Management der Auswirkungen, Risiken und Chancen
[ESRS E4 ESRS 2 IRO-1; GRI 304-2]
Bewertung: Einfluss und Abhängigkeiten von Biodiversität und Ökosystemen bei Lenzing
Eine Beschreibung der Bewertung der Widerstandsfähigkeit seines Geschäftsmodells und seiner Strategie sowie des Umfangs, der wichtigsten Annahmen, der Zeithorizonte, der Ergebnisse und der Einbeziehung der Interessengruppen finden Sie im Abschnitt „Bewertung der Risiken im Zusammenhang mit der Geschäftstätigkeit gemäß TNFD“ im Kapitel „ESRS 2 Allgemeine Angaben“.
Policies
[ESRS E4-2; GRI 3-3c]
Neue Policy für Biodiversität
Die neue Policy für Biodiversität wurde 2024 verabschiedet. Sie behandelt alle ermittelten wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen innerhalb der eigenen Tätigkeiten von Lenzing und auch entlang ihrer vorgelagerten Wertschöpfungskette. Die Aspekte der Wertschöpfungskette der „Negativen Auswirkungen von Lenzing und ihrer Wertschöpfungskette aufgrund ihres Beitrags zum Klimawandel und dementsprechend zum Verlust der Biodiversität“ werden innerhalb des Einflussbereichs zum Teil durch die Policy für Biodiversität abgedeckt.
Die Policy umreißt die Grundsätze von Lenzings Biodiversitätsansatz auf der Grundlage von Rahmenwerken etwa der TNFD und des SBTN. Ziel ist es, die Lenzing Gruppe in ein naturpositives Unternehmen zu verwandeln1, und zwar durch Partnerschaften für systemische Veränderungen innerhalb und außerhalb der Wertschöpfungskette. Die Lenzing Gruppe bekennt sich zu anerkannten Rahmenwerken, allen voran dem globalen Biodiversitätsplan gemäß dem Kunming-Montreal-Protokoll, das den Verlust der Natur bis 2030 stoppen und umkehren soll. Daneben unterstützt Lenzing die weltweiten Ziele in Rahmenwerken wie dem EU Green Deal und dem Clean Industrial Deal. Lenzing will durch die Förderung von Wissen, wissenschaftliche Forschung und Kooperationen kollektive Maßnahmen für die Natur anstoßen. Diese Policy wurde 2024 von den Mitgliedern des Vorstands genehmigt und gilt für alle konsolidierten Tochtergesellschaften und Betriebsstandorte der Lenzing Gruppe. Die Policy wurde allen Standortleitern kommuniziert, diese sind die höchste Führungsebene in Verantwortung für die Umsetzung. Dementsprechend deckt die Policy auch die eigenen, gemieteten oder geleiteten Betriebsstandorte in oder nahe an einem Gebiet mit schutzbedürftiger Biodiversität ab. Die ganze Policy ist auf der Lenzing Website verfügbar.
Das Geschäftsmodell von Lenzing basiert auf dem natürlichen Rohstoff Holz, wodurch eine materielle Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen und vor allem von Wäldern besteht. Diese Abhängigkeit bringt die Verantwortung mit sich, gesunde Ökosysteme zu erhalten und die biologische Vielfalt und die damit verbundenen Ökosystemleistungen zu schützen. Um die Auswirkungen, Risiken und Chancen zu identifizieren, priorisieren und zu kontrollieren, werden Belastungen der Natur wie Klimawandel, Ausbeutung von Ressourcen, invasive gebietsfremde Arten und Landnutzungsänderungen bewertet und bei der Ausarbeitung der Policy berücksichtigt. Weitere Informationen über das Management und die Schwerpunktsetzung bezüglich der Belastungen der Natur und die verwendeten Methoden und Prozesse finden Sie im Abschnitt „Biodiversitätsansatz und Aktionsplan“ in diesem Kapitel.
Um Umwelt und Ökosysteme zu schützen und zu verbessern und positive Effekte auf betroffene Gemeinschaften zu erzielen, engagiert Lenzing sich für die Förderung einer nachhaltigen Forstwirtschaft mit integriertem Schutz der biologischen Vielfalt und einem Netzwerk von Naturschutzgebieten für Holzplantagen. Gleichzeitig achtet Lenzing die Rechte der Ureinwohner, insbesondere ggf. ihre Landrechte.
