[GRI 3-3f]
Einbeziehung von Stakeholdern und politische Intervention
Lenzing ist der festen Überzeugung, dass die eigenen Bemühungen durch den Austausch mit Stakeholdern in der Industrie und der Zivilgesellschaft ergänzt werden sollten. Denn die Klimakrise erfordert Zusammenarbeit, um einen systemischen Wandel herbeizuführen. Lenzing unterzeichnete 2018 die UN Fashion Industry Charter for Climate Action und ist aktives Mitglied der Arbeitsgruppen, die Lösungen für die Herausforderungen in der Industrie entwickeln. Lenzing unterstützt zudem die Bemühungen des World Resource Institute (WRI) und des Apparel Impact Institute (AII), um eine ausgereifte Roadmap für die Bekleidungs- und Schuhindustrie zu entwickeln.
Für die Umsetzung der Maßnahmen, z. B. die Umstellung auf andere Brennstoffe, sind ein unterstützender politischer Rahmen und entsprechende Anreize erforderlich. Derzeit ist Erdgas in vielen Teilen der Welt teurer als Kohle. Biomassebrennstoffe sind nicht in ausreichendem Maße in der erforderlichen Größenordnung verfügbar. Ebenso ist netzbasierter Strom aus erneuerbaren Energien in vielen Teilen Asiens nicht weit verbreitet und kommerziell verfügbar. Um CO2-arme Lösungen zu fördern, sind gleiche Wettbewerbsbedingungen erforderlich, z. B. eine globale CO2-Preisgestaltung und die Abschaffung von Subventionen für fossile Brennstoffe. Die Industrie und lokale Regierungen sollten ihre Anstrengungen intensivieren, um mehr erneuerbare Elektrizität zu erzeugen und so die derzeitigen Anlagen zu versorgen und das zukünftige Wachstum zu fördern.
UN Fashion Charter
Die UN Fashion Industry Charter for Climate Action unter der Schirmherrschaft der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) ist eine breite Stakeholder-Bewegung in der Textil-, Bekleidungs- und Modeindustrie mit dem Ziel eines ganzheitlichen Engagements für den Klimaschutz. Die Unterzeichner verpflichten sich zu Klimazielen und schließlich zur vollständigen Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette der Modeindustrie in Übereinstimmung mit der Science Based Target Initiative.
Das ursprüngliche Ziel der UN Fashion Charter sind Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis spätestens 2050 und eine Reduzierung der Emissionen um 30 Prozent bis 2030. Diese Ziele wurden im November 2021 aktualisiert, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, wie vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) empfohlen. Ein erster Bericht, das „Climate Action Playbook“, wurde 2020 veröffentlicht. Er zeigt große Reduktionspotenziale für THG-Emissionen bei der Faserproduktion, dem Hauptrohstoff der Modebranche, auf.
Lenzing ist Gründungsmitglied der Initiative. Aufgrund langjähriger Erfahrung in der Herstellung nachhaltiger Fasern auf Zellulosebasis und der Bewertung deren Umweltauswirkungen durch Lebenszyklusanalysen (LCA) trägt Lenzing aktiv zur Arbeitsgruppe, die sich mit Rohstoffen beschäftigt, bei. Diese veröffentlichte im Jahr 2021 einen Bericht mit dem Titel „Identifying Low-Carbon Sources of Cotton and Polyester“. Darin wurden bestehende LCA-Studien zusammengefasst und Verbesserungsmöglichkeiten durch den Wechsel von Energiequellen, Technologieänderungen und Innovationen aufgezeigt. Mit aktiver Unterstützung von Lenzing seit 2021, wurde im Jahr 2023 ein weiterer Bericht mit dem Titel „Man-Made Cellulosic Fibers“ veröffentlicht. Dieser Bericht basiert auf Beiträgen einer Reihe von Stakeholdern, einschließlich andere Faserhersteller, Bekleidungsunternehmen, NGOs und Nachhaltigkeitsdienstleistern.
