegen.

Im Bereich der sozialen Verantwortung (Social) wurden die Hauptrisiken im Bereich von Cyberangriffen gesehen (siehe IT-Risiken). Im Bereich Unternehmensführung (Governance) ist das Risiko einer mangelhaften Einhaltung der Corporate Governance und den daraus resultierenden Risiken wesentlich. Lenzing schärft kontinuierlich ihre internen Regeln nach und erweitert die Compliance-Organisation entsprechend.

Operative Risiken

Beschaffungsrisiko (inkl. Zellstoffversorgung)

Zur Herstellung von Cellulosefasern muss die Lenzing Gruppe große Mengen an Rohstoffen (Holz, Zellstoff, Chemikalien) und Energie zukaufen. Die Faserproduktion und deren Margen sind Risiken der Verfügbarkeit und der Preisentwicklung dieser Rohstoffe unterworfen, die zum Nachteil der Lenzing Gruppe schwanken und durch den Klimawandel weiter verstärkt werden können. Diesen Risiken wirkt Lenzing durch eine sorgfältige Auswahl der Lieferanten nach den Kriterien Preis, Zuverlässigkeit und Qualität, EcoVadis-basierte Nachhaltigkeitsbewertungen, aber auch durch langjährig ausgerichtete, stabile Lieferanten-Kunden-Beziehungen mit teilweise mehrjährigen  oder langfristen Abnahmeverträgen entgegen. Alle Zulieferer sind außerdem verpflichtet, den Globalen Lieferanten-Verhaltenskodex von Lenzing einzuhalten. Dennoch besteht das Risiko von Verstößen mit negativen Auswirkungen auf die Lenzing Gruppe und ihre Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette. Lieferkettenrisiken können sich auch aus Störungen ergeben, die durch Naturereignisse ausgelöst werden.

Lenzing ist mit einigen Rohstofflieferanten und Dienstleistungspartnern langfristige Vertragsbeziehungen eingegangen. Diese verpflichten Lenzing dazu, festgesetzte Mengen an Rohstoffen zu standardisierten Konditionen und mit möglichen Preisanpassungsklauseln abzunehmen. Daraus kann für Lenzing resultieren, dass Preise, Abnahmemengen oder andere Vertragsbedingungen nicht unmittelbar an die geänderten Marktbedingungen angepasst werden können.

Teil der sCore TEN Strategie ist, eine verstärkte Rückwärtsintegration durch den Ausbau der konzerneigenen Zellstoffproduktion zu erzielen.

Betriebliche Risiken, Umweltrisiken und Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel

Zur Herstellung von holzbasierten Cellulosefasern bedarf es komplexer chemischer und physikalischer Vorgänge, die gewisse Umweltrisiken bedingen. Durch proaktives und nachhaltiges Umweltmanagement, geschlossene Produktionskreisläufe und laufendes Monitoring der Emissionen werden diese Risiken dank heutiger Produktionstechniken sehr gut beherrscht. Lenzing arbeitet beständig daran, Sicherheit und Umweltstandards durch freiwillige Referenzen, wie das EU Ecolabel, zu erhöhen. Da die Lenzing Gruppe seit Jahrzehnten Produktionsstätten an mehreren Orten nutzt, können Risiken für Umweltschäden aus früheren Perioden nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Obwohl die Lenzing Gruppe bei Bau, Betrieb und Erhaltung ihrer Produktionsstandorte sehr hohe Standards im Bereich Technik und Sicherheit anlegt, kann das Risiko von Betriebsstörungen und -unfällen nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Solche Störungen können auch von äußeren Faktoren verursacht werden, die sich dem Einflussbereich von Lenzing entziehen. Gegen Naturgefahren (Wirbelstürme, Erdbeben, Überflutungen etc.) ist keine unmittelbare Absicherung möglich. Zudem besteht das Risiko von Personen-, Sach- und Umweltschäden sowohl innerhalb als auch außerhalb der Betriebstätten, welche zusätzlich zu beträchtlichen Schadenersatzforderungen und strafrechtlicher Verantwortlichkeit führen können.

