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Lenzings Praktiken der Kreislaufwirtschaft

[ESRS E5-2; GRI 3-3d, 306-2]

Eine Zusammenfassung der „Gesetzten Maßnahmen" findet sich im Managementansatz am Anfang dieses Kapitels.

Lenzing verfolgt ihre Vision, indem sie drei zentrale Verfahrensweisen anwendet, die verschiedene Elemente der Kreislaufwirtschaft in ihr zirkuläres Geschäftsmodell integrieren. Diese Verfahrensweisen sind in Abb. „Kreislaufwirtschaftsmodell“ dargestellt und nachfolgend beschrieben:

  • Natürliche Kreisläufe
  • Ressourceneffiziente Produkte und Technologien
  • Entwicklung kommerzieller Recyclingtechnologien

Kreislaufwirtschaftsmodell

Kreislaufwirtschaftsmodell (Illustration)
a) Gilt für TÜV-zertifizierte biologisch abbaubare und kompostierbare LENZING™-Fasern

Natürliche Kreisläufe

Herkunft

Lenzing Fasern bestehen aus Cellulose, einem natürlich nachwachsenden Polymer, das biologisch abbaubar ist und aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz gewonnen wird. Das Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und Plantagen (wie im Kapitel „Nachhaltige Rohstoffbeschaffung“ beschrieben).

LENZING™ Lyocell-, Modal- und Viscose-Standardfasern sind vom TÜV Österreich als biologisch abbaubar und kompostierbar zertifiziert1. Die sichere Entsorgung dieser Fasern in die natürliche Umwelt ermöglicht es, den Cellulosematerialkreislauf im Einklang mit dem biologischen Kreislauf zu schließen. Natürliche Kreisläufe beinhalten den biologischen Kreislauf und richten den Fokus auch auf verschiedene Lösungen am Ende des Lebenszyklus.

Wenn Lenzing von einem „zirkulären Produkt“ von Vliesstoffen spricht, geht es weniger um eine „Faserlösung“, sondern vielmehr um ein zirkuläres Wertschöpfungskettenmodell, da sich die Anforderungen und die Verwendung der Endprodukte zwischen den verschiedenen Vliesstoff-Endprodukten unterscheiden. Dementsprechend müssen die Auswirkungen der Lenzing Fasern im Hinblick auf Rohstoffe, Leistung, Abfall und Ende der Lebenszyklen berücksichtigt werden, um den höchsten Wert und möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt zu erzielen. Daher verfolgt Lenzing bei ihren neuen Produkten einen strukturierten Ansatz, um den Anforderungen des Marktes nach möglichst nachhaltigen Lösungen gerecht zu werden.

Vlies zum Schutz von Gletschern

Das Abschmelzen der Gletscher ist symbolisch für die Auswirkungen der Erderwärmung. Als Unternehmen, das sich den science-bases targets (wissenschaftlich fundierten Zielen) zur Begrenzung der Erderwärmung verpflichtet hat, sucht Lenzing auch nach neuen Produktlösungen, die zu diesem Thema beitragen können. Ein Paradebeispiel und Highlight 2023 war die Entwicklung eines Gletscherschutzvlieses, das zu 100 Prozent aus Lenzing Cellulosefasern besteht.

Traditionelle Gletscherschutzvliese verwenden Geotextilien aus Synthetikfasern, die zur Mikroplastikverschmutzung beitragen können. Wenn sich die Fasern durch die Einwirkung von Sonne, Wasser und Wind zersetzen, werden kleine Plastikpartikel in der sensiblen alpinen Umwelt freigesetzt.

Lenzing verfolgt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ökologie der Universität Innsbruck, dem österreichischen Gletschertourismus und der Wirtschaftskammer Tirol einen neuen Ansatz, bei dem Geotextilien auf Basis von cellulosischen LENZING™ Fasern verwendet werden. Diese preisgekrönte Innovation (Gewinner des Swiss BIO TOP Award 2023) trägt zum Schutz der Gletscher bei, ohne die Mikroplastikverschmutzung zu verschlimmern.

Ende des Lebenszyklus

Lenzing ist bestrebt, sich anhand eines stärker anwendungsspezifischen Ansatzes je nach Endprodukt und Märkten mit verschiedenen Lösungen am Ende des Lebenszyklus, wie etwa Entsorgung, biologische Abbaubarkeit, Recycling oder Wiederverwendung zu befassen. Daher beteiligt sich Lenzing strategisch an politischen Diskussionen und an Kreislauf-Initiativen, um den globalen Wandel zu einer ganzheitlicheren Wirtschaft weiterzuentwickeln und voranzutreiben.