Lenzing hat auch zum Bericht „Aggregate report of the transition plans“ mit ihrem Klima-Übergangsplan beigetragen. Darin geben 42 Unterzeichner ihre Pläne bekannt, wobei 80 Prozent genehmigte SBTs haben.
Roadmap to Zero
Lenzing hat an der Entwicklung der Publikation „Roadmap to Zero (2021)“ mitgewirkt, die mit bewährten Ansätzen und Maßnahmen die Industrie zum Handeln gegen die Klimakrise motivieren soll. Dieses Dokument wurde vom World Resources Institute (WRI) zusammen mit dem Apparel Impact Institute (AII) erstellt, einem Spin-off von Cascale (vormals SAC), die bewährte Lösungen der Bekleidungs- und Schuhindustrie für den Umweltschutz identifiziert, finanziert, skaliert und bewertet. Im Jahr 2023 hat AII eine Fortsetzung dieses Berichts veröffentlicht, um die Bestandsaufnahme und den Fortschritt der Industrie in Richtung des Netto-Null-Ziels zu dokumentieren. Lenzing hat zu diesem Bericht mit Best-Practice-Beispielen in verschiedenen Bereichen beigetragen, wie beispielsweise innovativen Materialien, der Eliminierung von Kohle und dem Wechsel zu 100 Prozent erneuerbarem Strom aus dem Netz.
Renewable Carbon Initiative (RCI)
Elf führende Unternehmen aus sechs Ländern, darunter auch die Lenzing Gruppe, gründeten im September 2020 unter der Leitung des nova-Instituts (Deutschland) die Renewable Carbon Initiative (RCI). Das Ziel der Initiative ist es, den Übergang von fossilem zu erneuerbarem Kohlenstoff für alle organischen Chemikalien und Materialien zu unterstützen und zu beschleunigen. Im ersten Jahr ist die Zahl der Mitglieder auf über 30 gestiegen, darunter Unternehmen wie Beiersdorf (Deutschland), BASF (Deutschland), Cosun Beet Company (Niederlande), Givaudan (Schweiz), Henkel (Deutschland), IFF (USA), LanzaTech (USA), NESTE (Finnland), Unilever (Großbritannien, Deutschland) und UPM (Finnland). Die Renewable Carbon Initiative strebt das Ende des fossilen Zeitalters für alle organischen Chemikalien und Materialien bis 2050 an. Das Konzept des erneuerbaren Kohlenstoffs, das für Rohmaterialien unerlässlich ist, bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und Rückenwind – auch von politischer Seite (z. B. im Kommunikationspapier „Nachhaltige Kohlenstoffkreisläufe“ der Europäischen Kommission). Im Jahr 2023 veröffentlichte das RCI mehrere Berichte, darunter eine umfassende Analyse der heutigen Kohlenstoffflüsse oder des Beitrags von Materialien auf Basis erneuerbaren Kohlenstoffs zur Senkung des CO2-Fußabdrucks. Der zweite Bericht enthält auch eine Fallstudie zu Lenzing-Fasern. Lenzing wird weiterhin ein aktives Mitglied des RCI sein, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der weiteren Ökologisierung der Textil- und Vliesstoffgeschäfte liegt.
GHG Protocol und Beiträge zu CEPI
Die THG-Emissionen von Lenzing werden gemäß dem GHG Protocol (Greenhouse Gas Protocol) berechnet. Darüber hinaus beteiligt sich Lenzing an der Weiterentwicklung der damit verbundenen Standards und Leitlinien durch den Branchenverband CEPI (Confederation of European Paper Industries). Dies zeigt das Engagement von Lenzing für Transparenz und die Einhaltung international anerkannter Standards bei der Berechnung und Berichterstattung über THG-Emissionen. Mehr Informationen können Sie im Kapitel „Nachhaltige Rohstoffbeschaffung“ finden.