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Digitalisierung

Digitale Technologien entwickeln sich heute schneller als je zuvor, werden immer komplexer und betreffen immer mehr Menschen. Da neue digitale Technologien die Industrien drastisch verändern, ist Lenzing bestrebt, die Vorteile dieser Technologien zu nutzen, um ihren technologischen Vorsprung beizubehalten. Lenzing hat bereits viele Betriebsabläufe mithilfe digitaler Technologien optimiert und neue Arbeitsweisen etabliert. Um insbesondere die Chancen neuer Technologien weiter zu nutzen, wurde 2021 eine Digital Innovation Function eingeführt.

Digitale Lösungen führen zu neuen Arbeitsweisen

Als die COVID-19-Pandemie begann, war die Lenzing Gruppe in der Lage, innerhalb kürzester Zeit auf das Arbeiten im Homeoffice umzustellen. Die Infrastruktur war bereits gut auf diesen Schritt vorbereitet, sodass lediglich eine Erhöhung der Bandbreiten und Lizenzen erforderlich war. Trotz der außergewöhnlichen Umstände hat Lenzing dafür gesorgt, dass alle Sicherheitsmaßnahmen auf hohem Niveau blieben, z.B. durch die Bereitstellung von Handlungsanweisungen zum Datenschutz, Informationssicherheit und Anwendung von Sicherheits-Patches im Homeoffice analog zu den Vorgaben zur Anwendung vor Ort.

Eine weitere wichtige Prozessoptimierung ist die digitale Lösung „Lenzing eSign“. Sie ermöglicht eine vollständige Freigabe anhand qualifizierter elektronischer Signaturen, die der EU-eIDAS-Verordnung und dem UN-Citral-Abkommen entsprechen. Bislang sind rund 900 Mitarbeiter:innen weltweit in der Lage, tausende Dokumente mit diesem intuitiven und mobilen Tool freizugeben. Die Lösung wird beispielsweise auch für das Signieren von SAP-Rechnungen und Qualitätsmanagementberichten genutzt. Auf diese Weise wurden mehrere papierbasierte Prozesse ersetzt, wodurch Schritte wie das Drucken, Unterschreiben, Scannen und Weiterleiten von Dokumenten und Verträgen nahezu überflüssig wurden.

Durch diese Maßnahmen hat das Arbeiten aus dem Homeoffice in größerem Umfang in der Lenzing Gruppe bisher sehr gut funktioniert. HR-Experten gehen davon aus, dass viele Mitarbeiter:innen auch in Zukunft zumindest zeitweise von zu Hause aus arbeiten möchten. Die jüngsten Entwicklungen haben zu Rahmenbedingungen geführt, die es Lenzing Mitarbeiter:innen ermöglichen, auch nach dem Ende der Pandemie teilweise im Homeoffice zu arbeiten. Dieses Modell ermöglicht eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und dürfte vor allem für jüngere Mitarbeiter:innen besonders attraktiv sein. Neben diesem sozialen Aspekt kann die Umstellung auf ein stärker digitalisiertes Arbeitsumfeld auch dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Durch die bereits erwähnte Eliminierung mehrerer papierbasierter Prozesse entfällt beispielsweise das Drucken. Dadurch werden wertvolle Ressourcen eingespart. Seit Beginn der Pandemie finden auch deutlich mehr Meetings online statt. Insgesamt führen Remote Work und mehr digitale Events zu weniger Pendeln und Geschäftsreisen, was wahrscheinlich zu einer Verringerung der CO2-Emissionen führen wird.

Digitale Lösungen für Transparenz und Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Lieferkette

Neben den laufenden Digitalisierungsprozessen in den eigenen Betrieben ist Lenzing bestrebt, digitale Lösungen in der gesamten Lieferkette zu fördern. So möchte Lenzing die Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Textil- und Vliesstoffindustrie verbessern. Transparenz bedeutet Offenheit gegenüber den Menschen, die mit Lenzing Fasern in Berührung kommen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da nur eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Industrie die Rückverfolgbarkeit sicherstellen kann, die die Herkunft der Lenzing Fasern in der gesamten Lieferkette bis hin zum fertigen Kleidungsstück verifiziert.

