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Kennzahlen und Ziele

[ESRS E5-3; GRI 3-3e]

Siehe „Nachhaltigkeitsziele“ im Abschnitt Managementansatz am Anfang dieses Kapitels.

Sämtliche Nachhaltigkeitsziele von Lenzing und der Prozess für deren Festlegung und Überwachung (ESRS 2 MDR-T 80g, 80j) finden Sie im Abschnitt „Nachhaltigkeitsziele, Maßnahmen und Fortschritte“ im Kapitel „ESRS 2 Allgemeine Angaben“.

Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft – Kennzahlen und Ziele

Textilrecycling

Erhöhung des Anteils und der Arten von alternativen Rohstoffen, z. B. durch Verwendung von recycelten Textilabfällen oder landwirtschaftlichen Abfällen bis 2030

2030
Auf Kurs

Maßnahme(n)

Erhöhung des Recyclinganteils in Viscose- und Lyocellfasern von 20 Prozent auf mindestens 30 Prozent aus Alttextilien im kommerziellen Maßstab bis 2030

2030
Auf Kurs

 

Innovation bei der Nutzung von mindestens 5 alternativen Rohstofflieferanten (z. B. aus recycelten Textilien und landwirtschaftlichen Abfällen) bis 2030

2030
Auf Kurs

Status in 2024

Lenzing hat seine Bemühungen fortgesetzt, die Technologie zur Wiederverwendung von baumwollreichen Textilabfällen in der Textilfaserproduktion zu verbessern. Es wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um sich auf die Verarbeitung der zunehmenden Mengen an Textilabfällen aus Haushalten vorzubereiten, die aufgrund der bevorstehenden EU-Verordnungen zur Sammlung und Behandlung gemäß der Abfallhierarchie erforderlich sind. Das schwierige wirtschaftliche Umfeld, der Preisdruck in der textilen Wertschöpfungskette, die mangelnde Nachfrage auf dem Markt und die beträchtlichen Investitionen, die für den Aufbau eines Textil-Recyclingnetzes erforderlich sind, haben jedoch zu einer Änderung der Zielsetzung und zu einer Neuformulierung des ursprünglichen Ziels „Angebot von Viscose-, Modal- und Lyocell-Stapelfasern mit bis zu 50 Prozent Alttextilien-Recyclinganteil im industriellen Maßstab bis 2025“ in „Erhöhung des Anteils und der Arten von alternativen Rohstoffen, z. B. durch Verwendung von recycelten Textilabfällen oder landwirtschaftlichen Abfällen bis 2030“ geführt, und zwar mit einem verlängerten Zeitrahmen. Auch das Zieljahr wurde um fünf Jahre verlängert, um diesen Herausforderungen Rechnung zu tragen. Zusammen mit dieser Änderung des Ziels wurden auch die Maßnahmen zur Verfolgung des Fortschritts aktualisiert, und zwar von „Alle von Lenzing angebotenen Fasern mit Recyclinganteil enthalten einen Anteil an Alttextilien“ zu „Erhöhung des Recyclinganteils in Viscose- und Lyocellfasern von 20 Prozent auf mindestens 30 Prozent Alttextilien im kommerziellen Maßstab bis 2030“ und von „Lenzing erhöht den Recyclinganteil von 30 auf 40 Prozent bei Fasern, die mit der REFIBRA™ Technologie für Textilien hergestellt wurden“ zu „Innovation bei der Nutzung von mindestens 5 alternativen Rohstofflieferanten (z. B. aus recycelten Textilien und landwirtschaftlichen Abfällen) bis 2030“ mit erweitertem Zeitrahmen. Trotz dieser Herausforderungen bietet Lenzing durchgehend LENZING™ ECOVERO™ x REFIBRA™ Fasern mit 20 Prozent Recyclinganteil im kommerziellen Maßstab an. Die Zusammenarbeit mit Södra für Textilrecycling wurde auch in diesem Jahr erfolgreich fortgesetzt

 

 

 

Kreislaufwirtschaft

Umsetzen eines neuen Kreislaufwirtschaft-Geschäftsmodells durch Schließen der Kreisläufe für Alttextilien; Zusammenarbeit mit 15 wichtigen Unternehmen der Lieferkette bis 2025

