Net Benefit-Ansatz
[ESRS 2 MDR-A]
Die Net Benefit-Produkte von Lenzing bieten positive Auswirkungen und Vorteile für Umwelt, Gesellschaft und Partner der Wertschöpfungskette in höherem Maße als die meisten Alternativen von Mitbewerbern auf dem Markt. Net Benefit-Produkte berücksichtigen den gesamten Lebenszyklus und betrachten somit vor- und nachgelagerte Wertschöpfungsprozesse. Kunden können ressourcenintensive Produkte durch Alternativen von Lenzing ersetzen und so den ökologischen Fußabdruck ihrer Produkte verbessern und Risiken in der Lieferkette reduzieren. Lenzing erzielte in 2024 einen Spezial-/Net Benefit-Faseranteil (basierend auf Umsatz) von 92,6 Prozent.
Die drei strategischen Prinzipien der Nachhaltigkeitsstrategie „Naturally Positive“ und die zugrundeliegenden Kernbereiche sind im Net Benefit-Ansatz zusammengefasst.
Folgende Produkte und Technologien von Lenzing waren 2024 etabliert und im Angebot für Kunden, ohne bestimmtem Enddatum.
Net Benefit-Produkte und -Technologien
LENZING™ ECOVERO™ Viscosefasern und VEOCEL™ Viscosefasern
LENZING™ ECOVERO™ Viscosefasern (für Textilien) und VEOCEL™ Viscosefasern (für Vliesstoffe) weisen 50 Prozent weniger Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) und Wasserbelastung als Standardviscose auf (gemäß Higg MSI1).
TENCEL™ Modal mit Eco Color Technologie und TENCEL™ Modal mit Indigo Color Technologie
Fasern mit diesen Technologien werden bei der Herstellung direkt mit Pigmenten versetzt und tragen zu dazu bei, nachgelagerte und energieintensive konventionelle Färbeprozesse zu vermeiden. Ein aus diesen Fasern hergestellter Stoff weist 60 Prozent weniger Treibhausgasemissionen auf als konventionell gefärbte Stoffe2.
Modalfasern der Marke TENCEL™ Modal Color wurden erstmals im Jahr 2021 auf den Markt gebracht und haben sich als die Lösung etabliert, um die Nachfrage nach spinngefärbten Fasern bei Marken und Einzelhändlern zu decken. TENCEL™ Modalfaser mit Indigo Color Technologie gewann 2022 den International Textile Manufacturers Federation (ITMF) Award für Nachhaltigkeit und Innovation.
Verbesserung des mechanischen Textilrecyclings
Neben einem starken Fokus auf das chemische Recycling ist Lenzing zusammen mit ihren Partnern auch im Bereich mechanisches Recycling tätig. Bei diesem Prozess werden die Textilien so weit wie möglich in die einzelnen Fasern aufgetrennt. Allerdings leidet die Faserqualität in der Regel darunter. Die Fasern werden stark verkürzt und büßen je nach Abfallstrom (Pre-Consumer, Post-Consumer, Post-Industrial) auch an Performance, z. B. Festigkeit, ein. Aus diesen Gründen werden bei mechanisch recycelten Fasern auf dem derzeitigen technischen Stand Trägerfasern benötigt, damit diese gesponnen werden können.
Bei einem Projekt wurde mechanisch recycelte Baumwolle aus Post-Consumer-Denimprodukten mit LENZING™ Modal Indigo, einer spinngefärbten LENZING™ Modalfaser, gemischt, gesponnen und gestrickt. Daraus ergaben sich verschiedene Vorteile. So war beispielsweise keine wahrnehmbare Vergilbung der indigo-gefärbten Baumwolle zu beobachten und das Produkt zeichnete sich durch eine sehr gute Abriebbeständigkeit aus, was ein Indiz für Langlebigkeit ist.
Lenzing Fasern mit Recyclinganteil – REFIBRA™ Technologie
Die mit der REFIBRA™ Technologie hergestellten LENZING™ ECOVERO™ Fasern verwenden neben Holz auch Baumwollabfälle als Rohstoff. Die Fasern enthalten mindestens 20 Prozent recyceltes Material, das aus Zuschnittresten und Alttextilien gewonnen wird. Die Baumwollabfälle wären andernfalls auf Mülldeponien gelandet oder verbrannt worden. LENZING™ ECOVERO™ Fasern hergestellt mit REFIBRA™ Technologie erfüllen den Recycled Claim Standard (RCS)3.
