[GRI 304-2; ESRS E4-5]
Biodiversität wird in einem kürzlich erschienenen Bericht vom IPCC und der IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services)1 definiert als „Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, einschließlich terrestrischer, mariner und anderer aquatischer Ökosysteme und der ökologischen Komplexe, von denen sie ein Teil sind“. Die Lebensgrundlage und das Wohlergehen der Menschen hängen in vielerlei Hinsicht von den Beiträgen der lebenden Organismen und Ökosysteme ab, da sie über den Nährstoffkreislauf hinaus Leistungen erbringen und auch als Erholungsgebiete dienen können. Ohne den Schutz der Biodiversität und der Ökosysteme gibt es keinen Wohlstand für künftige Generationen. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Klimawandel, Landnutzung, Umweltverschmutzung und Biodiversität.
Das Weltwirtschaftsforum bezeichnet den Verlust der Biodiversität und die Krise der natürlichen Ressourcen langfristig (fünf bis zehn Jahre)2 als zwei der fünf größten existenziellen Bedrohungen für die Wirtschaft, die Menschen und den Planeten. Der weltweite Verlust an Biodiversität ist in letzter Zeit in vielen Branchen in den Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsdebatte gerückt – so auch in der Textil- und Vliesstoffindustrie.
Nach der IPBES werden die Belastungen der Natur, die zum Verlust der Biodiversität und der Ökosystemfunktionen führen, in fünf Gruppen eingeteilt (IPBES 20193, nach Science Based Targets for Nature, SBTN 20204):
- Veränderung der Land-/Wasser-/Meeresnutzung
- Ausbeutung der Ressourcen
- Klimawandel
- Umweltverschmutzung
- Invasive Arten
Im Zusammenhang mit dem weltweiten Verlust der Biodiversität wird sich die Textil- und Bekleidungsindustrie in letzter Zeit immer mehr ihres Anteils an diesem Problem bewusst5;6. Die landwirtschaftliche Produktion von Naturfasern (hauptsächlich Baumwolle) steht hier im Mittelpunkt ebenso wie Umweltverschmutzungen bei der Faserherstellung und Textilverarbeitung. Allerdings kann die Holzbeschaffung aus Wäldern auch als mögliche Ursache für den Verlust der Biodiversität angesehen werden. Die Produkte können am Ende ihrer Nutzungsdauer mögliche negative Auswirkungen durch die Verschmutzung von Land- und Wasserökosystemen haben, insbesondere durch biologisch nicht abbaubare Materialien, die in die Umwelt gelangen.
Lenzing als führender Cellulosefaserhersteller konzentriert sich auf die drei Bereiche Holz- und Faserzellstoffbeschaffung, Produktionsprozesse und Endnutzung der Produkte, um dem Verlust der Biodiversität entgegenzuwirken.
Biodiversität und Verbesserung der Ökosysteme: Ziele und Maßnahmen durch die SBTN
Um dem Druck auf die Natur mit positiven Maßnahmen zu begegnen, hat die Initiative Science Based Targets for Nature in ihrem ersten Leitfaden für die Wirtschaft (2020)7 einen Aktionsrahmen mit fünf wichtigen Maßnahmen eingeführt: „Avoid – Reduce – Restore & Regenerate – Transform“ (Vermeiden – Reduzieren – Wiederherstellen & Verbessern – Transformieren). Dieses System wurde auch vom Biodiversity Benchmark der Textile Exchange übernommen.
Avoid (Vermeiden) |
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Reduce (Reduzieren) |
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Restore (Wiederherstellen) |
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Regenerate (Verbessern) |
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Transform (Transformieren) |
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1 IPBES-IPCC 2021: Scientific outcome of the IPBES-IPCC co-sponsored workshop on biodiversity and climate change
2 WEF Global Risk Report 2021
3 IPBES 2019: Global assessment report on biodiversity and ecosystem services of the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services. E. S. Brondizio, J. Settele, S. Díaz, and H. T. Ngo (editors). IPBES secretariat, Bonn, Germany. https://ipbes.net/global-assessment
4 Science Based Targets for Nature. Initial guidance for businesses. 2020.
5 Textile Exchange, Biodiversity Insights Report 2021. https://mci.textileexchange.org/biodiversity/insights/
6 Global Fashion Pact, Transforming the industry. 2020. https://thefashionpact.org/wpcontent/uploads/2020/10/038906e111abca13dce4c77d419e4f21.pdf
7 Science Based Targets for Nature. Initial guidance for businesses. 2020