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Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine auf die Lenzing Gruppe

Der Krieg gegen die Ukraine ist nicht nur mit unsäglichem humanitärem Leid, sondern auch mit gravierenden wirtschaftlichen Verwerfungen verbunden, von denen alle Regionen weltweit betroffen sind und die auch vor der Lenzing Gruppe und der gesamten Fertigungsbranche nicht Halt machen. Die Energiekrise in Europa und die hohe Inflation in weiten Teilen der Welt als Folge der russischen Invasion in der Ukraine beeinträchtigten im Berichtsjahr die Entwicklung der Weltwirtschaft. Das Verbrauchervertrauen sank zunächst in Europa und den USA und später auch in China auf einen langfristigen Tiefstand und erholt sich seitdem nur langsam.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) passte seine Wachstumsprognosen im Jahresverlauf mehrmals nach unten an. Neuesten Berechnungen zufolge dürfte das globale Wachstum 2022 bei 3,4 Prozent gelegen haben. Für 2023 geht der IWF aufgrund der zahlreichen weiter schwelenden Krisenherde von einem Wachstum von 2,9 Prozent aus.

Die Stimmung in der Textil- und Vliesstoffindustrie trübte sich ab August des Vorjahres zunehmend ein, wobei die Zufriedenheit über die Geschäftslage immer neue Tiefststände markierte. Erst vor kurzem hellte sich der Ausblick wieder etwas auf, obwohl die gedämpfte Nachfrage den Marktteilnehmern weiterhin Sorgen bereitet.

Wie die gesamte Fertigungsbranche war auch die Lenzing Gruppe 2022 zunehmend von den extremen Entwicklungen an den globalen Energie- und Rohstoffmärkten betroffen. Das Marktumfeld verschlechterte sich vor allem im dritten Quartal merklich, und das nachlassende Konsumklima belastete die Geschäftsentwicklung von Lenzing zusätzlich.

Die Ertragsentwicklung spiegelt neben der rückläufigen Nachfrage vor allem auch den Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise wider. Vor diesem Hintergrund und angesichts des deutlich schlechteren Marktumfelds lancierte der Vorstand von Lenzing ein Programm zur Reorganisation und Kostensenkung. Sobald die inzwischen begonnene Umsetzung vollständig abgeschlossen ist, sollen jährlich Kosten von mindestens EUR 70 Mio. eingespart werden.

Ein Großteil der Einsparungen soll durch Reorganisation und Senkung der Materialkosten erzielt werden. Allerdings sind auch Rationalisierungen auf Personalebene erforderlich, die zu je einem Drittel über Arbeitszeitverkürzungen und die Umsetzung flexibler Arbeitszeitmodelle, die Nichtbesetzung von Stellen, die durch Pensionierungen und natürliche Fluktuation frei werden, und durch Stellenabbau realisiert werden sollen.

In sehr konstruktiven Verhandlungen mit dem Betriebsrat konnte schnellstmöglich ein Sozialplan erstellt werden. Der Vorstand und der Betriebsrat der Lenzing AG sehen sich in der Verantwortung, Vorsorge für den Fall zu treffen, dass ein Stellenabbau nicht vermieden werden kann. Der Sozialplan stellt sicher, dass die negativen Folgen für die Betroffenen möglichst sanft abgefedert werden.

Strukturell geht Lenzing weiterhin von einem steigenden Bedarf an umweltschonenden Fasern für die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Hygiene- und Medizinbranchen aus. Lenzing ist daher mit ihrer Strategie „Better Growth“ sehr gut aufgestellt und wird auch in Zukunft das Wachstum im Bereich Spezialfasern und das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele weiter vorantreiben, wozu auch der Wandel von einem linearen Modell hin zur Kreislaufwirtschaft gehört.

Der Krieg gegen die Ukraine und die Auswirkungen auf die Wirtschaft bleiben nicht ohne Folgen für die ambitionierten Klimaziele von Lenzing. Die CO2-Emissionen der Lenzing Gruppe sind im Vergleich zum Vorjahr zwar deutlich gesunken. Dies geht allerdings auf das geringere Produktionsvolumen infolge der schwächeren Marktsituation zurück, aber auch die geplanten Maßnahmen zur CO2-Reduktion haben dazu beigetragen.

Der Krieg gegen die Ukraine rückt allerdings auch die Notwendigkeit einer von fossilen Brennstoffen unabhängigen Energieversorgung stärker in das öffentliche Bewusstsein. Um die Abhängigkeit von den globalen Energiemärkten zu reduzieren, setzt Lenzing – vor allem an den Standorten in Österreich – noch stärker auf Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen. Das Unternehmen verfolgt somit seine strategischen Ziele weiter und bleibt gleichzeitig auf dem Dekarbonisierungsweg, den es bereits vor langer Zeit eingeschlagen hat.

Im Einklang mit unserer sozialen Verantwortung blieben die Leistungen für Mitarbeiter:innen von den Marktentwicklungen unberührt. Auch für 2023 wird mit keinen Einschränkungen diesbezüglich gerechnet.

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