Einbeziehung von Stakeholdern bei Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft
[GRI 3-3f]
Lenzings wichtigste Stakeholder bei der Kreislaufwirtschaft sind nachfolgend aufgeführt.
Policy Hub
2019 wurde Lenzing Mitglied des Policy Hub zur Kreislaufwirtschaft für die Bekleidungs- und Schuhindustrie und ist seit Juni 2023 Mitglied des Lenkungsausschusses. 2024 trug das Unternehmen aktiv dazu bei, das Verständnis für die Hindernisse und Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft, insbesondere in Bereichen wie Textilabfällle, Recyclingtechnologien und Transparenz, bei politischen Entscheidungsträger:innen und Stakeholdern in der Branche zu fördern. Es reichte bei allen diesbezüglichen öffentlichen Konsultationen in der EU und anderen Kanälen Empfehlungen ein, um den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft und zirkulären Produktdesigns voranzutreiben, die den Herausforderungen in puncto Klima und Umwelt effektiv Rechnung tragen. Lenzing beteiligte sich aktiv an Dialogen mit der Zivilgesellschaft und politischen Entscheidungsträger:innen in der EU, um Informationen über Hindernisse und mögliche Lösungen für die Förderung der Kreislaufwirtschaft auszutauschen.
European Recycling Industries’ Confederation (EuRIC)
Seit 2024 ist Lenzing Partner des Dachverbands für die Recyclingindustrie EuRIC, dem wichtigsten Fürsprecher für eine wettbewerbsfähige europäische Sortier- und Recyclingindustrie, die die Kreislaufwirtschaft fördert und Ressourcen für zukünftige Generationen schont. Lenzing trägt mit ihrem Fachwissen und Einblicken in EU-Strategien zu Textilabfällen und zur Förderung einer zirkulären Textilindustrie aktiv zu EuRIC Textiles, einem Zweig von EuRIC, bei.
Circular and Sustainable Textiles and Clothing (CISUTAC)
Seit Oktober 2022 ist Lenzing Partner im CISUTAC-Projekt, das von der EU kofinanziert wird. Das Konsortium wurde gegründet, um den Übergang zu einer kreislauforientierten und nachhaltigen Textilindustrie zu unterstützen. Zu den 24 Mitgliedern gehören neben Lenzing auch der Wirtschaftsverband EURATEX, Södra, Decathlon und die NGO Oxfam. Ziel dieser Initiative ist es, Hindernisse für die Kreislaufwirtschaft in der Bekleidungskette zu vermeiden, zu ermitteln und zu beseitigen. Lenzing konzentriert sich ihrerseits auf die Entwicklung von Recyclingverfahren für Cellulosefasern im Einklang mit der eigenen Unternehmensstrategie.
European Apparel and Textile Confederation (EURATEX)
EURATEX ist der Europäische Bekleidungs- und Textilverband, der die Interessen der europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie auf Ebene der EU-Institutionen vertritt. Lenzing hat sich bei EURATEX und der jüngsten Initiative ReHubs engagiert, um die Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie weiter zu fördern.
Ziel von ReHubs ist es, ein integriertes System auf der Grundlage von Recyclingzentren in Europa einzurichten, um Textilabfälle zu recyceln und das industrielle Sammeln, Sortieren, Verarbeiten und Recyceln von Pre-Consumer- und Post-Consumer-Textilien in ganz Europa auszubauen. Lenzing spielte eine aktive Rolle im Projekt zur Umwandlung von Textilabfällen in Rohstoffe (Transform textile waste into feedstock) im Rahmen der von Texaid geleiteten EURATEX-ReHubs-Initiative. 2024 beendete Lenzing ihre aktive Beteiligung an dem Projekt für mechanisches Recycling.
Ende 2024 stand Europa vor der Herausforderung, eine getrennte Sammlung von Textilabfällen zu organisieren und angemessene Entsorgungsmöglichkeiten für die gesammelten Abfälle zu gewährleisten. Derzeit gibt es in ganz Europa keinen groß angelegten Plan zur Wiederverwendung und zum Recycling der derzeit 7,5 Mio. Tonnen Textilabfälle.
