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Nutzungsende im natürlichen Kreislauf: Biologische Abbaubarkeit von LENZING™ Fasern

Cellulosefasern

Cellulose ist ein Hauptbestandteil der pflanzlichen Biomasse und eines der am häufigsten in der Natur vorkommenden Polymere. Als Teil eines geschlossenen natürlichen Materialkreislaufs sind die Ökosysteme unseres Planeten gut gerüstet, damit umzugehen. Dieser Cellulosekreislauf bildet die Grundlage für das Geschäftsmodell von Lenzing und bietet die Möglichkeit, einige der anspruchsvollsten gesellschaftlichen Themen wie den Klimawandel oder die aufkommenden Potenziale der Kreislaufwirtschaft anzugehen. Selbst wenn der Kohlenstoff aus den Materialien am Ende ihrer Lebensdauer freigesetzt wird, handelt es sich um erneuerbaren Kohlenstoff, der Teil des natürlichen Kreislaufs ist, sodass kein zusätzlicher fossiler Kohlenstoff in die Atmosphäre gelangt.

Standardfasern von Lenzing werden in einem industriellen Prozess aus Cellulose geformt. Das Faserendprodukt besteht aus dem chemisch nicht modifizierten Naturpolymer Cellulose. Abbildung „Fasertypen am Weltmarkt“ unten verdeutlicht, dass zwei Gruppen von Fasern aus nicht modifizierten Naturpolymeren bestehen: zum einen die Naturfasern, zum anderen die regenerierten/holzbasierten Cellulosefasern. Beide Gruppen von Fasern sind von Natur aus biologisch abbaubar. Andere Fasertypen können biologisch schwer abbaubar sein, z.B. auf fossilen Rohstoffen basierende Synthetikfasern, einige biosynthetische Fasern und einige halbsynthetische Fasern, die aus chemisch modifizierten Naturpolymeren hergestellt werden. Eine systematische Betrachtung des biologischen Abbaus von Fasern finden Sie im Dokument „Biodegradable Polymers in Various Environments“ des Nova Instituts.

Fasertypen am Weltmarkta

Fasertypen am Weltmarkt (Illustration)
a) Modifiziert von BISFA (International Bureau for Standardisation of man-made fibers), 2017. Terminology of man-made fibers. http://www.bisfa.org/wp-content/uploads/2018/06/2017-BISFA-Terminology-final.pdf [aufgerufen am 15. Februar 2022]

Ende der Lebensdauer von LENZING™ Fasern

Am Ende ihres Lebenszyklus gibt es für Produkte, die aus Lenzing Fasern hergestellt werden, z.B. Bekleidung, Heimtextilien, technische Produkte sowie Hygiene- und Körperpflegeprodukte, mehrere Optionen:

  • Recycling: Produkte aus holzbasierten Fasern können prinzipiell recycelt und wieder für die Faserproduktion bei Lenzing verwendet werden. Dies zeigt das Beispiel der Lenzing Fasern, die im Rahmen der REFIBRA™ oder Eco Cycle Technologie recycelten Textilabfälle im kommerziellen Maßstab nutzen.
  • Kompostierbarkeit: Ist kein Recycling möglich, können einige Textil- und Vliesstoff-Anwendungen kompostiert werden, wenn alle Bestandteile biologisch abbaubar sind. Der BioSinn-Report (gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) des Nova-Instituts für politische und ökologische Innovation listet solche Anwendungen auf, darunter Feuchttücher oder Bindegarne. Alle LENZING™ Fasern sind kompostierbar und erfüllen die Anforderungen an die Kompostierbarkeit in Bezug auf die biologische Abbaubarkeit, den Zerfall und die fehlende Ökotoxizität7.
  • Anaerobe Vergärung: Alternativ kann es für bestimmte Produkte sinnvoll sein, eine anaerobe Vergärung mit Energierückgewinnung (Biomethan­produktion) bei der Abfallaufbereitung einzusetzen. LENZING™ Fasern sind unter kontrollierten anaeroben Abfallaufbereitungsbedingungen vollständig abbaubar.
  • Verbrennung: Kommt eine Kompostierung nicht in Frage, können die Endprodukte unter Rückgewinnung der enthaltenen Energie verbrannt werden. Da die Fasern aus natürlichen Polymeren bestehen, sind sie bei der Verbrennung klimaneutral, d.h., es wird nur die Menge an CO2 freigesetzt, die ursprünglich in der Pflanze gespeichert war. In jedem Fall liefern sowohl die kompostierten Materialien als auch das CO2 den Input für das Pflanzenwachstum und schließen so den natürlichen Kohlenstoffkreislauf.
  • Deponieabfälle: Die am wenigsten zu bevorzugende Option für die Entsorgung von Materialien, die das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben, ist die Deponierung, die in vielen Ländern immer noch gängige Praxis ist. Während diese Option so schnell wie möglich auslaufen muss, können die Cellulosefasern von Lenzing ohnehin biologisch abgebaut werden, ohne dass Mikroplastik oder Giftstoffe freigesetzt werden, wenn die Bedingungen auf der Deponie den biologischen Abbau begünstigen.