Das Fasererkennungssystem und der E-Branding-Service von Lenzing bilden die Grundlage des Gesamtansatzes in Bezug auf Transparenz, während das TextileGenesis™-Blockchain-Projekt die Daten nutzt, um eine maximale Rückverfolgbarkeit zu ermöglichen. Das Projekt zur Zusammenarbeit und Planung entlang der Lieferkette ergänzt diese Säulen. Lenzing verfolgt einen Vier-Säulen-Ansatz für eine nachhaltigere und transparentere Lieferkette:

Transparenzbausteine der Lenzing Gruppe

Transparenzbausteine (Illustration)

Fasererkennungssystem

Lenzing hat eine Technologie zur Fasererkennung entwickelt. Das System wurde erfolgreich für Viscosefasern der Marke LENZING™ ECOVERO™, für Fasern der Marke TENCEL™, Lyocellfasern der Marke TENCEL™ x REFIBRA™ sowie für das Portfolio LENZING™ FR eingesetzt. Darüber hinaus hat die Produktmarke VEOCEL™ im Berichtsjahr das erste Fasererkennungssystem der Kosmetikindustrie für Fasern der Marken LENZING™ Lyocell Skin, LENZING™ Lyocell Fine Skin und LENZING™ Lyocell Micro Skin eingeführt.

Die Technologie beruht auf der physischen Identifizierung der Faserherkunft in verschiedenen Phasen des Produktes, z.B. auf der Ebene des Stoffes und des Kleidungsstückes. Dies ermöglicht die vollständige Rückverfolgbarkeit der Faserherkunft und den Schutz vor Fälschungen. So werden die Marken und Einzelhändler geschützt, die nun sichergehen können, dass ihre Produkte keine Fasern aus Holz aus umstrittenen Quellen enthalten. Außerdem wird garantiert, dass die Fasern in hochmodernen Produktionsanlagen hergestellt werden und hohe Standards für Ressourceneffizienz sowie ökologische und soziale Verantwortung erfüllen.

Transparenz in der Lieferkette durch den E-Branding-Service von Lenzing

Viele Konsument:innen wissen, dass nicht alle auf dem Markt angebotenen Textilien umweltbewusst und sozialverträglich produziert werden. Angesichts der komplexen Lieferketten sind sie auf Informationen auf der Verpackung oder dem Label angewiesen, um fundierte Kaufentscheidungen zu treffen.

Ingredient Branding Strategie zur Kommunikation der Nachhaltigkeit von Rohstoffen

Bei der Ingredient-Branding-Strategie arbeitet Lenzing mit Markenpartnern in der Wertschöpfungskette zusammen, die Konsument:innen die wertvollen Eigenschaften der Fasern vermitteln. Einzelhändler wiederum brauchen Partner in der Lieferkette, die eine proaktive Unterstützung bieten, um eine konsistente Nachhaltigkeit glaubwürdig zu vermitteln. Lenzing nutzt diese Chance mit ihrer Branding-Plattform.

E-Branding-Service

Seit dem Start des E-Branding-Service im Jahr 2018 ist die Anzahl der vom E-Branding-Service-Team bearbeiteten Anträge auf Lizenzen und Labels um mehr als 60 Prozent pro Jahr gestiegen. Das hat dazu beigetragen, dass die Marken TENCEL™ und Lenzing™ ECOVERO™ ihre gemeinsame lizenzierte Produktbasis von 2020 bis 2021 trotz der pandemiebedingten Herausforderungen um 20 Prozent steigern konnten.

Der Lenzing E-Branding-Service ist eine Online-Plattform, die Kunden entlang der Wertschöpfungskette den Zugang zu den Produktmarken von Lenzing ermöglicht.

Registrierte Lenzing Textilpartner können sich für Stoffzertifizierungen, Lizenzvereinbarungen und Lenzing Labels bewerben. Lenzing Vliesstoff-Partner können sich auch registrieren und kombinierte Zertifizierungs- und Lizenzverträge beantragen. Neben der Offenlegung der Lieferkette beinhaltet diese Zertifizierung auch die Prüfung der Stoffe durch Lenzing, d.h., es werden nur Stoffe akzeptiert, die tatsächlich den definierten Standards entsprechen.

Nach dem Erwerb der Lizenz zur Verwendung der gewünschten Lenzing Marke für das Produkt dürfen die Partner die entsprechenden Produkt-Logos in ihrer Kommunikation mit Konsument:innen verwenden. Auf Wunsch werden auch vorgefertigte Lenzing Labels zur Kennzeichnung des Produktes bereitgestellt.

Neben der Unterstützung einer bewussten Kaufentscheidung durch Konsument:innen steht die Plattform für den Schutz des Lenzing Markenportfolios (TENCEL™, Lenzing™ ECOVERO™, VEOCEL™, TENCEL™ x REFIBRA™). Das hilft Lenzing und ihren Partnern, die Marken vor Fälschungen zu schützen. Gleichzeitig wird den Konsument:innen garantiert, dass das Produkt genau den Angaben auf dem Label entspricht.

Die Zielgruppen für den Lenzing E-Branding-Service sind alle Partner entlang der Wertschöpfungskette – beginnend bei den Direktkunden (also denjenigen, die Lenzing Fasern kaufen) über Stoffhersteller/Verarbeiter und die Hersteller der Produkte bis hin zu den Einzelhändlern, die die Ware schließlich im Geschäft (und in Online-Shops) anbieten.