Die Wiederverwendung von Materialabfällen ist ein wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie. Als Vorreiter bei der Verwendung von Recyclingmaterialien in der Herstellung von Cellulosefasern nutzt Lenzing ihr profundes Know-how, um die Branche einen großen Schritt voranzubringen. Die REFIBRA™ Technologie baut nicht nur auf den hocheffizienten Produktionsprozessen der Standardfasern LENZING™ ECOVERO™ auf, sondern reduziert den Bedarf an neuen Rohstoffen weiter.
TENCEL™ Luxe Filamente
Lyocell-Filamente der Marke TENCEL™ Luxe sind ein wichtiger Meilenstein für Eco-Couture-Stoffe auf Premium- und Luxusmärkten. Der geschlossene Herstellungsprozess für Lyocell sorgt für eine geringe Umweltbelastung im Vergleich zu Viskose- und Modalherstellung. Dies ist auf den geringen Prozesswasser-, Energie- und Rohstoffverbrauch und moderne Rückgewinnungssysteme zurückzuführen. Lyocell-Filamente der Marke TENCEL™ Luxe werden mit Eco Filament Technologie hergestellt und umgehen konventionelles Garnspinnen, das energieintensiv ist und überwiegend in Regionen mit einem sehr hohen Anteil an fossiler Elektrizität zum Einsatz kommt. Beispielsweise sind industrielle Garnspinnprozesse für etwa 30 Prozent der gesamten THG-Emissionen der textilen Wertschöpfungskette verantwortlich (ohne Nutzungsphase)4.
Fasern mit Klimaschutz
Lenzing hat unter dem Markennamen VEOCEL™ und TENCEL™ weitere Lyocell- und Modalfasern mit geringerem CO2-Fußabdruck für Anwendungen in der Textil- und Vliesstoffindustrie eingeführt. Basierend auf dem Konzept „Reduzieren – Engagieren – Ausgleichen“ hat sich Lenzing auf niedrige THG-Emissionen durch verschiedene Reduktionsmaßnahmen konzentriert und die restlichen THG-Emissionen dieser Fasern durch Kohlenstoffausgleichprojekte ausgeglichen. Die neuen Fasern sind von ClimatePartner nach dem Greenhouse Gas Protocol zertifiziert – dem weltweit führenden Rahmenwerk zur Messung von THG-Emissionen. Alle ausgewählten und unterstützten Klima- und Waldschutz- sowie Aufforstungsprojekte sind nach dem Gold Standard VER oder Verified Carbon Standard zertifiziert.
Ausführliche Informationen zu den von Lenzing zwischen 2022 und 2024 unterstützten Projekten finden Sie auf folgenden Climate-Partner ID Tracking Webseiten:
Für die Jahre 2024 und 2025 wird Lenzing die Unterstützung fortsetzen und Ausgleichsgutschriften aus einer breiten Palette von Projekten nutzen, darunter:
- Windenergie in Thailand/West Huaybong
- Geothermische Energie in China/Changdao
- Solarenergie in Indien/Uttar Pradesh, Karnataka & Maharashtra
- Biogas in Indien/Punjab
- Aufforstung in China/Anlong
- Waldschutz in Brasilien/Labrea
LENZING™ Nonwoven Technologie
Die LENZING™ Nonwoven Technologie (vormals Web Technologie) ist eine innovative F&E-Technologieplattform, die es ermöglicht, eine breite Palette neuartiger nachhaltiger Vliesstoffe aus dem Rohstoff Holz herzustellen. Der patentierte Vliesstoffbildungsprozess, für den Lenzing mehr als 25 Patentanmeldungen hält, beginnt mit Faserzellstoff aus Holz und erzeugt einen Vliesstoff, der zu 100 Prozent aus Lyocell-Endlosfasern besteht. Diese Technologie ermöglicht die kombinierte Faser- und Vliesstoffproduktion und setzt neue Maßstäbe im Bereich der Cellulosevliesstoffe hinsichtlich Effizienz, Kreislaufwirtschaft und ökologischer Nachhaltigkeit. Die Flexibilität dieser Technologie und die mögliche Integration mit anderen Vliesstofftechnologien werden die Entwicklung einer breiteren Palette neuer Cellulosematerialien und Verbundstoffstrukturen für hochtechnisierte Anwendungen ermöglichen.
