[ESRS G1-2; GRI 2-16, 204-1, 308-1, 414-1]
Alle Policies und Direktiven kommen im täglichen Umgang mit den Lieferanten zum Tragen. Lenzing kann dabei als Vorbild für das Geschäftsverhalten in der Branche vorangehen, erwartet aber auch die gleichen Standards von ihren Geschäftspartnern.
Nachhaltige Chemikalienbeschaffung
Die wichtigsten verwendeten Chemikalien mit einem Anteil von etwa 85 Prozent am gesamten Beschaffungsvolumen sind Natronlauge (NaOH), Kohlenstoffdisulfid (CS2), Schwefelsäure (H2SO4), Schwefel (S), Schwefeldioxid (SO2), Weichmacher, Flammschutzmittel, Modifikatoren, N-Methylmorpholin-N-Oxid (NMMO), Titandioxid (TiO2) und Zinksulfat (ZnSO4). Die Zahlen zur Chemikalienbeschaffung werden aus Vertraulichkeitsgründen nicht offengelegt.
Das Ziel, 80 Prozent der wichtigsten Lieferanten (nach Einkaufswert) zu bewerten, wurde 2019 erreicht. Weiterhin werden Lieferanten geprüft (Tabelle „Anzahl der Lieferanten, die den EcoVadis-Fragebogen seit der Einführung der Bewertung im Jahr 2017 beantwortet haben“). Aufgrund des sich verändernden Marktumfelds kann sich die Lieferantenbasis ändern. Daher, wurde 2022 ein neues Ziel gesetzt, die Lieferanten, auf die mehr als 80 Prozent der Einkaufsausgaben entfallen, fortlaufend einzubeziehen, um ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern (Ziel „Einbeziehung von Lieferanten“). Dieses Ziel wurde auch auf andere Bewertungsmöglichkeiten als EcoVadis ausgedehnt. Als Maßnahme zur Erreichung dieses Ziels hat Lenzing 2022 Nachhaltigkeitsklauseln in die Verträge mit ihren wichtigsten Chemielieferanten aufgenommen. Zu den Bedingungen zählen unter anderem die Festlegung von Treibhausgas (THG)-Reduktionszielen, die von der Science Based Target Initiative genehmigt wurden, die Bereitstellung von Informationen über den CO2-Fußabdruck von Produkten sowie über die Wasserknappheit an den Produktionsstandorten, von denen Lenzing Produkte bezieht.
EcoVadis Score von Lenzings Lieferanten
Das gesamte EcoVadis-Rating, das die Lieferanten der Lenzing Gruppe 2023 erzielten (54,2), ist 8,2 Punkte höher als das durchschnittliche EcoVadis-Rating (46). Zudem ist die Gesamtleistung der Lenzing-Lieferanten um 1,9 Punkte gestiegen verglichen mit 2022, als das Gesamtrating bei (52,3) lag. Das zeigt eindeutig, dass die Lieferanten in der Lieferkette von Lenzing kontinuierlich ein überdurchschnittliches Rating unter den von EcoVadis bewerteten Lieferanten erzielen. Die Verbesserung des Gesamtratings vom letzten Jahr zu diesem spiegelt die wachsende Wichtigkeit von Nachhaltigkeit in Organisationen und die Bemühungen von Einkäufer:innen für nachhaltige Lieferpartner wider.
Lieferantenmanagement
Derzeit laufen aktive Verhandlungen mit den Lieferanten bezüglich ihrer Einbeziehung in die Nachhaltigkeitsbewertung. Inzwischen wurden über 600 Lieferanten mithilfe des EcoVadis-Tools nach sozialen und ökologischen Kriterien bewertet.