Die Lenzing Gruppe hat ihre Produktionstätigkeit auf einige wenige Betriebsstätten konzentriert. Jegliche Störung in einer dieser Betriebsstätten beeinflusst den geschäftlichen Erfolg und die Ziele der Lenzing Gruppe.

Produkthaftungsrisiko

Die Lenzing Gruppe vertreibt ihre Produkte und Leistungen weltweit. Dabei kann es zu Schäden beim Kunden oder entlang der Lieferkette kommen, welche durch die Auslieferung eines mangelhaften Produktes von Lenzing oder einem Tochterunternehmen verursacht werden. Zudem kann die Produktsicherheit durch Verschmutzung gefährdet sein, die zu Problemen in der Wertschöpfungskette wie zu möglichen gesundheitlichen Folgen für Beschäftigte oder Kunden führen kann. Lenzing unterliegt dabei auch den geltenden lokalen Gesetzen der jeweiligen Länder, in welche die Produkte geliefert werden. Speziell in den USA werden die möglichen Implikationen als sehr schwerwiegend eingeschätzt. Lenzing wirkt diesem Risiko durch eine eigene Abteilung entgegen, die sich ausschließlich mit Verarbeitungsproblemen unserer Produkte beim Kunden bzw. Reklamationen beschäftigt. Angemessene Vorsichtsmaßnahmen im Produktionsprozess sowie regelmäßige Qualitätskontrollen sind implementiert. Drittschäden, welche durch Lenzing verursacht werden, werden in einem globalen Haftpflichtprogramm versichert.

Finanzrisiken

Für eine detaillierte Risikobeschreibung der Finanzrisiken wird auf den Konzernanhang, Note 36 bis 39, verwiesen.

Steuerrisiko

Die Produktionsstandorte der Lenzing Gruppe sind in den jeweiligen Ländern lokalen Steuergesetzen unterworfen und müssen sowohl Ertragsteuern als auch andere Steuern bezahlen. Änderungen in der Steuergesetzgebung bzw. unterschiedliche Auslegungen der jeweils geltenden Bestimmungen können zu nachträglichen Steuerbelastungen führen.

Compliance

Die ständige Verschärfung internationaler Verhaltensrichtlinien und Gesetze erhöht für Lenzing die Anforderungen zur Einhaltung und Überwachung dieser Bestimmungen. Unzureichende Kontrollen in den Geschäftsprozessen oder mangelnde Dokumentation können zur Verletzung von geltenden Gesetzen oder Regeln führen und die Reputation sowie den wirtschaftlichen Erfolg erheblich gefährden. Lenzing begegnet diesem Risiko unter anderem mit der ständigen Weiterentwicklung ihrer konzernweiten Compliance-Organisation, einem gruppenweit gültigen Verhaltenskodex, einer „Anti-Bestechungs- und Korruptions-Richtlinie“, einer „Anti-Geldwäsche Richtlinie“ sowie einer „Kartellrechtsdirektive“. Für weitere Informationen zum Thema Compliance siehe „Corporate Governance Bericht“.

IT-Risiken

Lenzing ist in ihrem täglichen Betrieb von hochentwickelten Informationstechnologie („IT„)-Systemen abhängig. IT-Systeme sind anfällig für eine Reihe von Problemen, wie Software- oder Hardware-Fehlfunktionen, böswilliges Hacken oder Cyberangriffe, physische Schäden an wichtigen IT-Zentren und Infektionen mit Computerviren. Folglich kann jede größere Beschädigung, Unterbrechung und/oder Umgehung ihrer bestehenden IT-Systeme den Geschäftsbetrieb von Lenzing stören.