Lenzing hat sich verpflichtet, verschiedene Maßnahmen umzusetzen, um wichtige Ursachen für den Biodiversitätsverlust in ihrem Einflussbereich zu vermeiden und zu verringern. Mit Blick auf den Klimawandel beinhaltet dies die Befolgung eines wissenschaftlich fundierten Klimaaktionsplans, um die THG-Emissionen bis 2030 deutlich zu verringern und ein Netto-Null-Ziel (Scope 1, 2 und 3) bis 2050, sowie Bemühungen um eine weitere Reduzierung der Emissionen unserer Standorte durch unsere Produktionsprozesse. Ergänzend zu Lenzings Policy für Wasser behandelt die Policy für Biodiversität die aktive Steuerung von Lenzings Wasser-Fußabdruck. Mit Blick auf die direkte Nutzung engagiert sich Lenzing dafür, Holz und Zellstoff aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern zu beziehen, die nicht zur Entwaldung im Sinne der Policy für Holz und Zellstoff beitragen. Lenzing vermeidet die Einführung invasiver Arten, und setzt keine genetisch veränderten Organismen ein.
Die Policy enthält zudem auch verschiedene Zusagen, die Lenzings Bekenntnis zum Schutz, der Regenerierung und Wiederherstellung von Ökosystemen unterstreichen und sich auf die Lieferkette und darüber hinaus positiv auswirken. Lenzing engagiert sich in wirkungsvollen Projekten zur Regenerierung und Wiederherstellung von Ökosystemen, beginnend mit dem Erhalt von Gebieten mit schutzbedürftiger Biodiversität in der Nähe der Betriebe oder in Beschaffungsregionen. Um die Auswirkungen auf den Zustand von Arten in ihren eigenen Plantagen in Brasilien zu minimieren, bewirtschaftet Lenzing das Ökosystem auf eine pflegliche Weise, sodass die Bedingungen für Biodiversität erhalten bleiben oder verbessert werden. Dazu erfolgt ein regelmäßiges Monitoring und eine Berichterstattung über den Zustand der Biodiversität und Gewinne oder Verluste.
Die Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen, insbesondere Holz, wird durch Due-Diligence-Prozesse, CoC-Zertifizierungen und Einhaltung der einschlägigen Gesetzgebung in den Ländern gewährleistet, in denen Lenzing tätig ist. Lenzing bereitet sich auch auf bevorstehende Gesetzgebung vor (z. B. die EU-Entwaldungsverordnung).
Die künftige Biodiversitätsstrategie wird sich eingehender mit den sozialen Folgen des Biodiversitätsverlusts und dem sozialen Nutzen der positiven Effekte auf biologische Vielfalt und Ökosysteme befassen. Die sozialen Kriterien der Forstzertifikate sind jedoch ein erster Anfang.
Policy für Holz und Zellstoff
In ihrer Policy für Holz und Zellstoff verpflichtet sich Lenzing dazu, Holz und Faserzellstoff ausschließlich aus unumstrittenen Quellen zu beziehen. Die aktuelle Version der Policy wurde 2022 vom Vorstand genehmigt und der Senior Vice President (SVP) Commercial Pulp, Biorefinery and Co-Products, Wood, ist die ranghöchste Person, die für ihre Umsetzung in der Organisation zuständig ist. Sie gilt für alle Unternehmen der Gruppe und für die Zellstoff- und Faserproduktionsstandorte, insbesondere für die Beschaffung in der vorgelagerten Wertschöpfungskette. Die Policy für Holz und Zellstoff ist auf der Lenzing Website verfügbar.
