[GRI 304-1, 304-2; ESRS E4-5]
Die Lenzing Gruppe nutzt bei der Holzbeschaffung je nach Region zwei verschiedene Arten der Forstwirtschaft: In der nördlichen Hemisphäre praktizieren die Holz- und Faserzellstofflieferanten von Lenzing in Europa und Nordamerika eine nachhaltige und multifunktionale Forstwirtschaft. Vor allem in der südlichen Hemisphäre gewinnen die Faserzellstofflieferanten von Lenzing in Südafrika und im neuen eigenen Zellstoffwerk in Brasilien Holz aus Plantagen mit hohen Nachhaltigkeitsstandards. In dem Joint-Venture-Projekt mit Dexco (früher Duratex) in Brasilien, wird Holz aus FSC® zertifizierten Plantagen mit einer Fläche von derzeit mehr als 70.000 Hektar bezogen. Durch die hohen Erträge pro Flächeneinheit kann aus Plantagen gewonnenes Holz den Abholzungsdruck, der auf natürlichen Wäldern (sogenannten Primärwäldern) lastet, reduzieren. Die FSC®-Zertifizierung beinhaltet Managementkriterien zum Schutz der Biodiversität1, die in den nationalen Standards genau festgelegt sind. Die Managementpraktiken sehen auch eine gewisse Erhaltungsfläche vor.
Das Monitoring der Biodiversität und des Zustandes der Ökosysteme in der Lenzing Gruppe erfolgt in den Regionen mit zwei unterschiedlichen Ansätzen. Diese Ansätze (in Europe und Brasilien) werden im Folgenden beschrieben:
In Europa wird die Biodiversität auf nationaler Ebene nach den Kriterien von „Forest Europe“ überwacht. Die Ergebnisse werden regelmäßig in einem europäischen Überblick veröffentlicht2;3. Jüngste Berichte zeichnen ein gemischtes Bild von Erfolg und verbleibenden Herausforderungen. Die notwendigen Maßnahmen sind aufgrund intensiver Forschungsaktivitäten besser nachvollziehbar.
Das Zellstoffwerk in Brasilien wird mit Holz aus Plantagen beliefert, die LD Celulose gehören und von ihr bewirtschaftet werden. Um sicherzustellen, dass die Plantagenbewirtschaftung die Anforderungen des brasilianischen Forstwirtschaftsgesetzes (Brazilian Forestry Code) erfüllt, verfügt LD Celulose über ein Rahmenwerk interner und externer Prozesse. Es gibt laufende Projekte für das Monitoring der Biodiversität, bei denen Daten über die lokale Biodiversität und die mögliche Ausbreitung invasiver Arten überwacht werden. Das interne GIS-Team (Geografisches Informationssystem) erfasst jährlich Satellitenbilder und bewertet die Lage, die Größe und den Status der Naturschutzfläche und gesetzlichen Reserven auf dem bewirtschafteten Land. Die Daten werden den Teams vor Ort auch in Form von Karten zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus stellen regelmäßige Vor-Ort-Audits der Umweltexperten sicher, dass die Qualität der Erhaltungsfläche und gesetzlichen Reserven erhalten bleibt.
LD Celulose ist sich der Vielfalt der Flora und Fauna auf seinen Waldflächen bewusst. Dexco begann in den 1970er-Jahren mit Forschungsprojekten zur Biodiversität in den bewirtschafteten Gebieten. LD Celulose hat das Monitoring von Flora und Fauna in den eigenen bewirtschafteten Gebieten und in Gebieten rund um das Werksgelände durch Partnerschaften mit Universitäten31 sowie durch interne Programme fortgesetzt. Diese Programme werden jährlich in der Trocken- und Regenzeit durchgeführt und zielen darauf ab, mögliche Auswirkungen auf die regionale Biodiversität zu überwachen. Diese Programme werden von der brasilianischen Umweltbehörde gefordert.
Die Faserzellstofflieferanten nutzen eigene Monitoring-Systeme.
Versuche, die Auswirkungen der Landnutzung auf die Biodiversität zu quantifizieren, bestehen in der Regel aus zwei Komponenten: die Menge der genutzten Land- bzw. Waldfläche und die Intensität der Nutzung. Die Schätzung der für die Holzbeschaffung von Lenzing genutzten Flächen ist Teil des initiierten Projektes „Biodiversitätskonzept“. Je nach Waldtyp, Landbesitz, Beschaffungsgebiet und Position in der Lieferkette (Holz- oder Faserzellstoffbeschaffung von Lenzing) können Unterschiede in der Datenverfügbarkeit und -qualität auftreten.