2025
Auf Kurs

Status in 2024

Lenzing leistet Pionierarbeit bei innovativen, auf Kreislaufwirtschaft ausgerichteten Geschäftsmodellen, die alle Aspekte vom chemischen Textilrecycling, wie die Zusammenarbeit mit Södra, bis hin zur Integration verschiedener Recyclingtechnologien umfassen. Im Jahr 2024 kombinierten Recyc Leather und Lenzing beispielsweise recycelte Lederfasern mit TENCEL™ Lyocellfasern, um ein Material der nächsten Generation für Schuhe zu entwickeln, das von der dänischen Modemarke GANNI verwendet wird. Ein weiteres Beispiel: Lenzing und ein innovatives Netzwerk von Partnern haben ein Konzept für das Recycling von Geotextilien aus Lenzing Fasern für Vliesstoffe entwickelt. Nachdem die Geotextilien erfolgreich ein Gletscherfeld vor dem Abschmelzen im Sommer geschützt hatten, wurden sie nicht entsorgt, sondern gesammelt und zu einem modischen „Glacier Jacket“-Kleidungsstück recycelt. Darüber hinaus wird die Wiederverwendung und die Minimierung von Rückständen aus verschiedenen Recyclingmethoden untersucht. Aufgrund der aktuellen Herausforderungen des Marktes in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft, wie z. B. die mangelnde Nachfrage auf dem Markt, wurde die Zahl der wichtigsten Partner in der Lieferkette von 25 auf 15 reduziert.

Lenzings Ziele „Textilrecycling“ und „Kreislaufwirtschaft“ sind eng auf die „Better Growth“ Strategie abgestimmt, die Kreislaufwirtschaft und eine nachhaltige Rohstoff/Materialbeschaffung fördern soll. Diese freiwilligen Ziele unterstützen nicht nur ein zirkuläres Produktdesign und die zirkuläre Materialnutzungsrate, sondern tragen auch zur Verringerung des Einsatzes primärer Rohstoffe bei. Der Geltungsbereich des Ziels „Textilrecycling“ umfasst alle Produktionsstandorte von Lenzing mit Ausnahme der Standorte Paskov (Tschechien) und Indianópolis (Brasilien). Lenzing hat das Ziel „Textilrecycling“ zum ersten Mal 2020 (Basisjahr) festgelegt. In jenem Jahr bot Lenzing Lyocellfasern der Marke TENCEL™ x REFIBRA™ mit bis zu 30 Prozent Recyclinganteil an. Zusätzlich wurde das Ziel „Kreislaufwirtschaft“ zum ersten Mal 2020 (Basisjahr) festgelegt, ursprünglich gemeinsam mit null wichtigen Unternehmen in der Lieferkette (Ausgangswert).

Die Ziele sind auf die Beschaffung aus erneuerbaren Quellen/nachhaltige Beschaffung und den Einsatz von Celluloserecycling von Alttextilien ausgerichtet, um den Anteil und die Art der alternativen Rohstoffe zu erhöhen. Die Ziele beziehen sich hauptsächlich auf die „Recycling“-Ebene in der Abfallhierarchie. Das Ziel „Kreislaufwirtschaft“ fördert jedoch das Konzept der Kreislaufwirtschaft, einem übergeordneten Grundsatz, der alle Ebenen der Abfallhierarchie umfasst.

Södra ist eine schwedische Forstgenossenschaft, die Holzwaren, Zellstoff und Biotreibstoff produziert und als Kooperationspartner bei der Festlegung dieser Ziele eine wichtige Rolle gespielt hat. Zu den internen Stakeholdern, die neben der Abteilung Corporate Sustainability an der Festlegung dieser Ziele beteiligt waren, zählten das Pulp and Wood Team, das Commercial Textiles Team und das Strategieteam.

Lenzing hat kein Ziel mit Blick auf die tatsächlichen und potenziellen „Negative Auswirkungen auf die Umwelt, wenn die Abfälle der Textilindustrie nicht ordnungsgemäß entsorgt werden“. Lenzing hält alle geltenden Gesetze und Verordnungen ein und will ihre Abfallmanagement-Praktiken verbessern.

Ressourcenzuflüsse

[ESRS E5-4; GRI 301-1, 301-2]

Die wichtigsten Zuflüsse bei Lenzing sind Holz, Zellstoff, Chemikalien, Brennstoffe und Wasser. Darin nicht enthalten sind kritische Rohstoffe oder seltene Erden im Sinne von Anhang II des europäischen Gesetzes zu kritischen Rohstoffen. Bitte beachten Sie, dass aus Gründen der Vertraulichkeit keine genauen Zahlen zum absoluten Gewicht oder Volumen der von der Lenzing Gruppe eingesetzten Materialien genannt werden. Das konsolidierte Gewicht der Materialien kann der TabelleRessourcenzuflüsse entnommen werden.