Absolut chlorfreie Faserherstellung
Bereits seit Jahren wird Viscose am Standort in Lenzing (Österreich) mit absolut chlorfrei (TCF) gebleichtem Zellstoff und anhand eines Verfahrens hergestellt, das ohne Einsatz von Chlorchemie auskommt, sodass die Viscosefasern als TCF-Fasern gelten. Am Standort Lenzing wird der dafür benötigte TCF-Zellstoff vor Ort produziert. Bei der Ausweitung der TCF-Faserherstellung auf andere Anlagen/Produktionsstandorte spielt die Zellstoffproduktion in Indianópolis (Brasilien) eine entscheidende Rolle. Es wurden erste erfolgreiche Versuche zur Herstellung von TCF-Viscosefasern im Viscosewerk in Purwakarta (Indonesien) durchgeführt, sodass dort nun TCF-Viscosefasern zur Verfügung stehen. Das Portfolio an TCF-Fasern wurde um die weltweit erste TCF-Lyocellfaser ergänzt.
Auf diese Weise kann Lenzing mehr TCF-Fasern anbieten, was Kunden dabei unterstützt, ein größeres Sortiment an TCF-Produkten auf den Markt zu bringen, wodurch der Einsatz aggressiver Chemikalien weiter verringert wird.
Faserzellstoff
Faserzellstoff ist der Rohstoff für Lenzing Fasern, der in den eigenen Bioraffinerien hergestellt wird5. Der Lenzing Bioraffinerie-Prozess gewährleistet, dass 100 Prozent des Holzes für die Herstellung von Faserzellstoff für die Faserproduktion, Bioraffinerie-Produkte und Bioenergie genutzt werden. Der gesamte an den Lenzing Zellstoffproduktionsstandorten hergestellte Faserzellstoff ist vollständig chlorfrei. Weitere Informationen finden sich im Abschnitt „Ressourcenzuflüsse“ im Kapitel „E5 Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft".
Lyocell
Lyocellfasern von Lenzing werden aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz gewonnen und in einem geschlossenen Kreislauf hergestellt, der Faserzellstoff mit hoher Ressourceneffizienz und geringer ökologischer Belastung in Cellulosefasern umwandelt. Bei diesem Lösungsmittel-Spinnverfahren wird das Prozesswasser recycelt und das Lösungsmittel mit einer Rückgewinnungsquote von über 99,8 Prozent wiederverwendet. LENZING Lyocellfasern weisen rund 50 Prozent geringere THG-Emissionen auf als generische Lyocellfasern (gemäß Higg MSI6).
Modal
Am Standort Lenzing (Österreich) werden Modalfasern in einem integrierten Produktionsprozess hergestellt, bei dem der Rohstoff (Faserzellstoff) am gleichen Standort wie die Faser selbst hergestellt wird. Die Zellstoff-Produktion ist energieautark und liefert gleichzeitig eine bedeutende Menge an Bioenergie für die gesamte Faserproduktion am Produktionsstandort. Daher entstehen bei der Produktion der Modalfasern von Lenzing rund 70 Prozent weniger THG-Emissionen an als bei generischen Modalfasern (gemäß Higg MSI7).
LENZING™ Essigsäure Biobased
Die Lenzing Bioraffinerie-Technologie wandelt Holz in Faserzellstoff, Energie und biobasierte Bioraffinerie-Produkte um. Eines der biobasierten Bioraffinerie-Produkte ist LENZING™ Essigsäure Biobased, die künftig auch als CO2-arme Alternative zu herkömmlicher Essigsäure auf fossiler Basis verfügbar sein wird, wie durch eine von einem unabhängigen Berater für LCA durchgeführte Studie bestätigt.
1 Siehe Higg MSI Datenbank v3.9 (Okt. 2024).
2 Terinte, N., Manda, B.M.K., Taylor, J., Schuster, K.C. and Patel, M. (2014). Environmental assessment of coloured fabrics and opportunities for value creation: spin-dyeing versus conventional dyeing. In: Journal of Cleaner Production 72, pp. 127-138; da die einzelnen Schritte innerhalb der Textilverarbeitung für Modal- und Viscosefasern ähnlich sind, basiert die Angabe zu den Einsparungen auf den Berechnungen für die Stoffherstellung und die Färbung per Jet-Färbung ohne Faserauswirkung.
3 Zertifiziert durch Control Union Shanghai (CU1260548)
5 Neben der eigenen Faserzellstoffproduktion beschafft Lenzing auch Faserzellstoff auf dem Weltmarkt.
6 Siehe Higg MSI Datenbank v3.9 (Okt. 2024)
7 Siehe Higg MSI Datenbank v3.9 (Okt. 2024)