Um die verbleibenden Urwälder und gefährdeten Wälder rund um den Globus, deren Biodiversität und die Integrität der Ökosysteme zu schützen, hat sich Lenzing dazu verpflichtet, die Verwendung von Holz bzw. Faserzellstoff aus Holz von Regionen wie den borealen Wäldern Kanadas und Russlands, den gemäßigten Küstenregenwäldern sowie den Tropenwäldern und Torfgebieten in Indonesien, dem Amazonas und Westafrika zu vermeiden. Lenzing erklärt in ihrer Policy für Holz und Zellstoff, dass sie kein Holz aus Plantagen bezieht, die nach 1994 durch die Umwandlung natürlicher Wälder angelegt wurden, dass sie kein Holz aus Flächen bezieht, die einer nicht forstlichen Nutzung zugeführt wurden oder kein Holz aus Forstbetrieben, bei denen genetisch veränderte Organismen eingeführt werden. Ferner vermeidet Lenzing die Beschaffung von Holz, das aus illegalem Holzeinschlag, aus dem illegalen Handel oder aus illegalen Forstprodukten stammt.
Lenzing verfügt über eigene interne Sorgfaltspflicht-(Due-Diligence-) Mechanismen, unter anderem regionsspezifische Bewertungen vor Ort und die Einbeziehung von Stakeholdern. Sie werden durch unterschiedliche Zertifizierungsprogramme wie FSC® und PEFC ergänzt. Zusammen mit dem nationalen Recht und dem Verhaltenskodex von Lenzing wird mit ihnen auch sichergestellt, dass Lenzing nur mit Lieferanten zusammenarbeitet, die traditionelle, Gemeinschafts- und Menschenrechte sowie die IAO-Kernarbeitsnormen einhalten, wie in der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit definiert.
Regelmäßige Risikobewertungen, die Implementierung von Kennzahlen, Audits und Besuche vor Ort sowie die Zertifizierung der nachhaltigen Forstwirtschaft durch unabhängige Dritte unterstützen die Einhaltung dieser Policy und das Engagement von Lenzing gegen Entwaldung. Wenn Lenzing entdeckt, dass es Holz oder Faserzellstoff aus umstrittenen Quellen bezogen hat, spricht sie zunächst mit ihren Lieferanten, um diese zu Praktiken zu ermuntern, die im Einklang mit der Policy stehen. Wenn ihre Reaktion unbefriedigend ist, wird der Lieferant mit einer angemessenen Vorlaufzeit aus Lenzings Lieferkette ausgeschlossen. 2020 wurden drei Lieferanten ausgeschlossen, 2021 einer und seit 2022 keiner.
Lenzing bemüht sich, langfristige Partnerschaften mit ihren Holz- und Faserzellstofflieferanten aufzubauen und zu erhalten, und möglichst direkt mit Waldbesitzern und Faserzellstoffherstellern zusammenzuarbeiten. Das verschafft ihr besseren Einblick und mehr Kontrolle über ihre Lieferkette, gleichzeitig unterstützt dies die Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen und die Überwachung potenzieller Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und Ökosysteme.
Die Policy für Holz und Zellstoff der Lenzing Gruppe deckt folgende Auswirkungen, Risiken und Chancen sowie Aspekte der vorgelagerten Wertschöpfungskette ab: Risiko von Holzknappheit und hohen Holzpreisen infolge des Biodiversitätsverlusts; Positive Auswirkungen auf die Biodiversität durch nachhaltige Holzbeschaffung und Beteiligung an Aufforstungsprojekten; Mögliche negative Auswirkungen auf die Ökosysteme durch Lieferanten, die möglicherweise Landnutzungsänderung durchführen; Chance durch positive Positionierung mit Best-Practice-Holzbeschaffung aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und Plantagen; Negative Auswirkungen auf bedrohte Arten im Falle mangelnder Überwachung und Bewirtschaftung; Mögliche negative Auswirkungen auf die Ökosystemleistungen aufgrund der Auswirkungen auf Biodiverstät.
Nachhaltigkeits-Policy
Lenzings Nachhaltigkeits-Policy behandelt die negativen Auswirkungen von Lenzing und ihrer Wertschöpfungskette auf Klimawandel und Biodiversitätsverlust, indem sie die Dekarbonisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette fördert und die Erhaltung der natürlichen Ressourcen, Energieeinsparung und Biodiversität unterstützt. Weitere Informationen über die ESRS 2 MDR-P der Nachhaltigkeits-Policy finden Sie im Abschnitt „Nachhaltigkeitsstrategie“, Kapitel „ESRS 2 Allgemeine Angaben“.
1 Nature Positive – World Business Council for Sustainable Development (WBCSD)