Holz und Faserzellstoff

Die Verarbeitung von Holz zu Fasern erfordert eine besondere Qualität von Zellstoff, der als Faserzellstoff bezeichnet wird. Die aktuellen Nennkapazitäten für Faserzellstoff der Lenzing Gruppe betragen 320.000 Tonnen am Standort Lenzing (Österreich), 285.000 Tonnen am Standort Paskov (Tschechien) und 500.000 Tonnen am Standort in Indianópolis (Brasilien). Die Standorte der eigenen Zellstoffwerke von Lenzing finden Sie im Kapitel „Standorte der Lenzing Gruppe“.

Ergänzend zur eigenen Faserzellstoffproduktion kauft Lenzing Faserzellstoff am Weltmarkt zu – meist im Rahmen langfristiger Lieferverträge. Eukalyptus, Kiefer und Fichte sind die vorherrschenden Holzarten, die von Lenzings Zellstofflieferanten verwendet werden. Verarbeitet werden aber auch Buche, Birke, Esche, Ahorn sowie andere Laub- und Nadelhölzer. Die tatsächlichen Baumarten variieren je nach Region und Qualitätskriterien. Unabhängig von der Holzart stammt das gesamte Holz aus nachhaltigen Forstbetrieben, die nach den führenden Waldzertifizierungssystemen zertifiziert oder kontrolliert werden. Einen Überblick über die wichtigsten Baumarten nach Region finden Sie im Anhang. Lenzing stellt sicher, dass der Bleichprozess aller eingekauften Faserzellstoffe absolut chlorfrei (TCF) oder elementar chlorfrei (ECF) ist. 100 Prozent der Holz- und Zellstofflieferanten von Lenzing werden regelmäßig nach FSC®- oder PEFC-Standards bewertet und zertifiziert. Weitere Informationen zu Zertifizierungen finden Sie im Abschnitt „Beschaffung“ im Kapitel „G1 Unternehmensführung“.

Chemikalien

Lenzings wichtigste Chemikalien mit einem Anteil von etwa 85 Prozent am gesamten Beschaffungsvolumen sind: Schwefelkohlenstoff (CS2), N-Methylmorpholin-N-Oxid (NMMO), Natronlauge (NaOH), Schwefelsäure (H2SO4), Schwefel (S), Schwefeldioxid (SO2), Spinn-Finishings, Titandioxid (TiO2) und Zinksulfat (ZnSO4). Lenzing versucht, ihre Chemikalien so weit wie möglich regional zu beschaffen. NMMO kann allerdings trotz intensiver Suche nach einer lokalen Bezugsquelle derzeit nicht lokal beschafft werden. Regional bedeutet für Lenzing dabei, aus dem Land, in dem sich die Produktionsanlage befindet, oder aus dem Nachbarland. Weitere Informationen zu regionaler Beschaffung finden Sie im Abschnitt „Beschaffung“ im Kapitel „G1 Unternehmensführung“.

Lenzing führte einen umfassenden Dialog mit ihren Lieferanten, um herauszufinden, welche Möglichkeiten bestehen, Natronlauge mit reduzierten THG-Emissionen zu beschaffen. Weitere Informationen zum Engagement von Lieferanten zur Reduzierung von THG-Emissionen finden Sie im Abschnitt „Maßnahmen“ im Kapitel „E1 Klimawandel“.

Brennstoffe

Die Faserproduktion ist ein energieintensiver Prozess, bei dem Lenzing mehr als zwei Drittel erneuerbare Brennstoffe verwendet. Weitere Informationen über Brennstoffe finden Sie im Abschnitt „Energie und Brennstoffe“ im Kapitel „E1 Klimawandel“. Lenzing war der erste Cellulosefaserhersteller mit konkreten, wissenschaftlich fundierten Zielen, die von der Science Based Targets Initiative genehmigt wurden und auf eine Verringerung der THG-Emissionen bzw. fossiler Brennstoffe abzielen.

Wasser

Wasser ist eine wertvolle Ressource, die Lenzing für ihre Herstellungsprozesse benötigt. Weitere Informationen zum Thema Wasser und dessen Recycling finden Sie im Kapitel „E3 Wasser- und Meeresressourcen“.

Verpackung

Chemikalien werden in verschiedenen Verpackungsformen wie Containern und Big Bags geliefert. Lenzing hat mit ihren Lieferanten Rücknahmesysteme eingeführt, um Verpackungsabfälle zu reduzieren. Dies gewährleistet nicht nur eine ordnungsgemäße Entsorgung, sondern erleichtert auch die Wiederverwendung von Verpackungsmaterial.