Accelerating Circularity Project (ACP)
Das ACP hat es sich zur Aufgabe gemacht, Alttextilien zu neuen Rohstoffen zu machen, damit sie nicht mehr verbrannt werden oder auf der Deponie landen. Mit diesem Modell werden die Materialien ständig wiederverwendet oder recycelt, und Textilabfälle werden selbst zu einer wertvollen Ressource. Durch die Zusammenarbeit entlang der gesamten Lieferkette ist es der Organisation gelungen, erfolgreiche Versuche zur Herstellung von Stoffen mit Recyclinganteil durchzuführen. Lenzing hat mit ihrer REFIBRA™ Technologie zu den Versuchen beigetragen. Die gesammelten Informationen sollen der gesamten Branche helfen, aus diesem Ansatz zu lernen und das Potenzial für kommerzielle Produkte auf der Grundlage einer kosteneffizienten zirkulären Textil-Lieferkette zu identifizieren. Lenzing begrüßte die Gelegenheit, im Lenkungsausschuss dieser Organisation zu sitzen, die eine von Grund auf restaurative und regenerative Textilindustrie anstrebt. Lenzing war nicht nur Gründungspartner für das Projekt in den USA im Jahr 2019, sondern auch Projektpartner für Europa seit 2021. Lenzing war auch 2024 Teil dieser Initiative.
Textiles 2030
Im August 2021 trat Lenzing als einer der ersten Unterzeichner der freiwilligen Vereinbarung Textiles 2030 bei. Textiles 2030 ist die von Experten geleitete Initiative von Waste & Resources Action Programme (WRAP) im Vereinigten Königreich, die darauf abzielt, die Auswirkungen von Bekleidung und Heimtextilien auf den Klimawandel zu begrenzen. Es handelt sich um eine freiwillige Vereinbarung, die von ihren Unterzeichnern und der Regierung finanziert wird. Die Unterzeichner arbeiten zusammen an den Zielen für Kohlenstoff, Wasser und Kreislauftextilien und tragen zu nationalen politischen Diskussionen bei. Lenzing produziert u. a. in Grimsby (Vereinigtes Königreich) und ist stolz darauf, Teil dieser Initiative zur proaktiven Förderung der Kreislaufwirtschaft und des systemischen Wandels in der Textilindustrie zu sein.
Obgleich Lenzing von den Initiativen und ihrem Wert nach wie vor stark überzeugt ist, hat sie die Vereinbarung im April 2024 angesichts der jüngsten Veränderungen in der Organisation und des schwierigen Umfelds für den Fasermarkt vorübergehend ausgesetzt. Dennoch hat sich Lenzing 2024 als Nicht-Mitglied weiter für die Unterstützung der Initiative engagiert und will den Austrittsbeschluss Anfang 2025 erneut prüfen, in der Hoffnung, der Initiative Textiles 2030 im Jahr 2026 wieder beizutreten.
Södra
Um die technologische Entwicklung für das Textilrecycling weiter zu beschleunigen und die Kapazitäten für Faserzellstoff aus Abfällen aus Alttextilien zu erweitern, ist Lenzing 2021 eine Zusammenarbeit mit Södra, einem anderen weltweit führenden Zellstoffhersteller, eingegangen. Ziel ist es, bis 2029 am Standort von Södra Mörrum 50.000 Tonnen Textilabfälle pro Jahr zu recyceln und zu verarbeiten. Das Projekt „Textile Recycling in Europe AT Scale“1 (LIFE TREATS) wird von der EU im Rahmen des LIFE Programms 20222 mit EUR 10 Mio. gefördert, um gemeinsam das innovative OnceMore®-Recyclingverfahren weiterzuentwickeln.
TreeToTextile
Lenzing hat 2024 eine Minderheitsbeteiligung am schwedischen Cellulosefaserunternehmen TreeToTextile AB erworben und will mit dieser strategischen Partnerschaft Cellulosefasern der nächsten Generation entwickeln. Die preisgekrönte Technologie und der Produktionsprozess von TreeToTextile, der die Umweltbelastung deutlich reduziert, steht im Einklang mit Lenzings Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Die Durchführung der Transaktion steht unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen und wird bis zur ersten Hälfte des Jahres 2025 erwartet.
