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Beschaffungsmanagement

[GRI 302-8]

Innerhalb der Lenzing Gruppe wird der Einkauf von Holz, Faserzellstoff und Chemikalien von drei verschiedenen Teams abgedeckt: Wood Procurement, Pulp Trading GmbH und Global Purchasing. Lenzing ist bestrebt, Einkaufsrisiken wie größere Preisschwankungen und Lieferengpässe durch verlässliche, langfristige Lieferbeziehungen und aktives Lieferantenmanagement zu minimieren.

Die Auswahl und Bewertung von Lieferanten basiert auf Standards im Hinblick auf Umwelt, Soziales und Governance (ESG) sowie auf wirtschaftlichen Kriterien.

Die wichtigsten beschafften Materialien sind (in der Reihenfolge des jährlichen Beschaffungsvolumens): Holz, Faserzellstoff, Natronlauge, Schwefelsäure, Schwefel, Schwefelkohlenstoff, Schwefeldioxid und Magnesiumoxid.

SCHULUNGEN von Einkäufer:Innen

Um das Wissen über nachhaltige Beschaffung und insbesondere über den CO2-Fußabdruck, Scope-3-Emissionen und die Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, LCA) der eingekauften Produkte, zu vertiefen, wurden 2022 zwei Schulungen innerhalb der Lenzing Gruppe durchgeführt. Ziel war es, Einkäufer:innen dabei zu unterstützen, Nachhaltigkeit in die Entscheidungsprozesse und Verhandlungen mit Lieferanten zu integrieren. Die Schulung umfasste Themen wie die Anforderungen an das Management von Treibhausgasemissionen, die Berechnung des CO2-Fußabdrucks und die nachhaltigen Eigenschaften von Produkten. Um die Ambitionen von Lenzing in Bezug auf die Sorgfaltspflicht (Due Diligence) in der Lieferkette zu erfüllen und das Engagement der Lieferanten zu erhöhen, wurde das gesamte globale Einkaufsteam in die EcoVadis-Plattform eingewiesen.

Lenzings globaler Verhaltenskodex für Lieferanten

Alle Lieferanten der Lenzing Gruppe müssen sich an Lenzings globalen Verhaltenskodex für Lieferanten halten. Holz- und Zellstofflieferanten erfüllen zusätzlich die Policy für Holz- und Zellstoff. In dieser Policy bevorzugt Lenzing Lieferanten, die den FSC®- oder PEFC-Standards entsprechen. Lenzing erwartet von ihren Lieferanten, dass sie bei allen Tätigkeiten Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, Arbeits- und Menschenrechte, Umweltschutz, Ethik und Managementpraktiken berücksichtigen. Um die Einhaltung dieses Kodex zu gewährleisten, sind die Lieferanten verpflichtet, Lenzing und/oder ihren Vertretern nach vorheriger Ankündigung Zugang zu ihren Einrichtungen und allen relevanten Unterlagen zu gewähren und Bewertungen mithilfe von Lieferantenbewertungsinstrumenten durchzuführen.

Derzeit laufen aktive Verhandlungen mit den Lieferanten bezüglich ihrer Einbeziehung in die Nachhaltigkeitsbewertung. 2022 wurden über 300 Lieferanten mithilfe des EcoVadis-Tools nach sozialen und ökologischen Kriterien bewertet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, seit Lenzing ihre Bemühungen um die Einbindung der Lieferanten intensiviert hat.

In Deutschland wird 2023 ein neues Gesetz zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette in Kraft treten (Lieferkettengesetz). Gleichzeitig arbeitet die Europäische Union (EU) an einem EU-weiten Lieferkettengesetz, das von EU-Unternehmen ein sorgfältiges Management der sozialen und ökologischen Auswirkungen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette verlangt. Lenzing bereitet sich auf die neue Verordnung vor, um die Einhaltung und Erfüllung der unternehmerischen Sorgfaltspflicht (Due Diligence) entlang der Lieferkette in Bezug auf Menschenrechte und die Umwelt sicherzustellen. Derzeit werden eine Vision und eine Strategie für eine nachhaltige Beschaffung sowie ein Verfahren für die nächsten Schritte zur Einrichtung eines umfassenden Risikomanagementsystems formuliert.

Projekt „Linde Green“

Lenzing hat sich im Berichtsjahr entschieden, Linde Green – grüne Luftgase in den Produktionsprozess zu integrieren, was zu einer Reduktion der CO2-Emissionen im Vergleich zu einem herkömmlichen Produktionsprozess führt. Durch den Bezug von erneuerbaren Industriegasen von Linde, die vollständig mit erneuerbarer Energie hergestellt werden, trägt Lenzing zu einer erheblichen Emissionsreduktion bei und spart jährlich mehr als 2.400 Tonnen CO2 ein.