Der Faserzellstoff wird in Güterwaggons und LKWs transportiert, während die Faserballen in Kunststofffolien verschickt werden. Das ist zum Schutz des Produkts und für den Transport notwendig. Gemessen am Verhältnis von Produkt- zu Verpackungsgewicht und am geringen Anteil von Verpackungsmaterial am gesamten Materialzufluss wird für Lenzings Produkte wenig Verpackungsmaterial benötigt. Das Recycling von Verpackungen für Faserballen liegt außerhalb der betrieblichen Systemgrenzen von Lenzing aufgrund fehlender Kontrolle und Einflussnahme auf die nachgelagerte Wertschöpfungskette. Dennoch prüft das Unternehmen derzeit Möglichkeiten zur Verringerung des Verpackungsabfalls bei verkauften Waren.

Das Management von Verpackungsabfällen liegt in der gemeinsamen Verantwortung von Lenzing und ihren Geschäftspartnern. Die ordnungsgemäße Entsorgung, die Teilnahme an Recyclingprogrammen sowie Rücknahmesystemen können wesentlich zur Reduzierung von Verpackungsabfällen beitragen.

Sachanlagen

Informationen zu Lenzings Faser- und Zellstoffwerken finden Sie im Abschnitt „Standorte der Lenzing Gruppe“ im Geschäftsbericht der Lenzing.

Vor dem Faserzellstoffherstellungsprozess werden bereits schwere Geräte für das Entladen und Zerkleinern ganzer Baumstämme sowie Lager und Förderbänder für die Zwischenlagerung benötigt. Holzspäne und Prozesschemikalien werden durch verschiedene Verdampfer, Kessel und Tanks in Kochlauge umgewandelt. Zusätzliche Anlagen für Waschen, Sieben und Bleichen sowie Trockenkammern und Blattpressen runden die erforderliche Ausrüstung für die Zellstoffproduktion ab. Bei der restlichen Kochlauge werden mit mehreren Rückgewinnungssystemen wertvolle Substanzen mit Hilfe von Kondensationsanlagen, Extraktions- und Fraktionierungssäulen separiert.

Beim Prozess zur Herstellung von Zellulosefasern werden verschiedene Ausrüstungen benötigt, um die Spinnmasse zu Fasern zu spinnen, unter anderem Tanks, verschiedene Fässer und Reaktionskammern, Trockner und Filtrationssysteme. Die wichtigste Ausrüstung für die Spinnschritte sind Spinndüsen, gefolgt von Anlagen zum Strecken und Schneiden von Stapelfasern, Wasch- und Reinigungsanlagen und Trocknern. Die Fasern werden zu Ballen gepresst, in Plastikfolie gewickelt und im Ballenlager gelagert, bevor sie auf der Schiene transportiert werden.

Für die Herstellung von Viscose/Modal- und Lyocellfasern sind Ausrüstungen für die Rückgewinnung von Prozesschemikalien erforderlich, darunter Kessel, Filtrations- und Reinigungsanlagen, Extraktionssäulen, Öfen und Katalysatoren. Bei der Produktion von Bioraffinerie- und Co-Produkten werden selbstverständlich auch Lagertürme und Verpackungseinheiten benötigt.

Ressourcenzuflüsse

 

2024

Gesamtgewicht der im Berichtszeitraum verwendeten Produkte und technischer und biologischer Materialien (Mio. t)

4,85

Prozentualer Anteil an biologischer Materialien (und von Biokraftstoffen, die für nicht energetische Zwecke verwendet werden) die nachhaltig beschafft werden (%)

72 %

Gesamtgewicht der zur Herstellung der Produkte und im Rahmen der Dienstleistungen des Unternehmens verwendeten wiederverwendeten oder recycelten sekundären Komponenten, Produkte und Materialien (Mio. t)

2,33

Prozent der zur Herstellung der Produkte und im Rahmen der Dienstleistungen des Unternehmens verwendeten wiederverwendeten oder recycelten sekundären Komponenten, Produkte und Materialien (%)

48 %

TabelleRessourcenzuflüsse beschreibt Lenzings Ressourcenzuflüsse gemessen am Gesamtgewicht der im Jahr 2024 eingesetzten technischen und biologischen Materialien. Darin enthalten sind die für die Herstellung und Verpackung verwendeten wichtigsten Rohstoffe (Chemikalien, Holz und Zellstoff). Die Daten werden von allen Produktionsstandorten von Lenzing gesammelt und basieren auf direkten Messungen des Rohstoff-Inputs für die Fertigungsprozesse. Der Rohstoff-Input wird definiert als die gekaufte Menge bereinigt um die gelagerte Menge. Diese Daten werden monatlich von den Betriebs- oder Einkaufsabteilungen der Standorte erstellt und in die Konzerndatenbank eingespeist, um sie auf Konzernebene zu aggregieren. Mit Ausnahme des Prüfers, der diesen Bericht geprüft hat, werden die Rohstoffe nicht extern überprüft. Die nachhaltig beschafften biologischen Materialien sind jedoch zertifiziert.