2017 |
82 |
---|---|
2018 |
93 |
2019 |
102 |
2020 |
152 |
2021 |
163 |
2022 |
387 |
2023 |
608 |
|
Regionale Herkunft |
Keine regionale Herkunft |
||
---|---|---|---|---|
2021 |
94 % |
6 % |
||
2022 |
73 % |
27 % |
||
2023 |
88 % |
12 % |
||
|
80 Prozent aller eingekauften Chemikalien (in Tonnen) wurden 2023 von 30 Lieferanten geliefert. Die Beziehungen zu diesen Lieferanten sind sehr stabil. Im Jahr 2022 wurde aufgrund der Nichtverfügbarkeit von Natronlauge auf dem europäischen Markt eine höhere Menge aus anderen Regionen importiert. Im Laufe des Jahres 2023 stabilisierte sich diese Verfügbarkeit kontinuierlich, was zu einem höheren Anteil an regional bezogenen Chemikalien im Vergleich zu 2022 führte (Tabelle „Regionale Herkunft von Chemikalien“). Regional in diesem Fall betrifft alle Lieferungen aus demselben Land oder einem Nachbarland wie der Zielstandort.
Regionale Holzversorgung in Europa
Die regionale Holzversorgung ist für Lenzing wichtig, weil sie eine Maßnahme zur Verringerung der THG-Emissionen durch den Transport darstellt. Lenzing betreibt drei Zellstoffwerke, in denen Holz zu Faserzellstoff verarbeitet wird. Am Standort Lenzing (Österreich) werden hauptsächlich Buche sowie kleine Mengen von anderen Harthölzern und Fichte verarbeitet. Die Anlage in Paskov (Tschechische Republik) verwendet dagegen meist Fichte. Die Anlage in Indianópolis (Brasilien) verarbeitet ausschließlich Eukalyptus aus einer eigenen Plantage. Lenzing versucht, das Holz für ihre Zellstoffwerke in Europa so lokal wie möglich zu beschaffen.
Zur Gewährleistung kurzer Transportwege und Lieferfristen stammt der Großteil des benötigten Holzes aus regionalen Quellen. Der Anteil regionalen1 Holzes am Standort Lenzing (Österreich) betrug im Jahr 2021 95,2 Prozent, 2022 93,8 Prozent und 2023 96,5°Prozent. Am Standort Paskov (Tschechische Republik) befindet sich der Anteil der regionalen Versorgung seit 2019 konstant bei 100 Prozent. Die zugrunde liegenden Zahlen sind dem Anhang zu entnehmen.
Regionale Holzversorgung in Brasilien
Lenzing hat im Rahmen eines Joint Venture namens LD Celulose gemeinsam mit Dexco ein neues Zellstoffwerk in Brasilien gebaut, welches seit 2022 in Betrieb ist. Gegenwärtig werden rund 90.200 Hektar Plantagen bewirtschaftet, darunter rund 19.884 Hektar (Tabelle „Quantitative Beschreibung der von LD Celulose bewirtschafteten und verwalteten Flächen“ im Kapitel „Biodiversität und Ökosysteme“) geschützte Fläche, welche nicht der Holzbeschaffung, sondern dem Schutz von Flora und Fauna dienen. Diese Plantagen arbeiten vollständig in Übereinstimmung mit den Richtlinien und hohen Standards der Lenzing Gruppe für die Beschaffung von Holz und Faserzellstoff sowie nach den Anforderungen der führenden Zertifizierungssysteme.
Die für die Holzversorgung von LD Celulose zuständige forstwirtschaftliche Abteilung befindet sich in Triângulo Mineiro im Bundesstaat Minas Gerais.
Das in die LD Celulose Plantation Unit umgewandelte Gebiet wurde seit den 1970er-Jahren für die Viehzucht und intensive Landwirtschaft, aber auch für den Eukalyptusanbau genutzt. Für die LD-Celulose-Plantagen wurde kein einheimischer (Primär-)Wald umgewandelt. Die Plantagen sind über 800 km vom Amazonas-Regenwald entfernt.