Ressourceneffiziente Produkte und Technologien

Bioraffinerie für die Zellstoffproduktion

Bei der Zellstoffproduktion wird Holz zu Faserzellstoff für die weitere Faserproduktion verarbeitet. An den Zellstoffstandorten von Lenzing ist dies ein energieautarker Prozess. Lenzing setzt alle Rohstoffe effizient ein, hat hohe Rückgewinnungsraten bei Lösungsmitteln und Chemikalien und minimiert die Abfallproduktion. Die Lenzing Gruppe betreibt drei Bioraffinerien: eine in Lenzing (Österreich), eine in Paskov (Tschechische Republik) und eine in Indianópolis (Brasilien). Wie in Abb. „Hocheffizienter Einsatz des Rohstoffes Holz in den Bioraffinerien“ dargestellt, wird in den Lenzing Bioraffinerien Holz in Zellstoff, Co-Produkte und Bioenergie umgewandelt. Lenzing verkauft die wertvollen Bioraffinerieprodukte an andere Branchen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur maximalen Nutzung von Holz und Prozesschemikalien. Weitere Informationen finden Sie im nachstehenden Abschnitt „Ressourcenabflüsse“.

Hocheffizienter Einsatz des Rohstoffes Holz in den Bioraffinerien

Hocheffizienter Einsatz des Rohstoffes Holz in den Bioraffinerien (Illustration)

Überschüssige Energie aus der Zellstoffproduktion wird in Form von Dampf und Strom als erneuerbare Energie bereitgestellt. Am Standort Lenzing (Österreich) wird die überschüssige Energie direkt in die Faserproduktionsanlagen eingespeist. In Paskov (Tschechische Republik) und Indianópolis (Brasilien) wird überschüssige Energie in das Stromnetz eingespeist, um damit den Umstieg auf erneuerbare Energie in diesen Regionen zu unterstützen. Dies ist ein Paradebeispiel für die Kaskadennutzung von Biomasse und die 100-prozentige Verwertung von Holz, ohne dass Abfälle entstehen.

Faserproduktion

Lenzing produziert Spezialfasern und entwickelt innovative cellulosische Fasertechnologien. Die hochwertigen Fasern Viscose (Rayon), Modal und Lyocell werden an die Textil- und Vliesstoffindustrie geliefert und für industrielle Anwendungen verwendet und wegen ihrer besonderen Eigenschaften geschätzt.

Das Lenzing Lyocellverfahren ist zudem eine auf einem Lösungsmittel basierende Produktionstechnologie mit einem geschlossenen Kreislauf, die die Herstellung von Cellulosefasern ohne chemische Modifikation der Cellulose ermöglicht. Der Prozess folgt einem einfachen Lösungsverfahren und ermöglicht die Rückgewinnung des Lösungsmittels zu 99,8 Prozent und dessen Rückführung in den Kreislauf. Dies vermeidet Abfälle, sorgt für eine hohe Ressourcennutzung und führt zu einem geringeren Wasserverbrauch und weniger Emissionen. Im Vergleich zur herkömmlichen Produktion werden durch die Rückgewinnung von Lösungsmitteln und Chemikalien Umweltauswirkungen wie Treibhausgas (THG)-Emissionen vermieden oder reduziert – und damit ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Weitere Informationen finden Sie im Fokuspapier „Responsible production“.

Produktionsschritte in der Textilindustrie

Um die Herausforderungen im Zusammenhang mit Abfall in der Textilindustrie zu meistern, hat Lenzing REFIBRA™, eine innovative Recyclingtechnologie, entwickelt. Sie beinhaltet das Recycling von Stoffresten aus der Bekleidungsproduktion und Alttextilien, die mit Faserzellstoff aus Holz vereint und zu neuen Fasern verarbeitet werden.

Wir geben Abfall ein neues Leben. Jeden Tag

Ganz im Sinne ihrer Vision „Wir geben Abfall ein neues Leben. Jeden Tag“ strebt Lenzing danach, das Recycling von Textilabfällen zu einem gängigen Standardprozess ähnlich wie das Papierrecycling zu machen. Lenzing hat sich ein Ziel gesetzt und Maßnahmen ergriffen, um diese Vision zu verwirklichen: Geplant ist ein Angebot von Viscose-, Modal- und Lyocell- Stapelfasern mit einem Alttextilien-Recyclinganteil im industriellen Maßstab. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel „Nachhaltigkeitsziele, Maßnahmen und Fortschritte bei der Zielerreichung“ im Kapitel „Allgemeine Angaben“.