Die nachhaltig beschafften biologischen Materialien sind Holz und Zellstoff, mit einem Anteil von 72 Prozent am Gesamtgewicht aller eingesetzten Materialien. Informationen über die Zertifizierungsprogramme (FSC® und PEFC) finden Sie im Abschnitt „Beschaffung“ im Kapitel „G1 Unternehmensführung“. Weitere Informationen über das Kaskadenprinzip bei biologischen Materialien finden Sie im Abschnitt „Bioraffinerie für die Zellstoffproduktion“ in diesem Kapitel. Lenzing wendet bei der Lösungmittelrückgewinnung in ihren Prozessen für die Herstellung von Viscose/Modal und Lyocell die besten verfügbaren Techniken an, wodurch sich der Bedarf an primären Rohstoffen verringert. Bei der Lyocell-Produktion kann das verwendete NMMO zu 99,8 Prozent zurückgewonnen werden. Schwefelkohlenstoff und andere Chemikalien, die zur Herstellung von Viscose- und Modalfasern eingesetzt werden, können zurückgewonnen und statt Rohstoffen in den Prozess zurückgeführt oder in das marktfähige Co-Produkt Natriumsulfat umgewandelt werden. Die Rückgewinnung von Chemikalien und Lösemitteln spiegelt sich in dem hohen Anteil an sekundären oder wiederverwendeten Materialien wider (48 Prozent). Die Menge der zurückgewonnenen Stoffe basiert auf direkten Messungen (Durchflussmesserablesungen) der zurückgewonnenen Chemikalien.

Ressourcenabflüsse

[ESRS E5-5; GRI 306-1, 306-2, 306-3, 306-4, 306-5]

Fasern und Zellstoff

Die wichtigsten Produktabflüsse von Lenzing sind regenerierte Cellulosefasern, die z. B. für Bekleidung, Heimtextilien, Körperpflege- und Hygieneprodukte verwendet werden. Das Faserportfolio beinhaltet die drei Faserarten Lyocell, Modal und Viscose (Rayon). Zellstoff und andere Bioraffinerie-Produkte sowie Co-Produkte aus der Faserproduktion werden an andere Branchen verkauft.

Fasern mit Nettonutzen

Lenzing bietet Net-Benefit-Produkte, die sowohl ökologische und gesellschaftliche Vorteile als auch Vorteile für die Partner in der Wertschöpfungskette bieten und dabei viele konkurrierende Alternativen übertreffen. Diese Produkte berücksichtigen den gesamten Lebenszyklus, einschließlich der Prozesse in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette.

Darüber hinaus sind TENCEL™ Lyocell- und Modalfasern und LENZING™ ECOVERO™ Fasern mit dem allgemein anerkannten EU Ecolabel zertifiziert1. Dieses Zeichen wird an Produkte vergeben, die während ihres gesamten Lebenszyklus hohe Umweltstandards erfüllen.

2024 wurden TENCEL™ Lyocell, VEOCEL™ Viscose und VEOCEL™ Lyocell von Climate Partner zertifiziert. Das ebnet den Weg für die Offenlegung freiwilliger finanzieller Beiträge zu THG-Kompensationsprojekten als letztem Schritt in einem fünfstufigen Protokoll: Klimaschutzstrategie (einschließlich CO2-Fußabdruck), Reduktionsziele, umgesetzte Reduktionen, finanzierte Klimaschutzprojekte und transparente Kommunikation.

Weitere Informationen zu Produkten und Technologien finden Sie auf der Lenzing Website oder im Kapitel „Nachhaltige Innovationen“.

Studie zur biologischen Abbaubarkeit von Scripps

Eine Studie der Scripps Institution of Oceanography (SIO) liefert den wissenschaftlichen Beweis, dass LENZING™ Standard Lyocell-, LENZING™ Standard Viscose- und LENZING™ Standard Modalfasern an der Meeresoberfläche und auch in der Tiefsee biologisch abbaubar sind.2 Die Studie bestätigt damit, dass diese Fasern am Ende ihres Lebenszyklus in das Ökosystem zurückkehren können.3 Wissenschaftler:innen des SIO an der University of California in San Diego hatten bereits 2021 festgestellt, dass LENZING™ Lyocellfasern unter Meeresoberflächenbedingungen vollständig und schnell biologisch abgebaut werden.