Lieferantenbewertung

[GRI 308-1]

Alle Lieferanten werden im Hinblick auf die Nachhaltigkeit ihrer Produktionskette bewertet. Neben den regelmäßigen Audits führt Lenzing auch spezielle Evaluierungen sowohl für neue als auch für etablierte Lieferanten im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Einhaltung der Umwelt- und Sicherheitsstandards durch. Die Lieferanten werden regelmäßig befragt und mit Unterstützung von externen Experten hinsichtlich Umwelt- und Sicherheitsaspekten bewertet. Anschließend erfolgt eine abschließende Bewertung. Das Ergebnis wirkt sich auf die Gesamtbewertung des Lieferanten aus und stellt ein wesentliches Kriterium für die langfristige Zusammenarbeit dar. Im Jahr 2022 wurden bei der Überprüfung von Risikolieferanten keine Lenzing-Lieferanten mit signifikanten tatsächlichen oder potenziellen negativen Umweltauswirkungen identifiziert, jedoch wurde ein Lieferantenvertrag in Indonesien wegen Fälschung von Zertifikaten vorzeitig beendet.

Die relevantesten Lieferanten für Lenzing sind jene, die aufgrund ihrer Größe und ihres Volumens ein erhöhtes Risiko bergen. Sie machen 80 Prozent des globalen Beschaffungsvolumens einschließlich Faserzellstoff (aber ohne Holz) aus. Für die Bewertung dieser Lieferanten wird das Online-Tool von EcoVadis verwendet, mit Ausnahme derer für Holz. Im Berichtsjahr wurden bei den Bewertungen der Nicht-Holz-Lieferanten keine Verstöße gegen ökologische, soziale oder ethische Standards festgestellt, die zur Kündigung bestehender Lieferverträge hätten führen können. Holzlieferanten werden anhand eines Due-Diligence-Prozesses bewertet, der den Kriterien für FSC® Controlled Wood folgt.

Strategische Faserzellstofflieferanten werden regelmäßig bewertet. 2022 wurden aufgrund der COVID-19-Pandemie keine Audits vor Ort durchgeführt. Die Nachhaltigkeitsleistung von Faserzellstofflieferanten wird jährlich anhand eines umfassenden Fragebogens untersucht, der u.a. Aspekte wie Beschaffungsstandards, Lieferkette und Liefergebiete, Engagement und Treibhausgasemissionen abdeckte. Die Ergebnisse der Umfrage werden genutzt, um die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren und die zukünftigen Aktivitäten von Lenzing zur Einbindung der Lieferanten zu steuern.

Alle Holzlieferanten (über 600 im Jahr 2022, die Hälfte davon in Privatbesitz) in allen Beschaffungsländern werden einmal jährlich bewertet. Dabei wird ein Bewertungssystem verwendet, das den Kriterien von FSC® Controlled Wood und PEFC Controlled Source folgt. Alle Faserzellstofflieferanten sind nach den führenden Waldzertifizierungssystemen zertifiziert und beliefern Lenzing mit zertifiziertem oder kontrolliertem Faserzellstoff.

Darüber hinaus bewertete Lenzing den Reifegrad ihres eigenen Beschaffungsmanagementsystems und der Prozesse des Unternehmens, um ein gemeinsames Verständnis darüber zu erlangen, was zur weiteren Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Beschaffungs- und Lieferantenmanagementprozesse getan werden muss.

Es fanden Workshops mit verschiedenen Abteilungen statt, um eine gemeinsame Grundlage für künftige gesetzliche Anforderungen (z.B. das deutsche Lieferkettengesetz) und die Erwartungen der Stakeholder in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Lieferkette und die Sorgfaltspflicht (Due Diligence) zu schaffen. Basierend auf den Ergebnissen der Reifegradprüfung und den internen Gesprächen über künftige Anforderungen plant Lenzing nun die nächsten Schritte zur weiteren Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung der Lieferanten.