Management von Produktionsabfällen

Es gibt verschiedene Bereiche, in denen an den Standorten von Lenzing Abfall entsteht, wie z. B. in Produktionsprozessen, bei der Verpackung von bezogenen Waren oder einzelnen Faserballen. Lenzing folgt einer Abfallhierarchie und vermeidet Abfälle wo immer möglich. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt „Abfallmanagement“ in diesem Kapitel.

Um die Kreislaufwirtschaft zu fördern, setzt Lenzing so weit wie möglich recycelte oder wiederverwendete Materialien ein, statt noch mehr natürliche Rohstoffe zu nutzen. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass Recyclingprozesse unter Umständen äußerst energieintensiv durch in der Wertschöpfungskette genutzte Fasergemische und Chemikalien sind und daher, um den Klimawandel zu mildern, ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich ist (z. B. Design für Kreislaufwirtschaft, Nutzung von erneuerbarer Energie und „umweltfreundliche“ Chemikalien der Wertschöpfungskette).

Kommerzielle Recyclingtechnologien

Lenzing verwendet zwei Arten von Recycling, chemisch und mechanisch. Zum einen wird Zellstoff aus chemisch recycelten Baumwoll-Alttextilien verwendet, um zusammen mit Faserzellstoff aus Holz neue Fasern herzustellen. Bei der Fasertechnologie REFIBRA™ wird neben Faserzellstoff auch einen erheblichen Anteil an Baumwollabfällen als Rohstoff verwendet.

In 2023 bot Lenzing weiterhin Lyocellfasern der Marke TENCEL™ x REFIBRA™ mit einem Minimum von 30 Prozent Recyclinganteil an. Dies bedeutet eine erhebliche Verbesserung für die Umwelt und gleichzeitig entstehen hochwertige Fasern mit den gleichen Eigenschaften wie Fasern aus rein auf holzbasiertem Faserzellstoff. Diese Fasern sind mit dem Recycled Claim Standard (RCS) erhältlich, der zertifiziert, dass alle Produktionsprozesse der Lieferkette entsprechende Schritte durchlaufen haben, um die Integrität des Endproduktes zu gewährleisten.

Ausweiten von REFIBRA™ auf Lenzing™ ECOVERO™

Im Jahr 2023 wurde die umweltschonende REFIBRA™ Technologie von TENCEL™ Lyocell auf LENZING™ ECOVERO™ Viscosefasern ausgeweitet. Die inzwischen weltweit verfügbaren LENZING™ ECOVERO™ Fasern mit REFIBRA™ Technologie enthalten ein Minimum von 20 Prozent recyceltem Anteil aus Baumwoll-Textilabfällen.

Zum anderen werden Textilien (Pre-Consumer/Post-Industrial, Post-Consumer) von Lenzing auch mechanisch recycelt. Diese Textilien werden so weit wie möglich bis auf das einzelne Faserlevel zerkleinert. Durch die notwendige und starke Verkürzung der Faserlänge im Recyclingprozess büßen die Fasern an Performance (z. B. Festigkeit) ein. Daher benötigen diese mechanisch recycelten Fasern Trägerfasern, damit sie gesponnen werden können. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel „Nachhaltige Innovationen“.

Marken/Einzelhändler

Marken und Einzelhändler besitzen den Einfluss, um Kunden Produkte mit Recyclinganteil anzubieten, aber auch um sicherzustellen, dass ihre Produkte so konzipiert sind, dass sie in puncto Haltbarkeit, Recyclingfähigkeit und biologische Abbaubarkeit die Kreislaufwirtschaft erleichtern. Lenzing betreibt ein aktives Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur weiteren Verbesserung der Nutzung von Pre-Consumer-Textilabfällen für die Produktion von vollständig biobasierten und biologisch abbaubaren Fasern.

Nutzungsphase

Lenzing ist bestrebt, die bestmöglichen Materialien für die von Verbraucher:innen und Endnutzer:innen verwendeten Produkte anzubieten, damit diese Produkte kaufen können, die ihren Anforderungen an Performance und Nachhaltigkeit entsprechen.

Daher ist ein Ziel von Lenzing, Alttextilien effizienter zu verwerten. Angesichts der Komplexität globaler Wertschöpfungsketten arbeitet Lenzing mit dem klaren Ziel vor Augen mit verschiedenen Stakeholdern zusammen, um systemischen Wandel in der Textil- und Vliesstoffindustrie voranzutreiben.