Regenrierte Cellulosefasern, biologische Abbaubarkeit und Mikroplastik

Eine Literaturübersicht von Wood KPlus gibt einen Überblick über den Diskurs über Mikroplastik, Meeresverschmutzung und die Position von regenerierten Cellulosefasern4. Sie klärt die Terminologie und die Polymerzusammensetzung gängiger Textil- und Vliesstofffasern, insbesondere die Unterscheidung zwischen Naturfasern, Chemiefasern aus natürlichen Polymeren und synthetischen Fasern. Die Übersicht über Studien zum biologischen Abbau von regenerierten Cellulosefasern zeigt für Chemiefasern/regenerierten Cellulosefasern den „Konsens [...], dass diese Fasern in allen natürlichen Umgebungen und in geeigneten industriellen Umgebungen biologisch abbaubar sind“ in einer Zeitspanne zwischen einigen Wochen und 6 Monaten. Synthetische Fasern bauen sich in dieser Zeitspanne kaum ab, sondern brauchen Jahrzehnte bis Jahrhunderte.

Haltbarkeit, Reparaturfähigkeit und Recyclingfähigkeit

Lenzings Fasermaterial wird als Zwischenprodukt in Fertigprodukte (z. B. T-Shirts oder Feuchttücher) integriert. Mit Blick auf die Haltbarkeit des Materials ist zu beachten, dass diese nicht nur von der Faser selbst bestimmt wird, sondern stark durch die Textilverarbeitungsschritte und letztendlich durch die Zusammensetzung des Endprodukts beeinflusst wird. Sobald die Faser gesponnen ist, wird die „Haltbarkeit“ des Endprodukts durch zahlreiche kritische Schritte bestimmt, etwa die Stoffzusammensetzung, Färbeverfahren, Schaffung der Textiloberfläche, Finishing etc. Diese Prozesse variieren je nach Hersteller, maschineller Ausstattung und Prozessparametern stark. Sie gehören daher zur nachgelagerten Wertschöpfungskette und haben großen Einfluss auf die Produkteigenschaften. Ein Vergleich der Fasermaterialien anhand des Branchendurchschnitts wird deshalb keine bedeutenden Erkenntnisse liefern. Aber die Optimierung spezifischer Produkte ist notwendig, um die Haltbarkeit zu verbessern. Darüber hinaus ist zwischen Textilien und Vliesstoffen zu unterscheiden, da die Nachhaltigkeitskriterien für die Produktionsprozesse ebenfalls unterschiedlich sind. Dies gilt analog für die Reparaturfähigkeit. Modifikationen sind möglich, wenn sich die Mindestanforderungen aufgrund von gesetzlichen Bestimmungen ändern.

Da regenerierte Cellulosefasern technisch zu neuen regenerierten Cellulosefasern recycelt werden können, sind sie zu 100 Prozent recycelbar. Die Recyclingquote bei Produktverpackungen beträgt ca. 90 Prozent. Hierbei handelt es sich um eine Schätzung für die gesamte Gruppe auf der Basis genauer Zahlen vom Standort im österreichischen Lenzing. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Verpackungen, die nur aus einer Komponente, z. B. PET, hergestellt werden, recycelt werden können, Verpackungen aus zwei oder mehr Bestandteilen dagegen nicht.

Bioraffinerie- und Co-Produkte

Lenzing verwendet ihre Bioraffinerie- und Co-Produkte in anderen Branchen weiter, darunter LENZING™ Essigsäure Biobased, LENZING™ Furfural Biobased, Xylose (Birkenzucker)5, LENZING™ Soda oder LENZING™ Magnesium-Lignosulfonat.

LENZING™ Essigsäure Biobased

LENZING™ Essigsäure Biobased wird aus nachhaltig bezogenem Buchenholz-Zellstoff hergestellt und in mehreren Schritten gereinigt, zu einem hochwertigen Produkt verarbeitet und in verschiedenen Branchen wie der Lebensmittel-, Pharma-, Kosmetik-, Chemie- und Textilindustrie eingesetzt. Um die Kreislaufwirtschaft und die Sichtbarkeit von LENZING™ Essigsäure Biobased weiter zu fördern, wurde eine wichtige Partnerschaft mit dem italienischen Unternehmen C.P.L. Prodotti Chimici srl geschlossen, das im August diesen Jahres der erste Lizenzpartner für LENZING™ Essigsäure Biobased wurde.

