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Klimarisiken und Chancen bei Lenzing

Basierend auf dem 2020 beschlossenen Ziel, ein klimaresistentes Unternehmen zu sein, hat Lenzing den Prozess der Umsetzung der TCFD-Empfehlungen (Task Force on Climate-related Financial Disclosures) im Jahr 2021 weiter verbessert, indem die Zuständigkeiten des Vorstandes und des obersten Managements für alle identifizierten klimabezogenen Risiken und Chancen definiert wurden.

Die Empfehlungen der TCFD geben Unternehmen eine Orientierungshilfe zur Einbeziehung von Klimarisiken und -chancen in finanzielle und nicht finanzielle Berichte und schließlich zur Ausrichtung von Klimarisiken auf das Risiko­management des Unternehmens. Die TCFD gibt Empfehlungen in vier verschiedenen Bereichen: (1) Governance, (2) Strategie, (3) Risikomanagement sowie (4) Kennzahlen und Ziele. Im Rahmen der 2020 durchgeführten Analyse konzentrierte sich Lenzing auf die Bereiche Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele.

Am Ende der TCFD-Empfehlungen wird zwischen zwei verschiedenen Risikokategorien unterschieden: politische, rechtliche, technologische und Marktrisiken – sogenannte Transitionsrisiken – sowie akute und chronische Risiken, die sogenannten physischen Risiken. Transitionsrisiken ergeben sich aus der Transformation hin zu einer CO2-armen Wirtschaft (z.B. regulatorische Änderungen), während physische Risiken Umweltrisiken sind, die zu negativen chronischen oder akuten Auswirkungen auf ein Unternehmen führen (z.B. Wasserknappheit oder extreme Wetterereignisse). Der 2020 eingeführte konzernweite TCFD-Bewertungsprozess wurde mit dem Ziel weiterentwickelt, die Risiken des Klimawandels zu identifizieren, zu priorisieren, zu quantifizieren und abzumildern sowie die Chancen im Betrieb und in der Lieferkette von Lenzing zu nutzen. Um klimabezogene Risiken und Chancen anzugehen, hat Lenzing ein hochrangiges ESG-Komitee mit dem Vorstand und Führungskräften aus verschiedenen Bereichen wie Nachhaltigkeit, Business Management, Strategie, Investor Relations, Controlling und Risikomanagement eingerichtet.

Die für Lenzing relevanten Risiken und Chancen wurden mittels Szenario­analyse für kurzfristige (1 bis 2 Jahre), mittelfristige (2 bis 5 Jahre) und langfristige (5 bis 30 Jahre) Folgen qualitativ bewertet, um deren potenzielle finanzielle Auswirkungen und Eintrittswahrscheinlichkeiten abzuschätzen. Lenzing hat daraufhin eine KPI-Scorecard mit Kennzahlen und Zielen für die wichtigsten klimabezogenen Risiken und Chancen auf Basis der TCFD-Empfehlung für Kennzahlen und Ziele entwickelt.

Zusätzlich zur Umsetzung der TCFD-Empfehlungen unternahm Lenzing große Anstrengungen zur Offenlegung von klima-, gewässer- und waldbezogenen Risiken und Chancen auf der CDP-Plattform. Dies wurde 2021 mit einem „AAA“-Rating gewürdigt.

Neben der Offenlegung von klimabezogenen Risiken und Chancen gegenüber externen (Rating-)Organisationen liegt der Fokus von Lenzing auf der vollständigen Integration von ESG-Themen in den unternehmensweiten Risikomanagementprozess.

Die folgende Tabelle beschreibt die wichtigsten Klimarisiken und -chancen und geht auf die Reaktionen und Maßnahmen von Lenzing zur Risikominderung ein. Der TCFD-Index im Anhang dieses Berichtes zeigt die Zusammenhänge zwischen den TCFD-Empfehlungen, dem Inhalt dieses Berichtes und anderen externen Publikationen (z.B. CDP Climate).