Personelle Risiken

Personalrisiken können sich aus der Fluktuation von Mitarbeiter:innen in Schlüsselpositionen sowie bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeiter:innen an allen weltweiten Standorten ergeben. Die Lenzing Gruppe hat eine global aufgestellte Personalabteilung, die sich in Fragen der Personalplanung mit den jeweiligen Standorten abstimmt sowie sämtliche Personalthemen zentral steuert und kontrolliert. Dazu gehören unter anderem globale Management- und Ausbildungsprogramme für potenzielle Führungskräfte, die von der Personalabteilung organisiert werden.

Mitarbeiter:innen der Lenzing Gruppe sowie Arbeiter:innen und Angestellte von Fremdfirmen sind in den Produktionsstätten einem Verletzungsrisiko ausgesetzt. Das Lenzing Programm „Heartbeat for Health & Safety“ berücksichtigt dieses Risiko und enthält einen strategischen Ansatz für Gefahrenminderung, Vorsichtsmaßnahmen und ausgiebige Schulungen. Für mehr Informationen siehe Nachhaltigkeitsbericht der Lenzing Gruppe. Weiters entstehen bei der Beauftragung von Fremdfirmen vor allem im Zusammenhang mit den beiden Großprojekten in Thailand und Brasilien Risiken im Zusammenhang mit der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.

Risiken im Zusammenhang mit Großprojekten

Die Lenzing Gruppe erweitert laufend ihre Kapazitäten in zahlreichen Projekten. Unter anderem kann hier das neue Zellstoffwerk in Brasilien sowie das im Hochfahren befindliche Lyocellwerk in Thailand erwähnt werden. Derartige Großprojekte bergen das inhärente Risiko einer Kosten- und Zeitüberschreitung in sich. Lenzing wirkt diesen Risiken mit einem standardisierten Planungsprozess, konsequentem Projektmanagement, laufenden Kostenkontrollen sowie Versicherungslösungen und Risikotransfer entgegen. Bei Projekten dieser und ähnlicher Größe werden zusätzlich zum laufenden Risikomanagement Monte-Carlo-Simulationen durchgeführt, um die Sensitivität der wesentlichsten finanzwirtschaftlichen Kennzahlen darzustellen. Trotz des aktuell erschwerten Umfelds aufgrund der COVD-19-Pandemie läuft der Fortschritt dieser beiden Projekte bisher weitgehend nach Plan.

Risiken aus externer Sicht und sonstiger Stakeholder

Als globales Unternehmen ist sich die Lenzing Gruppe ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Die im Risikobericht erwähnten Risiken beziehen sich hauptsächlich auf die Wirkung gegenüber den Vermögenswerten und Ergebnissen der Lenzing Gruppe. Als einer der Nachhaltigkeitsführer der Branche strebt die Lenzing Gruppe ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen von Gesellschaft, Umwelt und Ökonomie an. Diese Verantwortung übernimmt das Unternehmen insbesondere auch in Bezug auf mögliche Auswirkungen der Betriebstätigkeit auf Anrainer der Produktionsstandorte sowie gegenüber der gesamten Gesellschaft. Aktive Stakeholder-Arbeit zur Minimierung der Risiken (Partnerschaft für systemischen Wandel) und zur Schaffung von Zusatznutzen für Mensch und Umwelt sind klare Ziele der Innovations- und Geschäftstätigkeit der Lenzing Gruppe. Die Lenzing Gruppe wurde im Berichtsjahr mit dem Platin-Status im CSR-Rating von Eco Vadis ausgezeichnet. Die Bewertung deckt die wichtigsten Praktiken im Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) ab. Gemeinsam mit ihren Partnern arbeitet die Lenzing Gruppe daran, die Risiken für Stakeholder zu verstehen und Lösungen zur Minimierung der Risiken zu finden. Dies erfolgt durch offene Kommunikation und Transparenz genauso wie durch die ständige Verbesserung der Technologien und nachhaltigen Praktiken.

1 Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission

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