Lenzing Zertifizierungen für Holz und Faserzellstoff

Das Managementsystem für die Holzbeschaffung von Lenzing gewährleistet, dass das gesamte Holz für die Faserzellstoffproduktion aus legalen und nachhaltig bewirtschafteten Quellen stammt. Um nachweisen zu können, dass die hohen Standards von Lenzing bei der Holzbeschaffung gewahrt werden, nutzt das Unternehmen die Zertifizierungssysteme FSC® und PEFC (Abbildung „Zertifizierungsstatus“ unten). Über 99 Prozent1 der von der Lenzing Gruppe verwendeten Holz- und Faserzellstoffressourcen sind entweder FSC®- und PEFC-zertifiziert oder werden entsprechend dieser Standards untersucht und kontrolliert (Abbildung „Zertifizierungsstatus“ unten). Die Holzbeschaffung unterliegt jedes Jahr Überwachungs-/Rezertifizierungsaudits im Rahmen der FSC® und PEFC-Systeme.

Hot Button Report 2022

2022 erreichte Lenzing den ersten Platz in dem „Hot Button Ranking“ der NGO Canopy. Dies ist ein Ranking der 34 größten Produzenten von cellulosebasierten Fasern in Bezug auf die nachhaltige Holz- und Faserzellstoffbeschaffung. Der Bericht bestätigte Lenzing ein geringes Risiko für eine Holzbeschaffung aus ursprünglichen und gefährdeten Wäldern, welches die bestmögliche Einstufung ist. Jedoch hat Lenzing neue Lieferanten hinzugefügt, was das potenzielle Risiko vergrößern kann. Lenzing ist in ständiger Kommunikation mit ihren Lieferanten um das Risiko so gering wie möglich zu halten. Da Lenzings Holzbeschaffung in Brasilien ausschließlich aus Plantagen im Besitz und unter Management von LD Celulose stammt, gibt es kein Risiko von illegaler Abholzung. Bevor das neue Werk in Brasilien gebaut wurde, hat ein Gutachten bestätigt, dass sich in der Nähe des Zellstoffwerks keine indigenen Siedlungen befinden.

Die folgenden Abbildungen zeigen den Zertifizierungsstatus des gesamten von Lenzing verwendeten Holzes oder Zellstoffes – sowohl direkt durch Eigenbeschaffung für die Faserzellstoffanlagen der Lenzing Gruppe als auch indirekt durch den Zukauf von Faserzellstoff. Alle Produktionsstandorte der Lenzing Gruppe sind FSC®-CoC-zertifiziert (Chain of Custody). Die PEFC-CoC-Zertifizierung umfasst derzeit fünf Standorte. Purwakarta, Nanjing und Mobile wurden aufgrund des wachsenden Marktinteresses an zertifizierten Fasern und den Kundenerwartungen hinzugefügt (Tabelle unten).

Zertifizierungsstatus der Lenzing Produktionsstätten – CoC-Status

Standort

Land

Hauptprodukte

FSC® CoC

PEFC-CoC

Lenzing

Österreich

Viscose, Modal, Lyocell, Faserzellstoff

Paskov

Tschechische Republik

Faserzellstoff

Purwakarta

Indonesien

Viscose

Nanjing

China

Viscose, Modal

Heiligenkreuz

Österreich

Lyocell

n.a.

Grimsby

Großbritannien

Lyocell

n.a.

Mobile

USA

Lyocell

Prachinburi

Thailand

Lyocell

n.a.

Indianópolis

Brasilien

Faserzellstoff

n.a.

PEFC wird hauptsächlich für Holz aus Mitteleuropa verwendet. Die FSC®-Zertifizierung von Wäldern ist in dieser Region nicht weit verbreitet. Daher ist der Großteil des bezogenen Holzes zurzeit PEFC-zertifiziert und erhält nach einem Due-Diligence-Prozess an den Lenzing Standorten den Status FSC® Controlled Wood. Der Standort Lenzing verfügt seit mehr als zehn Jahren über eine PEFC-CoC-Zertifizierung. Diese wird seit 2016 durch eine FSC®-CoC-Zertifizierung ergänzt, die alle Lenzing Produktionsstandorte umfasst. Daher ist das gesamte beschaffte Holz in der Lenzing Gruppe entweder zertifiziert oder wird durch das FSC®-Zertifizierungssystem kontrolliert (Abbildung oben).

Der Rückgang des Einsatzes von zertifiziertem Holz und der Anstieg von FSC® Controlled Wood in den Jahren 2021 und 2022 ist auf notwendige Anpassungen in der Versorgung zurückzuführen. Andererseits kommt zum ersten Mal 100 Prozent FSC®-zertifizierter Zellstoff von LD Celulose in die Lieferkette.

Zertifizierungsstatus

Zertifizierungsstatus (Kreisdiagramm)
Zertifizierungsstatus des gesamten Holzbedarfs an den Produktionsstandorten von Lenzing, direkt und in Form von zugekauftem Faserzellstoff. Basis: verwendeter Faserzellstoff nach Gewicht. Der Standort in Thailand konnte erst nach der Inbetriebnahme der Anlage FSC-zertifiziert werden. Daher hat sich der Betrag der "nicht zertifiziert" erhöht, da der Zellstoff in dieser Zeit nicht zertifiziert war.