Charakterisierung: Transitionsrisiken, physische Risiken und Transitionschancen

Charakterisierung

Beschreibung der Risiken/Chancen

Beitrag von Lenzing

Transitions­risiken

Künftige Regelungen zum CO2-Preis

Die zunehmende Regulierung, insbesondere im Bereich der Ökosteuern und der CO2-Preise, stellt ein nicht unerhebliches Risiko für Lenzing dar. In den Ländern, in denen Lenzing CO2-intensive Prozesse betreibt, wurden bereits Regelungen zu Treibhausgasemissionen umgesetzt (Verbesserung der Energieeffizienz, regulierte Emissionsrechte). Strengere Regelungen, die die Kosten für Treibhausgas­emissionen erhöhen würden, sind in Vorbereitung.

Lenzing implementiert strenge Energieeffizienzmaßnahmen, um ihre potenzielle Belastung durch Ökosteuern zu reduzieren. 2019 hat Lenzing ein wissenschaftlich fundiertes Ziel festgelegt, um ihre Treibhausgas­emissionen (Scope 1, 2 und 3) bis 2030 um 50 Prozent pro Tonne verkauftem Faserzellstoff und Fasern zu reduzieren (im Vergleich zur Ausgangsbasis 2017). Damit mildert Lenzing die Risiken künftiger Regelungen zum CO2-Preis. Lenzing verfolgt mit ihrer Dekarbonisierungsstrategie die Vision, bis 2050 der erste Netto-Null-Player zu werden.

Erhöhte Kosten für Biomasse

Holz ist die wichtigste natürliche Ressource der Lenzing Gruppe zur Herstellung biobasierter Fasern. Trotz ihrer nachhaltigen Beschaffungspolitik und der rückwärtsintegrierten Produktion besteht die Gefahr, dass die Holzpreise aufgrund des Klimawandels, der weltweit höheren Nachfrage nach Biomasse und der alternativen Landnutzung steigen. Die zunehmende Konkurrenz um Landnutzung und natürliche Ressourcen wirkt sich auf die langfristigen strukturellen Biomassepreise aus.

Um das Risiko steigender Biomassepreise zu minimieren und die Sicherheit in der Lieferkette zu verbessern, baut Lenzing in Brasilien eine moderne Faser­zellstoffanlage mit integriertem Plantagen- und Forstbetrieb. Die neue Anlage verbessert die Kostenposition der Lenzing Gruppe und stellt durch die Ausrichtung auf Nachhaltigkeitsaspekte einen Meilenstein in Bezug auf Lenzings Strategie zur Klimaneutralität dar.

Reputationsrisiko in der Textilindustrie

Die Textilindustrie, in der die Produkte von Lenzing häufig zum Einsatz kommen, wird aufgrund des teilweise nicht nachhaltigen und ressourcenintensiven Rohstoff­verbrauches und der Produktions­prozesse kritisch beobachtet. Insbesondere Polyester und herkömmliche Baumwolle sind mit strukturellen Problemen konfrontiert, die zu einer negativen Medienberichterstattung führen und die Stigmatisierung der Branche verstärken könnten. Das wiederum könnte den Umsatz der Lenzing Gruppe beeinträchtigen.

Lenzing reagiert auf mögliche negative Medienberichte über die Mode- und Textilindustrie, indem die Gruppe proaktiv Informationen über ihre Geschäfts­praktiken und ihren ökologischen Fußabdruck offenlegt. Über bestimmte Kommunikationskanäle unterstreicht Lenzing ihren Beitrag zu einer CO2-armen Wirtschaft und den Nettonutzen, der durch ihre Spezialprodukte im Vergleich zu den am Markt angebotenen Standardprodukten der Branche entsteht.

Physische Risiken

Chronische physische Klimarisiken

Klimamodelle zeigen, dass steigende globale Durchschnittstemperaturen zu einer Zunahme chronischer Klimagefahren führen werden. Der Betrieb der Lenzing Gruppe und ihre Lieferkette sind zunehmend von extremen Wetterereignissen, Wasserknappheit und anderen physischen Gefahren betroffen. Zunehmender arbeitsbedingter Hitzestress könnte bei Lenzing zu verminderter Arbeitsfähigkeit, geringerer Arbeitsproduktivität und zu einem Verlust an wirtschaftlicher Leistung führen.