Biologische Abbaubarkeit

Die Eigenschaft eines Materials, von Mikroorganismen (Bakterien, Pilzen etc.) zu Kohlendioxid, Wasser, Biomasse oder Kompost abgebaut und von der Umwelt aufgenommen zu werden.

Kompostierbarkeit

Die Fähigkeit, bei bestimmten Temperaturen (industriell: 58°C; zu Hause: 28°C) im Boden unter bestimmten Bedingungen und über einen bestimmten Zeitraum biologisch abbaubar zu sein.

Externe wissenschaftliche Bestätigung der biologischen Abbaubarkeit

Die Ergebnisse von Experimenten, die von der renommierten Scripps Institution of Oceanography (SIO) der University of California San Diego durchgeführt wurden, liefern den wissenschaftlichen Beweis, dass holzbasierte Cellulosefasern einen wirksamen, biologisch abbaubaren Ersatz für Kunstfasern auf fossiler Basis darstellen. Das SIO genießt weltweit den Ruf als eines der ältesten, größten und wichtigsten Meeresforschungszentren der Welt. In einer im Oktober 2021 veröffentlichten Studie haben Wissen­schaftler des SIO bestätigt, dass holzbasierte Cellulosefasern am Ende ihres Lebenszyklus innerhalb kurzer Zeit im Meer biologisch abgebaut werden. Die Untersuchung war das Ergebnis eines unabhängigen Projektes, das darauf abzielt, die End-Of-Life Szenarien von in der Umwelt entsorgten Textilien und Vliesstoffen zu verstehen. Dabei wurden die Abbauprozesse von Vliesstoffen aus fossilen synthetischen Materialien wie Polyester mit denen von cellulosehaltigen Materialien, wie den holzbasierten Lyocell-, Modal- und Viscosefasern von Lenzing, in bestimmten Szenarien unter verschiedenen realen Meeresbedingungen und kontrollierten Aquarienbedingungen verglichen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind verblüffend: Während holzbasierte Cellulosefasern innerhalb von 30 Tagen vollständig biologisch abgebaut wurden, hatte sich der Zustand der getesteten Fasern auf fossiler Basis nach mehr als 200 Tagen praktisch nicht verändert.

„Unser Ziel ist es, ein breites Bewusstsein für die großen Herausforderungen wie die Plastikverschmutzung zu schaffen und die Industrie davon zu überzeugen, auf holzbasierte, biologisch abbaubare Fasern der Marken TENCEL™, Lenzing™ ECOVERO™ und VEOCEL™ umzusteigen.“

Robert van der Kerkhof, Mitglied des Vorstandes von Lenzing

Mikroplastik

Kleine Kunststoffpartikel von 5 mm oder weniger – sogenanntes „Mikroplastik“ – werden als ein großes Verschmutzungsproblem in Binnengewässern und Ozeanen angesehen. Während durch die jüngsten Industrieinitiativen und Rechtsvorschriften umweltfreundlichere Alternativen gefördert werden sollen, legte Lenzing als Hersteller holzbasierter Cellulosefasern den Grundstein für biologisch abbaubare Produkte bereits vor über 80 Jahren.

