Die erwartete Erholung der für Lenzing relevanten Märkte blieb bisher aus. Die nach wie vor erhöhten Rohstoff- und Energiekosten auf der einen und die sehr verhaltene Nachfrage auf der anderen Seite beeinflussten die Geschäftsentwicklung der Lenzing Gruppe im Geschäftsjahr 2023 wie die der gesamten Branche negativ.
Lenzing führte bereits Ende 2022 ein Programm zur Reorganisation und Kostensenkung im Volumen von mehr als EUR 70 Mio. erfolgreich durch. Parallel dazu konnte die Bilanz- und Liquiditätsposition durch die erfolgreiche Kapitalerhöhung in Höhe von rund EUR 400 Mio. und die Verlängerung der Kreditlaufzeiten im Volumen von rund EUR 250 Mio. im Berichtsjahr wesentlich gestärkt werden.
Darauf aufbauend setzt der Vorstand derzeit ein umfassendes Performance-Programm mit dem übergeordneten Ziel einer langfristig deutlich gesteigerten Widerstandsfähigkeit gegen Krisen und einer höheren Agilität bei Marktveränderungen um. Die Programminitiativen zielen primär auf eine Verbesserung des EBITDA und die Generierung von Free-Cashflow durch ein gestärktes Umsatz- und Margenwachstum sowie eine nachhaltige Kostenexzellenz ab. Über die deutlich positiven Auswirkungen auf der Umsatzebene hinaus erwartet der Vorstand jährliche Kosteneinsparungen von mehr als EUR 100 Mio., wovon ca. 50 Prozent ab dem laufenden Geschäftsjahr wirksam sein werden.
Die Umsatzerlöse gingen 2023 um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf EUR 2,52 Mrd. zurück. Dieser Rückgang ist primär auf niedrigere Faserumsätze zurückzuführen, während die Zellstoff-umsätze stiegen.
Die operative Ergebnisentwicklung war im Wesentlichen vom Marktumfeld beeinflusst. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) stieg im Berichtsjahr um 25,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf EUR 303,3 Mio. Die EBITDA-Marge erhöhte sich von 9,4 auf 12 Prozent.
Das Betriebsergebnis (EBIT) lag aufgrund von Sonderabschreibungen in Höhe von EUR 464,9 Mio. bei minus EUR 476,4 Mio. (nach EUR 16,5 Mio. im Jahr 2022) und die EBIT-Marge bei minus 18,9 Prozent (nach 0,6 Prozent im Jahr 2022). Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag dementsprechend bei minus EUR 585,6 Mio. (nach minus EUR 10,1 Mio. im Jahr 2022).
Die Sonderabschreibungen resultierten aus einem Wertminderungsbedarf bedingt durch die weiterhin bestehenden Unsicherheiten im wirtschaftlichen Umfeld, nach wie vor erhöhte Rohstoff- und Energiekosten sowie erhöhte Diskontierungssätze aufgrund des geänderten Zinsumfelds. Die Sonderabschreibungen waren nicht zahlungswirksam, wirkten jedoch auf das EBIT und das EBT 2023.
Der Steueraufwand in Höhe von EUR 7,3 Mio. (nach EUR 27,2 Mio. im Jahr 2022) ist vor allem durch die Wertberichtigung von Steueraktivposten einzelner Konzernunternehmen und durch Währungseffekte aufgrund der Umrechnung von Steuerposten von der lokalen in die funktionale Währung beeinflusst.
Der Cashflow aus der Betriebstätigkeit lag 2023 bei EUR 160,3 Mio. (nach minus EUR 43,2 Mio. im Jahr 2022). Der Free Cashflow lag primär aufgrund der Ergebnisentwicklung sowie der Fertigstellung der strategischen Investitionsprojekte bei minus EUR 122,8 Mio., damit aber bereits deutlich über dem Vorjahreswert von minus EUR 740,7 Mio., was maßgeblich auf die planmäßige Umsetzung des Performance-Programms zurückzuführen ist.