Für alle Partner entlang der Wertschöpfungskette

  • Bewusste Entscheidungen für Konsument:innen
  • Service für Partner in der Lieferkette
  • Transparente Kommunikation in komplexen Umgebungen
  • Minimierung des Risikos von Markenfälschungen
  • Produkt entspricht den Angaben auf dem Label

Zusammenarbeit und Planung entlang der Lieferkette

Das Lenzing Projekt zur Zusammenarbeit und Planung entlang der Lieferkette schafft ein digitales Image der erweiterten Lieferkette und ermöglicht eine durchgängige Planung, Agilität und Reaktionsfähigkeit mit dem Ziel, den Materialbedarf und die Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. Obwohl sich das Projekt noch in der Entwicklungsphase befindet, ist Lenzing überzeugt, dass es – mit den richtigen Partnern sowie Konnektivität, Kontrolle, Autonomie und Kooperationsgeist – zur Förderung der Transparenz in der Lieferkette beitragen wird.

Rückverfolgbarkeit der nachgelagerten Wertschöpfungskette mittels Blockchain-Technologie

Aufbauend auf mehreren erfolgreichen Pilotprojekten im Jahr 2019 mit dem innovativen Start-up TextileGenesis™ führte Lenzing 2020 die digitale Plattform zur Rückverfolgbarkeit in der gesamten textilen Lieferkette ein – ein Meilenstein für die Lenzing Gruppe. Die digitale Plattform wurde im November 2020 für Fasern der Marken TENCEL™ und LENZING™ ECOVERO™ eingeführt.

TextileGenesis™

TextileGenesis™ ist eine bahnbrechende Plattform zur Rückverfolgbarkeit der Lieferkette in der Mode- und Textilindustrie, die durch Blockchain-Technologie ermöglicht wird. Die Fibercoin™ Rückverfolgbarkeitstechnologie schafft eine digitale „Buchführung“ in Echtzeit für nachhaltige Fasern in der gesamten Lieferkette von der Faser bis zum Einzelhandel und bietet damit eine völlig neue Art der Rückverfolgbarkeit für Marken und Einzelhändler. Die Plattform ist maßgeschneidert für alle nachhaltigen Fasern, z.B. industriell hergestellte Cellulosefasern, Wolle, recycelten Polyester und Biobaumwolle.

Sie bietet Kunden und Partnern sowie Konsument:innen einen Überblick über die gesamte textile Lieferkette. Die Rückverfolgbarkeit der Lieferkette hat für Marken aus dem Bekleidungs- und Heimtextil-Sektor höchste Priorität. Mit der neuen Blockchain-fähigen Plattform zur Rückverfolgbarkeit der Lieferkette unterstützt Lenzing die gesamte Lieferkette bei der Erfüllung der steigenden Nachfrage nach Transparenz und Nachhaltigkeit.

Gestaffeltes Onboarding und neue digitale Zertifikate

Im Anschluss an ein zwölfmonatiges Pilotprogramm und Feldversuchen mit vier renommierten Marken (H&M, ArmedAngels, Mara Hoffman und Chicks) sowie Akteuren der Lieferkette aus zehn Ländern in drei Regionen hat Lenzing ihre Blockchain-gestützte Plattform zur Rückverfolgbarkeit der Lieferkette erfolgreich implementiert und Hunderte von Lieferkettenpartnern in das System eingebunden.

In 2020, im Zuge der ersten Phase, haben die in Südasien (Indien, Bangladesch, Pakistan und Sri Lanka) ansässigen Lieferkettenpartner von Lenzing den Onboarding-Prozess abgeschlossen. Seitdem haben 670 Lieferkettenpartner das Programm abgeschlossen und damit eine vollständige Rückverfolgbarkeit der Lieferkette von der Faser bis zur Produktion und zum Vertrieb ermöglicht.

TextileGenesis™-Plattform: Fibercoin™ Technologie zur Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit in der gesamten Lieferkette

Durch die Nutzung der innovativen Fibercoin™ Technologie der TextileGenesis™-Plattform können Lenzing und andere Markenpartner nun digitale Token (Blockchain-Assets) im direkten Verhältnis zu den physischen Lieferungen von Fasern der Marken TENCEL™ und LENZING™ ECOVERO™ ausgeben. Diese digitalen Token bieten einen einzigartigen „Fingerabdruck“ und ein Authentifizierungsverfahren, das Fälschungen verhindert, eine sicherere, vertrauenswürdige, digitale Kontrollkette über die gesamte Textillieferkette bietet und vor allem sicherstellt, dass Materialien nachhaltig produziert werden.

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