EU-Richtlinie über Einwegkunststoffe

Gemäß der Richtlinie (EU) 2019/904 (Single-Use Plastics Directive, SUPD), die darauf abzielt, die Auswirkungen von Kunststoffprodukten auf die Umwelt zu verringern, gelten natürliche Polymere, die nicht chemisch verändert wurden, definitionsgemäß nicht als „Kunststoff“. In den Leitlinien der Kommission über Einwegkunststoffartikel in der EU-Richtlinie 2019/904 heißt es eindeutig, dass Viscose und Lyocell nicht als chemisch verändert gelten und daher nicht als Kunststoff angesehen werden. Auch die nachgewiesene biologische Abbaubarkeit von LENZING™ Fasern verfolgt das gleiche Ziel wie diese Richtlinie, nämlich die Vermeidung von Plastikverschmutzung. Folglich ist die SUPD ein potenzieller Katalysator für Vliesstoff-Anwendungen von LENZING™ Fasern.

Die Lenzing Gruppe ist Teil von Industrie- und Multi-Stakeholder-Initiativen, z.B. des Microfibers Consortium der European Outdoor Group und des branchenübergreifenden Abkommens der Textil- und Waschmittelindustrie sowie des Projektes „Textile Mission“ im Rahmen des deutschen Forschungsprogrammes „Plastik in der Umwelt“. Lenzing stellt Faser- und Textilzwischenprodukte zur Prüfung und Entwicklung neuer Textillösungen bereit und gibt Feedback zu Entwürfen von Berichten und Leitfäden.

Die biologische Abbaubarkeit der LENZING™ Fasern wurde im Labor von Organic Waste Systems (OWS) in Belgien – einem der weltweit führenden unabhängigen Forschungslabors für die Prüfung der biologischen Abbau­barkeit und Kompostierbarkeit – getestet. Die Bewertung wurde gemäß den bestehenden und anwendbaren internationalen Standards durchgeführt und spiegelt alle relevanten natürlichen und künstlichen Umgebungen wider, in denen ein biologischer Abbau stattfinden kann (Abbildung „Biologische Abbaubarkeit von LENZING™ Fasern in verschiedenen Umgebungen“). Zertifikate der Zertifizierungsorganisation TÜV AUSTRIA zeigen, dass LENZING™ Standardfasern in allen natürlichen Umgebungen und bei der Aufbereitung von Industrieabfällen mit dem Ziel des biologischen Abbaus innerhalb der in den geltenden Normen festgelegten Zeiträume relativ schnell abgebaut werden. Dies sollte nicht als Möglichkeit zur Abfallentsorgung oder als Rechtfertigung für die Vermüllung angesehen werden, sondern vielmehr als zusätzlicher Schutz, um Verschmutzung zu vermeiden. Lenzing Fasern bieten damit eine nachhaltige Lösung für das Problem der Plastikverschmutzung. Weitere Details und Komponenten der Tests und Zertifikate sowie zur biologischen Abbaubarkeit im Allgemeinen finden Sie im Fokuspapier „End of product use“.

Biologische Abbaubarkeit von Lenzing™ Fasern in verschiedenen Umgebungena

Bioabbaubarkeit von Fasern in verschiedenen Umgebungen (Illustration)
a) EMAF, 2017, nach B. de Wilde, 2013. Die anaerobe Vergärung, die industrielle Kompostierung und die Heimkompostierung sind kontrollierte Umgebungen für das Abfallmanagement Die Tests im Boden, im Süßwasser und im Meerwasser simulieren den Verbleib der Abfälle in den jeweiligen Umgebungen. Gilt für alle LENZING™ Standardfasern.

7) Ellen MacArthur Foundation, A new textiles economy: Redesigning fashion’s future, http://www.ellenmacarthurfoundation.org/publications, 2017, S. 21

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