Zertifizierungsstatus – Insgesamt zertifiziertes und kontrolliertes Holz

Zertifizierungsstatus – Insgesamt zertifiziertes und kontrolliertes Holz (Kreisdiagramm)
„Zertifiziert“ ist die Summe aus „FSC®-Mix“ und „PEFC“ und stellt die Menge an Faserzellstoff dar, die zur Herstellung von Fasern mit dem entsprechenden Chain-of-Custody-Zertifikat zur Verfügung steht. Der Standort in Thailand konnte erst nach der Inbetriebnahme der Anlage FSC-zertifiziert werden. Daher hat sich der Betrag der "nicht zertifiziert" erhöht, da der Zellstoff in dieser Zeit nicht zertifiziert war.

Zertifizierungsstatus – FSC® Mix und FSC® Controlled Wood

Zertifizierungsstatus – FSC® Mix und FSC® Controlled Wood (Kreisdiagramm)
„FSC® CW gesamt“ bezeichnet das gesamte kontrollierte Holz, FSC® Controlled Wood, plus PEFC-zertifiziertes Holz, das nach dem Lenzing Due Diligence-Prozess als FSC® Controlled Wood anerkannt wurde. Der FSC®-Mix-Anteil entspricht der Menge an Zellstoff, der mit einem FSC®-Mix Chain-of-Custody-Zertifikat geliefert wird. Der Standort in Thailand konnte erst nach der Inbetriebnahme der Anlage FSC-zertifiziert werden. Daher hat sich der Betrag der "nicht zertifiziert" erhöht, da der Zellstoff in dieser Zeit nicht zertifiziert war.

Faserzellstofflieferanten können mehr als ein forstbezogenes Zertifikat besitzen. Die meisten der in Nordamerika ansässigen Faserzellstofflieferanten tragen auch das Zertifikat der Sustainable Forest Initiative (SFI), die ebenfalls ein nationales Mitglied des globalen PEFC-Zertifizierungssystems ist und von diesem voll anerkannt wird.

Ausführliche Erläuterungen zu den Zertifikaten, zu kontrolliertem Holz und zum internen Due-Diligence-System finden Sie im aktuellen Fokuspapier „Holz und Faserzellstoff“.

Da Forstbetriebe in Mitteleuropa in der Regel nicht sehr groß sind, nutzen viele kleine Waldbesitzer die Forstwirtschaft als ein Zusatzeinkommen und nehmen daher an keinen Zertifizierungsverfahren teil. Daher muss Lenzing verlässliche, aber begrenzte Mengen an solchem Holz beschaffen, das nicht nach FSC® oder PEFC zertifiziert ist. Dieser Anteil des Holzes wird nach diesen Standards kontrolliert. Außerdem sorgen die strengen Forstwirtschaftsgesetze und deren Durchsetzung in Mitteleuropa dafür, dass Waldbesitzer nachhaltig wirtschaften müssen. Die Lenzing Policy für Holz und Zellstoff und der globale Verhaltenskodex für Lieferanten sind Teil aller Holzeinkaufsaktivitäten und werden den potenziellen Lieferanten vor Beginn einer Geschäftsbeziehung vorgelegt. Nur wenn diese Bedingungen akzeptiert werden, kann an Lenzing geliefert werden.

Der Due-Diligence-Prozess von Lenzing für die Holz- und Faserzellstoffbeschaffung sieht regelmäßige formale Audits vor. Noch wichtiger ist jedoch der tägliche informelle, persönliche Kontakt des Lenzing Einkaufsteams mit den Lieferanten. Lieferantenverträge können als Reaktion auf schwerwiegende Verstöße gegen Nachhaltigkeitsaspekte gekündigt werden. Dies ist in der Vergangenheit gelegentlich geschehen, wenn Lieferanten bestimmte Probleme nicht behoben haben. 2022 gab es keinen solchen Fall.

1 Einzelheiten zu den verbleibenden weniger als 1 % sind den Abbildungen zum Zertifizierungsstatus oben zu entnehmen. Ein Teil davon ist auf den formalen Prozess der Zertifizierung des neuen Standorts zurückzuführen. Ein kleiner Teil nicht zertifiziertes Holz wurde für Forschungs- und Entwicklungszwecke verwendet und einem Due-Diligence-Prozess gemäß der Policy für Holz und Zellstoff unterzogen.

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