Rohstoffquellen von Lenzing |
Waldtyp |
Intensität der Landnutzung |
Daten/Schätzungen |
(Erwartete) Datenqualität |
---|---|---|---|---|
Holz |
Plantage |
Hoch |
Bekannt (siehe Tabelle „Quantitative Beschreibung der von LD Celulose bewirtschafteten und verwalteten Flächen“) |
Hoch |
Holz |
Naturnah |
Niedrig bis mittel |
Schätzungen erforderlich auf Basis regionaler statistischer Daten |
Mittel |
Faserzellstoff (Faserzellstofflieferant bezieht Holz) |
Plantage |
Hoch |
Schätzungen möglich |
Mittel |
Faserzellstoff (Faserzellstofflieferant bezieht Holz) |
Naturnah |
Niedrig bis mittel |
Grobe Schätzungen |
Niedrig |
Die von LD Celulose bewirtschaftete Plantage umfasst einen Anteil von Naturschutzfläche, die gemäß den gesetzlichen Anforderungen und den FSC®-Standards dem Schutz der Biodiversität gewidmet ist – eine sogenannte High Conservation Value Area (HCVA). Die forstwirtschaftliche Abteilung von LD Celulose wird von Ökologie- und Umweltexperten beaufsichtigt, die auch für die Ausweisung der besonders schützenswerten Erhaltungsfläche (HCVA) verantwortlich waren. In dem Gebiet kommt die Froschart Pseudopaludicola facureae vor, die nur in dieser Region von Minas Gerais existiert. Das bedeutet, dass ein höheres Level an Monitoring notwendig ist, sowie zusätzliche Vorkehrungen zu Feuerschutzmaßnahmen. Dies ist nicht durch das brasilianische Gesetz vorgeschrieben, sondern ein Kriterium von FSC®. Die Abteilung arbeitet kontinuierlich daran, alle Gebiete zu identifizieren, die als HCVA klassifiziert werden müssen, um den Schutz von Tier- und Pflanzenarten zu gewährleisten. Weitere Informationen finden Sie im Fokuspapier „Biodiversität“.
Das brasilianische Umweltrecht schreibt Naturschutzflächen und gesetzliche Reserven vor. Es handelt sich hier um besondere Vegetationsflächen, z.B. Auwälder entlang von Wasserflächen, sowie Vegetationsflächen an Wasserläufen und Hängen. Gesetzliche Naturschutzflächen müssen mindestens 20 Prozent eines Grundstückes im ländlichen Raum abdecken. Zum jetzigen Zeitpunkt sind 17.065 Hektar von LD Celulose Naturschutzfläche (Tabelle unten).
Außerhalb der eigenen Naturschutzflächen, aber in der Nähe des LD-Celulose-Anbaugebietes, befindet sich der Parque Estadual do Páu Furado, der etwa 30 Kilometer von der Plantage entfernt ist. Dieses Naturschutzgebiet ist folglich von den Aktivitäten von LD Celulose nicht betroffen. Die Plantage liegt etwa 800 km vom Amazonas entfernt. Die wichtigste direkte Landnutzungsfläche der Lenzing Gruppe sind die Plantagen in Brasilien mit einer Gesamtfläche von 78.640 Hektar (786 km2).
Holz ist der wichtigste Rohstoff für Lenzing. Die Hauptursache möglicher Auswirkungen der Geschäftstätigkeit und der Lieferkette der Lenzing Gruppe ist daher mit der Landnutzung durch die Forstwirtschaft verbunden. Darüber hinaus ist Lenzing in erster Linie von der Biodiversität und der reibungslosen Funktion der Waldökosysteme abhängig, die den Rohstoff Holz liefern. Negative Auswirkungen auf die Biodiversität können sich aus einer verstärkten Nutzung der Wälder ergeben. Andererseits sind die positiven Auswirkungen einer nachhaltigen Forstwirtschaft auf die Biodiversität und die Ökosysteme bekannt32 und können weiter erforscht und umgesetzt werden.