Im dritten und vierten Quartal 2023 erwirtschaftete Lenzing einen positiven Free Cashflow von EUR 27,3 Mio. bzw. EUR 15,4 Mio. (nach minus EUR 132,3 Mio. im ersten und minus EUR 33,1 Mio. im zweiten Quartal 2023) und bestätigte damit, dass die Maßnahmen zur Stärkung des Free Cashflows wirken.
Die Investitionen in immaterielle Anlagen, Sachanlagen und biologische Vermögenswerte (CAPEX) beliefen sich im Berichtsjahr unter anderem aufgrund der Investitionsprojekte in China und Indonesien auf EUR 283,6 Mio. (nach EUR 698,9 Mio. im Jahr 2022). Der Liquiditätsbestand erhöhte sich im Vergleich zum 31. Dezember 2022 aufgrund der Kapitalerhöhung um 61,3 Prozent auf EUR 731 Mio. per 31. Dezember 2023.
Die Bilanzsumme verringerte sich im Vergleich zum 31. Dezember 2022 um 5,6 Prozent auf EUR 5,21 Mrd. per 31. Dezember 2023. Das bereinigte Eigenkapital ging um 13,4 Prozent auf EUR 1,81 Mrd. zurück. Die bereinigte Eigenkapitalquote lag per 31. Dezember 2023 bei 34,7 Prozent (nach 37,8 Prozent per 31. Dezember 2022). Die Nettofinanzverschuldung ging zum Stichtag auf EUR 1,56 Mrd. zurück (nach EUR 1,8 Mrd. per 31. Dezember 2022).1 Das Net Gearing erhöhte sich auf 86,4 Prozent (nach 86,2 Prozent per 31. Dezember 2022).1 Das Trading Working Capital sank um 3,4 Prozent auf EUR 551,1 Mio., darin enthalten sind im Wesentlichen ein Rückgang des Vorrätevermögens in Höhe von EUR 159,6 Mio. infolge des forcierten Lagerabbaus und ein gegenläufiger negativer Effekt aus dem im Vergleich zum 31. Dezember 2022 deutlich gesunkenen Bestand der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen.
Im Detail stellt sich die Umsatz- und Ertragsentwicklung im Berichtsjahr wie folgt dar:
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Veränderung |
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2023 |
2022 |
Absolut |
Relativ |
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Umsatzerlöse |
2.521,2 |
2.565,7 |
-44,5 |
-1,7 % |
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Umsatzkosten |
-2.597,6 |
-2.162,6 |
-435,1 |
20,1 % |
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Bruttoergebnis vom Umsatz |
-76,5 |
403,1 |
-479,6 |
n/a |
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Sonstige betriebliche Erträge |
108,7 |
73,1 |
35,6 |
48,6 % |
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Vertriebsaufwendungen |
-274,9 |
-286,7 |
11,9 |
-4,1 % |
||
Verwaltungsaufwendungen |
-144,7 |
-137,2 |
-7,5 |
5,5 % |
||
Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen |
-69,1 |
-29,2 |
-39,9 |
136,4 % |
||
Sonstige betriebliche Aufwendungen |
-20,0 |
-6,6 |
-13,3 |
200,5 % |
||
EBIT |
-476,4 |
16,5 |
-492,9 |
n/a |
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Finanzerfolg |
-109,2 |
-26,5 |
-82,7 |
311,9 % |
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EBT |
-585,6 |
-10,1 |
-575,6 |
5.722,0 % |
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Steueraufwand |
-7,3 |
-27,2 |
19,9 |
-73,1 % |
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Ergebnis nach Steuern |
-593,0 |
-37,2 |
-555,7 |
1.492,2 % |
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1 Die Nettofinanzverschuldung wird seit dem zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2023 ohne die Leasingverbindlichkeiten dargestellt (siehe Beilage zum Lagebericht „Erläuterungen zu Finanzkennzahlen der Lenzing Gruppe“).