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Energie- und weitere Rohstoffversorgung der Divisionen

Die Themen „Energie“ und „Weitere Rohstoffe“ sind als wesentliche Einflussfaktoren auf die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage der Lenzing Gruppe den Divisions „Fiber“ und „Pulp“ zuzuordnen.

Energie

Lenzing zählt mit ihrem Bioraffinerie-Konzept an den Standorten Lenzing, Paskov und Indianópolis zu den Vorreitern einer möglichst energieautarken Faser- und Zellstoffproduktion und arbeitet an den anderen Produktionsstandorten kontinuierlich an der Verbesserung der Energieeffizienz.

Lenzing bereitet sich bestmöglich auf die Situation langfristig erhöhter Energiepreise und akuter Energieknappheit vor. Im Berichts­jahr wurde intensiv daran gearbeitet, die Energievorräte aufzufüllen. Lenzing ist ein Unternehmen mit internationalem Footprint und daher teilweise in der Lage, bestimmte lokale Herausforderungen, wenn auch zu höheren Kosten, global auszugleichen. Die aktuelle Kosten- und Versorgungssituation beeinflusst die mitteleuropäischen Standorte, insbesondere den Standort Heiligenkreuz (Österreich), wo derzeit an einem nachhaltigen Energiekonzept gearbeitet wird, am stärksten.

In Europa sind die Energiepreise 2022 ausgehend von einem bereits historischen Preisniveau im Vorjahr weiter deutlich gestiegen. Die Preisentwicklung in Europa ist insbesondere auf die Gasverknappung durch Russland zurückzuführen, wodurch sich der Gaspreis im Spotmarkt bei teilweise extremer Volatilität um 168 Prozent im Vorjahresvergleich auf durchschnittlich EUR 123,4 pro MWh erhöhte. Die Vorbereitungen auf den Winter kennzeichneten die Einspeicheraktivitäten im Sommer 2022 und ließen den Gaspreis zeitweise auf bis zu EUR 236 pro MWh im monatlichen Durchschnitt steigen.

Der Strompreis entwickelte sich ähnlich der Gaspreisentwicklung, auch weil die Produktion von erneuerbaren Energien im Sommer schwächer war als in den Vorjahren. Der Preisanstieg bei Strom lag bei 145 Prozent im Vorjahresvergleich.

Die Gasverknappung in Europa führte zu hohen Flüssiggasimporten, die wiederum anderswo durch Kohle ersetzt werden mussten. Damit stieg auch der Kohlepreis um 139 Prozent im Vorjahresvergleich.

Die Preise für CO2-Zertifikate und Rohöl erhöhten sich im Vorjahresvergleich um 52 Prozent bzw. 40 Prozent.

Die Einkaufsstrategie der Lenzing Gruppe für die Hauptkostenträger Strom und Gas basiert größtenteils auf einer Beschaffung über den Spotmarkt. Die Preisanstiege an den globalen Energiemärkten resultierten daher 2022 auch in einer deutlichen Erhöhung der Energiekosten des Unternehmens.

Die Energieanlagen am Standort Lenzing liefen in der Berichtsperiode überwiegend im Normalbetrieb. Lenzing eröffnete im Oktober auf einer Fläche von 55.000 m2 die größte Photovoltaik-Freiflächenanlage des Landes Oberösterreich. Darüber hinaus wurden mehrere Dachanlagen installiert. Die gesamte Leistung der PV-Anlagen beläuft sich auf mehr als 7 MWp. Lenzing unterzeichnete darüber hinaus einen Stromliefervertrag mit dem Grünstromerzeuger Enery und Energie Steiermark und finanziert damit eine Photovoltaikanlage im Bezirk Deutschlandsberg. Mit dem daraus erzeugten Strom wird nach erfolgter Inbetriebnahme ab dem vierten Quartal 2023 das Faser- und Zellstoffwerk am Standort in Lenzing versorgt. Die Leistung der Anlage wird sich auf 5,5 MWp belaufen. Mit dem kontinuierlichen Ausbau der erneuerbaren Energien macht sich Lenzing unabhängiger von globalen Energiemärkten und reduziert weiter ihre CO2-Emissionen entsprechend der strategischen Zielvorgaben.

Die Energieanlagen in Paskov liefen ebenfalls im Normalbetrieb. Die überschüssige Energie wurde ins öffentliche Stromnetz eingespeist.

Die Energiepreise in Nordamerika folgten basierend auf einem niedrigeren Niveau und bei deutlich geringerer Volatilität dem internationalen Trend. Am Standort Mobile (USA) erhöhten sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 53 Prozent (Erdgas) bzw. 20 Prozent (Strom).

Die Anlagen in Purwakarta (Indonesien) wurden mit hohen Verfügbarkeiten betrieben und weiter optimiert. Der Kohlepreis stieg im Vorjahresvergleich um 50 Prozent, wobei der Preis im zweiten Halbjahr um 9 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr zurückging. Der Netzstrompreis lag im Berichtsjahr im Durchschnitt 14 Prozent über dem Vorjahresniveau. Lenzing bezieht an ihrem indonesischen Standort seit Juli des Vorjahres grünen Strom aus erneuerbaren Quellen.

Die Dampfkosten am Standort Nanjing (China) folgten dem steigenden Kohlepreis und lagen 25 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Netzstrompreis lag 27 Prozent darüber. Die Umstellung der Energieversorgung von Kohle auf Erdgas mit dem Ziel CO2-Emissionen zu reduzieren wurde 2022 weiter erfolgreich vorangetrieben.

Im ersten Halbjahr 2022 wurde die Lyocellanlage am Standort Prachinburi (Thailand) in Betrieb genommen. Die Strom- und Dampfpreise befinden sich seither auf ähnlichem Niveau wie am Standort Nanjing. Der neue Standort in Thailand wird CO2-neutral betrieben.

Weitere Rohstoffe

Der starke Anstieg der Energiepreise infolge der Pandemie und des Ukraine-Kriegs verursachte auch eine Verknappung des Angebots und deutliche Preisanstiege an den globalen Rohstoffmärkten.

Natronlauge

Natronlauge kommt bei der Herstellung von Faserzellstoff zum Einsatz und ist ein wichtiges Vorprodukt für die Herstellung von Viscose- und Modalfasern. Sie fällt als Nebenprodukt bei der Chlorproduktion an. Die Preise für Natronlauge erhöhten sich im Berichtsjahr um ein Vielfaches und erreichten weltweit ein neues Rekordniveau. Grund dafür ist eine stabil hohe Nachfrage bei gleichzeitiger Angebotsknappheit infolge der hohen Energiepreise und einer rückläufigen Nachfrage nach Chlor.

Schwefel

Schwefel ist ein wichtiges Ausgangsprodukt für die Herstellung von Schwefelkohlenstoff und Schwefelsäure. Beide Rohstoffe werden wiederum im Viscoseverfahren eingesetzt. Die Schwefelpreise stiegen im ersten Halbjahr 2022 deutlich und erreichten ebenfalls neue Rekordwerte. Maßgeblich dafür waren eine erhöhte Nachfrage und geringere Produktionsmengen infolge der Pandemie – mit zwischenzeitlich negativen Auswirkungen auf die Verfügbarkeit am Markt. Im zweiten Halbjahr 2022 reduzierte sich die Schwefelnachfrage deutlich und die Preise stabilisierten sich in weiterer Folge.

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