Die Policy der Lenzing Gruppe für Sicherheit, Gesundheit und Umwelt gibt eine klare Roadmap vor, um sicherzustellen, dass keine Unfälle passieren und keine Schäden für Mensch und Umwelt entstehen. Lenzing führt Fallstudien durch, um mögliche Auswirkungen steigender Durchschnittstemperaturen auf die Arbeitsproduktivität abzumildern. Außerdem werden technische, organisatorische und persönliche Maßnahmen ausgearbeitet.

Übergangs­möglichkeiten

Erhöhte Nachfrage nach emissionsarmen Produkten und Produktinnovationen

Da sich die Anforderungen und Vorlieben der Konsument:innen in Richtung emissionsarmer Produkte verschieben, wird erwartet, dass die Entwicklung und der Ausbau von emissionsarmen Waren und Dienstleistungen ein erhebliches Wachstumspotenzial aufweisen. Lenzing setzt auf lebenszyklusbasiertes Denken, nachhaltige Beschaffung, effiziente Nutzung von Biomasse und Partnerschaften mit Stakeholdern entlang der Wertschöpfungskette, um zu nachhaltigeren Konsum- und Produktions­mustern beizutragen. All diese Faktoren führen zu einem Nettonutzen der Lenzing Produkte.

Lenzing hat eine ehrgeizige Wachstumsstrategie, um von der erwarteten höheren Nachfrage nach Produkten aus verantwortungsvollen Quellen und mit geringem Schadstoffausstoß zu profitieren. Lenzing plant, in den kommenden Jahren über EUR 1 Mrd. in neue Anlagen zur Herstellung von Lyocellfasern und Faserzellstoff zu investieren. Die Investitionspläne helfen Lenzing dabei, die konzernweiten CO2-Emissionen weiter zu reduzieren und die nachhaltige Rohstofflieferung der Lenzing Gruppe zu verbessern. Bei allen Projekten ist die Nachhaltigkeit der zentrale Motor für Bau und Betrieb. Lenzing bewertet zudem jede Innovation im Hinblick auf die Verbesserung der Nachhaltigkeit.

Dekarbonisierungsstrategie minimiert betriebliche Risiken

Die Lenzing Gruppe sieht in der raschen Dekarbonisierung eine große Geschäftschance, um Risiken im operativen Geschäft zu senken, mehr Widerstandsfähigkeit aufzubauen, Produkte mit geringeren Klima­auswirkungen auf den Markt zu bringen und Energieeffizienzgewinne zu erzielen. Lenzing wird ihre Treibhausgas­emissionen in den kommenden Jahren durch eine Reihe entsprechender Maßnahmen (Dekarbonisierungsstrategie) und wissenschaftlich fundierter Ziele (Senkung der Treibhausgasemissionen pro Tonne Produkt um 50 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2017) deutlich reduzieren. Zudem strebt Lenzing an, ihre Netto-Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Null zu senken.

Lenzings Science Based Target Initiative hat dieses wissenschaftlich fundierte Ziel genehmigt und machte Lenzing damit zum ersten Hersteller holzbasierter Cellulosefasern mit einem genehmigten Science-based target. Die Dekarbonisierungs­strategie von Lenzing basiert auf der Reduktion ihrer Emissionen und nicht auf deren Kompensation. Um das Ziel zu erreichen, hat Lenzing einen funktionsübergreifenden Lenkungs­ausschuss eingerichtet, der unter der Leitung des Vorstands­vorsitzenden der Gruppe die notwendigen Entscheidungen trifft. Die Treibhausgas-Reduktionsaktivitäten von Lenzing umfassen eine Reihe von Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß sowohl innerhalb des Unternehmens als auch entlang der Lieferkette reduzieren.

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