Abfallmanagement

Lenzing nutzt lizenzierte Auftragnehmer zur Entsorgung von Abfällen. Diese Dienstleister werden je nach Standort regelmäßigen Audits unterzogen und bei Nichteinhaltung wird der Vertrag mit dem Auftragnehmer gekündigt. 2024 gab es keine derartigen Fälle. Im Jahr 2024 wurden keine Audits durchgeführt. Die nächsten geplanten Audits werden 2025 stattfinden, wobei mindestens zwei Audits geplant sind.

Abfall wird gemäß der nationalen Gesetzgebung kategorisiert. Wenn ein externer Dienstleister, z. B. ein zugelassenes Abfallverwertungsunternehmen, das Management für einen bestimmten Abfallstrom übernimmt, können allerdings große Verzögerungen bei der Erfassung der entsprechenden Daten und Informationen entstehen. Dies kann zu deutlichen Schwankungen in der jährlichen Abfallberichterstattung führen. Der Ansatz des Unternehmens im Bereich des Abfallmanagements basiert auf einer Managementhierarchie als Leitprinzip. Das bedeutet, dass Lenzing das Abfallmanagement wie folgt plant und priorisiert:

  1. Vermeidung und Reduzierung
  2. Wiederverwendung und Recycling
  3. Energierückgewinnung
  4. Deponieabfälle

Wann immer möglich, werden Abfälle vermieden oder reduziert, z. B. durch die Anpassung von Prozessen, um die Materialeffizienz zu erhöhen, oder durch gute Haushalts- und Betriebspraktiken. Recycelbare Anteile des Abfalls werden getrennt. Nicht recycelbare Anteile werden gemäß den lokalen Bestimmungen entsorgt. Lenzing gewinnt so weit wie möglich, Energie aus nicht recycelbaren Anteilen in Einrichtungen wie Verbrennungsanlagen zurück. Die Deponierung von Abfallstoffen unterliegt entsprechend strengen staatlichen Bestimmungen. Gefährliche Abfallstoffe werden entweder weiterverarbeitet oder entsprechend den geltenden Regelungen entsorgt.

Alle Kennzahlen in Tabelle 46 beruhen auf direkten Messungen (Gewichtung). Die Menge jeder Abfallverbringung, die die Produktionsstandorte von Lenzing verlässt, wird von den Standorten gemessen und aufgezeichnet. Die Standorte aggregieren diese Daten und melden sie über die Datenbank der Lenzing Gruppe auf jährlicher Basis. Die Daten der Standorte werden dann aggregiert, um die Gesamtzahlen der Gruppe zu erhalten. Was die externe Validierung der Daten betrifft, so führen die zuständigen nationalen Behörden Abfallinspektionen durch, was bedeutet, dass alle Standorte ordnungsgemäße Aufzeichnungen einschließlich der Abfallmenge führen müssen. Aus Zahlungsgründen wird die Menge auch von den lizenzierten Auftragnehmern, die den Abfall entsorgen, validiert.

Sowohl die Abfallmenge als auch die Menge gefährlicher Abfallstoffe ist 2024 gesunken (siehe Tabelle „Abfälle“). Die neuen Standorte in Indianópolis (Brasilien) und Prachinburi (Thailand) optimierten ihre Abläufe, wodurch deutlich weniger Abfall erzeugt wird. Zusätzlich fiel am Standort Paskov (Tschechien) 2023 eine große Menge Erdaushub an, 2024 dagegen nicht. Dieser Erdaushub wurde recycelt. Aufgrund der großen Menge war der Anteil nicht recycelten Abfalls geringfügig niedriger als in diesem Jahr.

Deponien vor Ort sind in der Tabelle nicht enthalten (kein Ressourcenabfluss) und beliefen sich im Jahr 2024 auf 1.213 Tonnen. Daten für die Verbrennung vor Ort waren nicht verfügbar. Dieser Absatz bezieht sich auf GRI 306-4 d. i. und 306-5 d. i.

Zu den für die Zellstoff- und Faserproduktion bei der Lenzing Gruppe relevanten Abfallströmen zählen I) cellulosehaltige Abfälle, wie entsorgter Zellstoff oder Faserabfälle, II) Schlamm aus Kläranlagen, der bei der Abwasseraufbereitung an den Produktionsstandorten entsteht, III) Flugasche, Bodenasche und Schlacken aus Kesseln und Verbrennungsanlagen, bei denen es sich um Abfallprodukte der Verbrennungsprozesse zur Energieerzeugung handelt, IV) Chemieabfälle, wie gebrauchte Säuren oder Lösungsmittel. Allgemein sind die wichtigsten Abfallströme Bau- und Abbruchabfall, Verpackungsmüll und Elektroschrott.