Der Bau der Anlagen in Brasilien und Thailand wurde 2022 abgeschlossen. Weitere Informationen zu den Produktionsstätten finden Sie unter „Standorte der Lenzing Gruppe“. Weitere Informationen zu Transport und Infrastruktur in der Lenzing Lieferkette finden Sie unter „Transport und Logistik“ im Kapitel „Nachhaltige Rohstoffbeschaffung“. Weitere Informationen zum Thema Umweltverschmutzung finden Sie im Kapitel „Klima und Energie“ sowie im Kapitel „Abfallmanagement“ im Abschnitt „Kreislaufwirtschaft und Ressourcen“. Lenzing erklärt in ihrer Policy für Holz und Zellstoff, dass sie kein Holz aus Plantagen beschafft, die nach 1994 durch die Umwandlung natürlicher Wälder angelegt wurden. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel „Nachhaltige Rohstoffbeschaffung“ und im Fokuspapier „Holz und Faserzellstoff“. Eine ähnliche Anforderung besteht für jedes Holz, das FSC®-zertifiziert ist. Die Wälder von LD Celulose liegen in Gebieten, die schon vor vielen Jahrzehnten in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt wurden. In der Nähe befinden sich große Flächen, die für den Anbau von Soja und Kaffee oder als Weideflächen für Vieh genutzt werden. Bei den Bäumen handelt es sich hauptsächlich um Eukalyptusarten, wobei ein kleiner Anteil an Kiefern kürzlich ausgelaufen ist. Ein Zucht- und Klonselektionsprogramm wird fortgesetzt, um die Widerstandsfähigkeit und den Ertrag der Bäume weiter zu verbessern. LD Celulose verwendet keine gentechnisch veränderten Organismen (GVOs).
Da naturnahe Wälder und Plantagen nicht bewässert werden müssen, kann davon ausgegangen werden, dass in Lenzings Einflussbereich sich der Grundwasserspiegel nicht verändert und sich der Salzgehalt nicht erhöht. In den Forstwirtschaftsgebieten von LD Celulose gibt es etwa 204 Pflanzen- und 450 Tierarten. Unter diesen Arten sind besonders interessant der Mähnenwolf und der Große Ameisenbär, die für die Region charakteristisch sind. In der Plantage von LD Celulose konnte kein signifikanter Rückgang der Arten festgestellt werden.
Bei naturnahen bewirtschafteten Wäldern ist zudem davon auszugehen, dass Auswirkungen auf beheimatete Arten und die Biodiversität von Dauer sind, da viele Flächen seit mehreren Baumgenerationen auf diese Weise bewirtschaftet werden. Eine von Lenzing in Auftrag gegebene Fallstudie des Umweltdachverbandes in den österreichischen Wäldern hat ergeben, dass in den bewirtschafteten Buchenwäldern Österreichs zahlreiche Arten, darunter auch auf der roten Liste stehendem Arten, leben, die sich an die Bewirtschaftungsmethoden angepasst haben. Daher könnte die Umwandlung dieser naturnahen Wälder in vollständig natürliche Wälder (Beendigung jeglicher Bewirtschaftung) diesen Arten potenziell schaden.
Weitere mögliche Auswirkungen können aus den Emissionen der Produktionsanlagen in Wasser, Boden und Luft entstehen. Weitere Informationen finden Sie in den Kapiteln „Klima und Energie“, „Verantwortungsbewusster Umgang mit Wasser“ und „Abfallmanagement“.
Am Ende der Wertschöpfungskette von Textil- und Vliesstoffprodukten können sich Auswirkungen auf die Biodiversität ergeben, wenn nicht abbaubare Kunststoffe in die Umwelt gelangen. Weitere Informationen finden Sie in dem Kapitel „Kreislaufwirtschaft und Ressourcen“.
1 FSC Global Development GmbH (2014). FSC® and Plantations. FSC’s position on plantations. Verfügbar unter: https://anz.fsc.org/what-is-fsc [aufgerufen am 15. Februar 2021]
2 Forest Europe 2015 und 2020: State of Europe’s Forest 2015. Ministerial Conference on the Protection of Forests in Europe, Juni 2016, und State of Europe’s Forest 2020. https://foresteurope.org/publications/
3 Nachhaltige Waldbewirtschaftung in Österreich – Leitindikatoren, Berichte von 2017 und 2020. https://info.bmlrt.gv.at/themen/wald/walddialog/dokumente.html, Waldberichte Tschechische Republik und Slowakei: Ministry of Agriculture of the Czech Republic, Information on Forests and Foresty in the Czech Republic by 2017 (Englisch), Zpráva o stavu lesa a lesního hospodářství České republiky v roce 2020 (Tschechisch).
4 Duratex Jahresbericht 2018. Verfügbar unter: https://www.dex.co/noticias/duratex-divulga-relatorio-anual-2018/ [aufgerufen am 15. Januar 2021]
5 Kunz 2007: Artenschutz durch Habitatmanagement. Kapitel 6.2 Wiley-VCH