Lieferantenbewertung
Alle Lieferanten werden im Hinblick auf die Nachhaltigkeit ihrer Produktionskette bewertet. Neben den regelmäßigen Audits führt Lenzing auch spezielle Evaluierungen sowohl für neue als auch für etablierte Lieferanten im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Einhaltung der Umwelt- und Sicherheitsstandards durch. Die Lieferanten werden regelmäßig befragt und mit Unterstützung von externen Experten hinsichtlich Umwelt- und Sicherheitsaspekten bewertet. Anschließend erfolgt eine abschließende Bewertung. Das Ergebnis wirkt sich auf die Gesamtbewertung des Lieferanten aus und stellt ein wesentliches Kriterium für die langfristige Zusammenarbeit dar. Bei der Analyse des Lieferantenrisikos wurden 2023 keine Lenzing-Lieferanten mit tatsächlichen und potenziellen negativen Auswirkungen auf die Umwelt identifiziert.
Die relevantesten Lieferanten für Lenzing sind jene, die aufgrund ihrer Größe und ihres Volumens ein erhöhtes Risiko bergen. Für die Bewertung dieser Lieferanten (ausgeschlossen Holz) wird das Online-Tool von EcoVadis verwendet, mit Ausnahme derer für Holz. Im Berichtsjahr wurden bei den Bewertungen der Nicht-Holz-Lieferanten keine Verstöße gegen ökologische, soziale oder ethische Standards festgestellt, die zur Kündigung bestehender Lieferverträge hätten führen können. Holzlieferanten werden anhand eines Due-Diligence-Prozesses bewertet, das den Kriterien für FSC® Controlled Wood folgt.
Die Nachhaltigkeitsleistung von Faserzellstofflieferanten wird jährlich anhand eines umfassenden Fragebogens untersucht, der u. a. Aspekte wie Beschaffungsstandards, Liefergebiete, Nachverfolgbarkeit der Lieferkette und THG-Emissionen abdeckt. Die Ergebnisse der Umfrage werden genutzt, um die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren und die zukünftigen Aktivitäten von Lenzing zur Einbindung der Lieferanten zu steuern.
Alle Holzlieferanten (über 600 im Jahr 2023, die Hälfte davon in Privatbesitz) in allen Beschaffungsländern werden einmal jährlich bewertet. Dabei wird ein Bewertungssystem verwendet, das den Kriterien von FSC® Controlled Wood und PEFC Controlled Sources folgt. Alle Faserzellstofflieferanten sind nach den führenden Waldzertifizierungssystemen zertifiziert und beliefern Lenzing mit zertifiziertem oder kontrolliertem Faserzellstoff.
Lenzing Zertifizierungen für Holz und Faserzellstoff
Das Managementsystem für die Holzbeschaffung von Lenzing gewährleistet, dass das gesamte Holz für die Faserzellstoffproduktion aus legalen und nachhaltig bewirtschafteten Quellen stammt. Um nachweisen zu können, dass die hohen Standards von Lenzing bei der Holzbeschaffung gewahrt werden, nutzt das Unternehmen die Zertifizierungssysteme FSC® und PEFC (Abb. „Zertifizierungsstatus“). 100°Prozent der von der Lenzing Gruppe verwendeten Holz- und Faserzellstoffressourcen sind entweder FSC®- und PEFC-zertifiziert oder werden entsprechend dieser Standards kontrolliert (Abb. „Zertifizierungsstatus – Insgesamt zertifiziertes und kontrolliertes Holz“). Die Holzbeschaffung unterliegt jedes Jahr Überwachungs-/Rezertifizierungsaudits im Rahmen der FSC® und PEFC-Systeme.
Die folgenden Abbildungen zeigen den Zertifizierungsstatus des gesamten von Lenzing verwendeten Holzes oder Zellstoffes – sowohl direkt durch Eigenbeschaffung für die Faserzellstoffanlagen der Lenzing Gruppe als auch indirekt durch den Zukauf von Faserzellstoff. Alle Produktionsstandorte der Lenzing Gruppe sind FSC®-CoC-zertifiziert (Chain of Custody). Die PEFC-CoC-Zertifizierung umfasst derzeit fünf Standorte (Tabelle „Zertifizierungsstatus der Lenzing Produktionsstätten – CoC-Status“).