Partnerschaften

Transparenz erleichtert Partnerschaften und bildet die Grundlage für einen glaubwürdige Nachhaltigkeitsauftritt. Insbesondere die Kreislaufwirtschaft wird Teil des künftigen EU-Systems zur Sorgfaltsprüfung (Due Diligence) für Lieferketten sein. Ein umfassenderes Verständnis der Lieferanten von Lenzing sowie der nachgelagerten Kunden ist entscheidend für die Minimierung der gesamten Umweltauswirkungen sowie der sozialen Auswirkungen der Lenzing Gruppe und führt das Unternehmen auf den richtigen Weg, um bis 2050 Netto-Null-THG-Emissionen zu erreichen („Langfristiges wissenschaftlich fundiertes Netto-Null-Ziel“). Weitere Informationen zu Transparenz durch Digitalisierung finden Sie im Kapitel „Digitalisierung & Cyber Security“.

„Partnerschaften für den systemischen Wandel“ ist eines der Grundprinzipien der Lenzing Nachhaltigkeitsstrategie „Naturally Positive“, um gemeinsam mit den wichtigsten Stakeholdern von Lenzing die gesteckten Ziele zu erreichen. Um Chemikalien mit geringem CO2-Fußabdruck wie „Low-Impact“ Natronlauge kaufen zu können (die mit erneuerbarer Energie hergestellt wird), führt Lenzing einen aktiven Dialog mit ihren Lieferanten. Nur durch diesen Dialog entlang der gesamten Lieferkette kann Lenzing den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte verringern.

Daher ist Kooperation unerlässlich. Lenzing beteiligt sich an mehreren Initiativen, die die Kreislaufwirtschaft in der Modeindustrie voranbringen wollen. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt „Einbeziehung von Stakeholdern“ in diesem Kapitel.

Lenzing startet zusammen mit Partnern das größte Textilrecycling-Projekt Österreichs

Lenzing hat sich 2023 mit dem Partner für Logistik und Sortierung ARA (Altstoff Recycling Austria AG), dem Textildienstleister Salesianer Miettex, Caritas (NGO) sowie dem schwedischen Zellstoffhersteller Södra zusammengeschlossen, um gemeinsam den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Gemeinsam arbeiten sie zusammen, um gebrauchte Haushalts- und Bekleidungstextilien zu sammeln und recycelten Zellstoff herzustellen. Aus diesem werden wiederum neue Lyocell- und Viscosefasern produziert.

Mundao

2023 intensivierte Lenzing ihre Zusammenarbeit und Entwicklung mit dem französischen umweltbewussten Start-up, das eine industriell kompostierbare Windel entwickelt hat. Lenzing hat das französische Unternehmen mit ihrer Expertise im Bereich biologisch abbaubare Materialien und die Verwendung von Cellulosefasern unterstützt. Die revolutionären Windeln, die unter der Marke „Popotine“ vermarktet werden, enthalten in verschiedenen Komponenten der Windeln eine Reihe von VEOCEL™ Fasern.

Die kompostierbaren „Popotine“-Windeln sind die ersten ihrer Art auf dem europäischen Windelmarkt. Derzeit werden sie an Kindertagesstätten vermarktet, nach Gebrauch von City-Bike-Vereinen gesammelt und in der industriellen Kompostierung wiederverwendet. Dieses End-of-Life-Konzept bietet eine nachhaltige Lösung für Wegwerfwindeln als Ausgangsmaterial für landwirtschaftliche Kompost- und industrielle Biomasseanlagen.

1 Zu den LENZING™ Fasern, die vom TÜV als biologisch abbaubar (Boden, Süßwasser und Meer) und kompostierbar (Haushalt und Industrie) zertifiziert sind, gehören die folgenden Produkte: LENZING™ Viscose Standard Textil/Vliesstoffe, LENZING™ Lyocell Standard Textil/Vliesstoffe, LENZING™ Modal Standard Textil, LENZING™ Lyocell Filament, LENZING™ Lyocell Dry und LENZING™ Web Technology. Ausnahmen in der Zertifizierung gibt es für die Fasern LENZING™ Lyocell Filament und LENZING™ Lyocell Dry, bei denen die erforderlichen Tests für Bestätigung der biologischen Abbaubarkeit in Meeresumgebung noch nicht durchgeführt bzw. abgeschlossen wurden.

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