Der von der Lenzing Gruppe erzeugte Abfall besteht aus unterschiedlichen Materialien. Zur Biomasse zählen alle cellulosehaltigen Abfallformen und Teile von Schlamm und Aschen. Weitere Abfallströme sind Metallschrott wie Aluminium, Kupfer, Eisen und Stahl sowie nichtmetallische Mineralien wie Sand vom Sandstrahlen. Plastik kommt hauptsächlich in verschiedenen Arten von Verpackungsmüll vor. Es gibt keine wesentlichen Abfallströme, die kritische Rohstoffe oder seltene Erden enthalten. Die Lenzing Gruppe erzeugt auch keine radioaktiven Abfälle.

Abfälle

(Tonnen)

2024

2023

2022

Gesamter Abfall

163.983

187.772

150.702

Gesamtabfall von der Beseitigung abgezweigt

129.153

152.078

48.472

Gefährliche Abfälle, die nicht zur Beseitigung gehen

29.838

33.822

123

Vorbereitung gefährlicher Abfälle zur Wiederverwendung

0

0

0

Recycling von gefährlichen Abfällen

29.838

33.822

123

Gefährliche Abfälle andere Verwertungsverfahren

0

0

0

Ungefährliche Abfälle, die nicht zur Beseitigung gehen

99.315

118.256

48.349

Vorbereitung nicht gefährlicher Abfälle zur Wiederverwendung

0

0

0

Recycling ungefährlicher Abfälle

99.315

118.256

48.349

Ungefährliche Abfälle sonstige Verwertung

0

0

0

 

 

 

 

Gesamtabfall zur Beseitigung

34.830

35.695

102.230

Gefährliche Abfälle zur Beseitigung

4.034

3.493

68.577

Sondermüllverbrennung

2.842

2.431

46.048

Sondermülldeponie

102

110

21.376

Gefährliche Abfälle andere Beseitigungsmöglichkeiten

1.090

952

1.153

Ungefährliche Abfälle zur Beseitigung

30.796

32.202

33.653

Verbrennung von ungefährlichen Abfällen

10.901

23.724

21.546

Deponie für ungefährliche Abfälle

18.996

6.058

11.183

Nicht gefährliche Abfälle sonstige Beseitigungsverfahren

899

2.420

924

 

 

 

 

Prozentsatz nicht recycelter Abfälle

21 %

19 %

68 %

Gesamtmenge der nicht recycelten Abfällen

34.830

35.695

102.230

Gesamtmenge gefährlicher Abfälle

33.873

37.314

68.701

1 Das Umweltzeichen EU Ecolabel wird von allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union sowie von Norwegen, Liechtenstein und Island anerkannt. Das 1992 durch eine EU-Verordnung (Verordnung (EWG) Nr. 880/92) eingeführte freiwillige Label hat sich schrittweise zu einem Referenzpunkt für Verbraucher:innen entwickelt, die durch den Kauf umweltfreundlicherer Produkte und Dienstleistungen zu einer geringeren Umweltbelastung beitragen wollen. EU Ecolabel für Textilien (Lizenz Nr. AT/016/001)

2 S.-J. Royer et al, Not so biodegradable: Polylactic acid and cellulose/plastic blend textiles lack fast biodegradation in marine waters | PLOS ONE, 2023

3 Zu den LENZING™ Fasern, die vom TÜV als biologisch abbaubar (Boden, Süßwasser & Meer) und kompostierbar (Haushalt & Industrie) zertifiziert sind, gehören die folgenden Produkte: LENZING™ Viscose Standard Textilien/Nonwovens, LENZING™ Lyocell Standard Textilien/Nonwovens, LENZING™ Modal Standard Textilien, LENZING™ Lyocell Filament, LENZING™ Lyocell Dry und LENZING™ Nonwoven Technology. Ausnahmen in der Zertifizierung gibt es für die Faser LENZING™ Lyocell Filament, bei der die erforderlichen Tests zur Bestätigung der biologischen Abbaubarkeit in Meeresumgebung nicht durchgeführt wurden.

4 Sophie Pasterk et al 2024, Wie regenerierte Zellulosefasern im Diskurs über die Meeresverschmutzung durch Mikroplastik auftauchen: ein Schneeballsystem und ein Netzwerkansatz. Environ. Res. Commun. 6 112001DOI 10.1088/2515-7620/ad8ac3

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