Standort |
Land |
Hauptprodukte |
FSC® CoC |
PEFC-CoC |
---|---|---|---|---|
Lenzing |
Österreich |
Viscose, Modal, Lyocell, Faserzellstoff |
• |
• |
Paskov |
Tschechische Republik |
Faserzellstoff |
• |
• |
Purwakarta |
Indonesien |
Viscose |
• |
• |
Nanjing |
China |
Viscose, Modal |
• |
• |
Heiligenkreuz |
Österreich |
Lyocell |
• |
n.a. |
Grimsby |
Großbritannien |
Lyocell |
• |
n.a. |
Mobile |
USA |
Lyocell |
• |
• |
Prachinburi |
Thailand |
Lyocell |
• |
n.a. |
Indianópolis |
Brasilien |
Faserzellstoff |
• |
n.a. |
PEFC wird hauptsächlich für Holz aus Mitteleuropa verwendet. Die FSC®-Zertifizierung von Wäldern ist in dieser Region nicht weit verbreitet. Daher ist der Großteil des bezogenen Holzes zurzeit PEFC-zertifiziert und erhält nach einem Due-Diligence-Prozess an den Lenzing Standorten den Status FSC® Controlled Wood. Der Standort Lenzing verfügt seit mehr als zwei Jahrzehnten über eine PEFC-CoC-Zertifizierung. Diese wird seit 2016 durch eine FSC®-CoC-Zertifizierung ergänzt, die alle Lenzing Produktionsstandorte umfasst. Daher ist das gesamte beschaffte Holz in der Lenzing Gruppe entweder zertifiziert oder wird durch das FSC®-Zertifizierungssystem kontrolliert (Abb. „Zertifizierungsstatus – FSC® Mix und FSC® Controlled Wood“).
Faserzellstofflieferanten können mehr als ein forstbezogenes Zertifikat besitzen. Die meisten der in Nordamerika ansässigen Faserzellstofflieferanten tragen auch das Zertifikat der Sustainable Forest Initiative (SFI), die ebenfalls ein nationales Mitglied des globalen PEFC-Zertifizierungssystems ist und von diesem voll anerkannt wird. Ausführliche Erläuterungen zu den Zertifikaten, zu kontrolliertem Holz und zum internen Due-Diligence-System finden Sie im aktuellen Fokuspapier „Wood and pulp“.
Forstbetriebe sind in Mitteleuropa in der Regel nicht sehr groß. Viele kleine Waldbesitzer:innen, für die die Forstwirtschaft ein Zusatzeinkommen darstellt, nehmen an keinem Zertifizierungsverfahren teil. Daher muss Lenzing verlässliche, aber begrenzte Mengen an solchem Holz beschaffen, das nicht nach FSC® oder PEFC zertifiziert ist. Dieser Anteil des Holzes wird nach diesen Standards kontrolliert. Außerdem sorgen die strengen Forstwirtschaftsgesetze und deren Durchsetzung in Mitteleuropa dafür, dass Waldbesitzer:innen nachhaltig wirtschaften müssen. Die Lenzing Policy für Holz und Zellstoff und der globale Verhaltenskodex für Lieferanten sind Teil aller Holzeinkaufsaktivitäten und werden den potenziellen Lieferanten vor Beginn einer Geschäftsbeziehung vorgelegt. Nur wenn diese Bedingungen akzeptiert werden, kann an Lenzing geliefert werden.
Der Due-Diligence-Prozess von Lenzing für die Holz- und Faserzellstoffbeschaffung sieht regelmäßige formale Audits vor. Noch wichtiger ist jedoch der tägliche informelle, persönliche Kontakt des Lenzing Einkaufsteams mit den Lieferanten. Lieferantenverträge können als Reaktion auf schwerwiegende Verstöße gegen Nachhaltigkeitsaspekte gekündigt werden. Dies ist in der Vergangenheit gelegentlich geschehen, wenn Lieferanten bestimmte Probleme nicht behoben haben. 2023 gab es keinen solchen Fall.
1 Die regionale Holzversorgung erfolgt aus dem Land, in dem die Faserzellstoffanlage steht, sowie aus Nachbarländern, von denen das Holz direkt, ohne Grenzüberschreitung dritter Länder, bezogen werden kann.