Die Biodiversität wird in einem kürzlich erschienenen Bericht vom IPCC und der IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services)30 definiert als „Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, einschließlich terrestrischer, mariner und anderer aquatischer Ökosysteme und der ökologischen Komplexe, von denen sie ein Teil sind“. Die Lebensgrundlage und das Wohlergehen der Menschen hängen in vielerlei Hinsicht von den Beiträgen der lebenden Organismen und Ökosysteme ab. Ohne den Schutz der Biodiversität und der Ökosysteme gibt es keinen Wohlstand für künftige Generationen. Zwischen Klimawandel, Landnutzung, Umweltverschmutzung und Biodiversität besteht ein enger Zusammenhang.
Das Weltwirtschaftsforum bezeichnet den Verlust der Biodiversität und die Krise der natürlichen Ressourcen langfristig (fünf bis zehn Jahre)31 als zwei der fünf größten existenziellen Bedrohungen für die Wirtschaft, die Menschen und den Planeten. Der weltweite Verlust an Biodiversität ist in letzter Zeit in vielen Branchen in den Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsdebatte gerückt – so auch in der Textil- und Vliesstoffindustrie.
Nach der IPBES werden die Belastungen der Natur, die zum Verlust der Biodiversität und der Ökosystemfunktionen führen, in fünf Gruppen eingeteilt (IPBES 201932, nach der Initiative Science Based Targets for Nature, 202033):
- Veränderung der Land-/Wasser-/Meeresnutzung
- Ausbeutung der Ressourcen
- Klimawandel
- Umweltverschmutzung
- Invasive Arten
Im Zusammenhang mit dem weltweiten Verlust der Biodiversität wird sich die Textil- und Bekleidungsindustrie in letzter Zeit immer mehr ihres Anteils an diesem Problem bewusst34,35. Die landwirtschaftliche Produktion von Naturfasern steht hier im Mittelpunkt. Die Umweltverschmutzung bei der Faserherstellung und Textilverarbeitung, aber auch die Holzbeschaffung aus Wäldern wird als mögliche Ursache für den Verlust der Biodiversität angesehen. Die Produkte können am Ende ihrer Nutzungsdauer mögliche Auswirkungen durch die Verschmutzung von Land- und Wasserökosystemen haben, insbesondere durch biologisch nicht abbaubare Materialien, die in die Umwelt gelangen.
Lenzing als führender Cellulosefaserhersteller konzentriert sich auf die drei Bereiche Holz- und Faserzellstoffbeschaffung, Produktionsprozesse und Endnutzung der Produkte, um dem Verlust der Biodiversität entgegenzuwirken.
Holz ist der wichtigste Rohstoff für Lenzing. Die Hauptursache möglicher Auswirkungen der Geschäftstätigkeit und der Lieferkette der Lenzing Gruppe ist daher mit der Landnutzung durch die Forstwirtschaft verbunden. Darüber hinaus ist Lenzing in erster Linie von der Biodiversität und der reibungslosen Funktion der Waldökosysteme abhängig, die den Rohstoff Holz liefern. Negative Auswirkungen auf die Biodiversität können sich aus einer verstärkten Nutzung der Wälder ergeben. Andererseits sind die positiven Auswirkungen einer nachhaltigen Forstwirtschaft auf die Biodiversität und die Ökosysteme bekannt und können weiter erforscht und umgesetzt werden.
Weitere mögliche Auswirkungen können aus den Emissionen der Produktionsanlagen in Wasser, Boden und Luft entstehen. Am Ende der Wertschöpfungskette von Textil- und Vliesstoffprodukten können sich Auswirkungen auf die Biodiversität ergeben, wenn nicht abbaubare Kunststoffe in die Umwelt gelangen.
30) IPBES-IPCC 2021: Scientific outcome of the IPBES-IPCC co-sponsored workshop on biodiversity and climate change
31) WEF Global Risk Report 2021
32) IPBES. (2019). Global assessment report on biodiversity and ecosystem services of the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services. E. S. Brondizio, J. Settele, S. Díaz, and H. T. Ngo (editors). IPBES secretariat, Bonn, Germany. https://ipbes.net/global-assessment
33) Science Based Targets for Nature. Initial guidance for businesses. 2020.
34) Textile Exchange, Biodiversity Insights Report 2021. https://mci.textileexchange.org/biodiversity/insights/
35) Global Fashion Pact, Transforming the industry. 2020. https://thefashionpact.org/wp-content/uploads/2020/10/038906e111abca13dce4c77d419e4f21.pdf