Forum for the Future
Lenzing ist ein aktives Mitglied des Projekts Enabling Systemic Circularity in Fashion (ESCF), das von Forum for the Future geleitet wird. Dabei werden die Voraussetzungen untersucht, damit Innovationen ihr Potenzial zur Unterstützung der Vision einer zirkulären, regenerativen, verantwortungsvollen und widerstandsfähigen Mode-Wertschöpfungskette entfalten können, sowie die systemischen Hindernisse, die dies verhindern. Der Ansatz des Projekts besteht darin, die Rahmenbedingungen und Hindernisse aus einem systemischen Blickwinkel zu betrachten. Dies wird durch die Teilnahme einer Mischung aus einzigartigen Lieferanten und Marken erforscht, die verschiedene Perspektiven abdecken und dabei helfen, von den besten Praktiken der anderen zu lernen und den aktuellen Status der Industrie zu verstehen, um sich eine kreislauforientierte Zukunft vorzustellen. Es wurden mehrere Arbeitsgruppen gegründet, z. B. zu Geschäftsmodellen, innovativen Materialien und Abfallverarbeitung. 2023 und 2024 war Lenzing in das Projekt eingebunden und nahm an Workshops teil, um mit ihrem Know-how beizutragen und Fortschritte bei ihrer Strategie und ihren Ambitionen im Bereich Kreislaufwirtschaft zu erzielen.
Bioökonomie-Strategie für Österreich
Die Bioökonomie-Strategie für Österreich wurde 2019 veröffentlicht3 und die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie 2022. Lenzing trug mit der aktiven Teilnahme an den Stakeholder-Prozessen und der Lieferung von Input für die Strategien und die entsprechenden Aktionspläne zu beiden Strategien bei. Bei der Bioökonomie-Strategie war Lenzing auch in der Bioökonomie-Plattform vertreten, die den Prozess eng begleitete. Beide Strategien (und Aktionspläne) gehen Hand in Hand und sind von großer Bedeutung für Lenzing, da sie zwei Hauptaspekte der Nachhaltigkeitsstrategie abdecken. Lenzing trägt somit laufend zur Ausführung der beiden Strategien bei und steht im Austausch mit den jeweiligen Stakeholdern.
2024 standen bei der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie Textilien im Mittelpunkt und es gab mehrere Veranstaltungen und Konsultationen. Lenzing nahm an den meisten davon teil (unter anderem an dem von ClimateLab veranstalteten Textil Dialog) und lieferte Input zu Themen wie Textilrecycling oder Vorschriften. Im Mittelpunkt stand dabei das Netzwerken. Ein wichtiges Netzwerk im Zusammenhang mit der Bioökonomie-Strategie ist Bioeconomy Austria, da es sich stark auf die Holznutzung (in verschiedenen Bereichen) konzentriert und bestehende Aktivitäten miteinander verknüpft.
Environmental Sustainability & Circularity Assessment Methodologies for Industrial Biobased Systems (ESCIB)
Lenzing ist Teilnehmer des von der EU finanzierten Projekts ESCIB (Fördervereinbarung Nr. 101135071) – Entwicklung von Methoden zur Beurteilung der ökologischen Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit industrieller biobasierter Systeme – das Anfang 2024 gestartet ist. Ziel des Projekts ist es, die europäische biobasierte Wirtschaft durch die Entwicklung wichtiger Bewertungsmethoden zu unterstützen, die eine schnellere und genauere Bewertung ihrer Wertschöpfungsketten ermöglichen. Im Mittelpunkt des ESCIB-Projekts steht die Entwicklung standardisierter Lebenszyklus-Methoden zur Bewertung der Nachhaltigkeit biobasierter Systeme auf verschiedenen Technology Readiness Level (TRL). Dies wird dazu beitragen, die Nachhaltigkeit biobasierter Produkte weiter zu verbessern, potenzielle negative Auswirkungen zu verringern und die Vorteile biobasierter Produkte im Vergleich zu Produkten auf fossiler Basis hervorzuheben. Lenzing liefert als Partner aus der Industrie Anwendungsfälle und spielt eine zentrale Rolle beim Testen und bei der Evaluation der entwickelten Methoden. Der wichtigste Anwendungsfall von Lenzing ist LENZING™ Lyocell Filament und daher ist das Projekt eng mit einem anderen EU-finanzierten Projekt verknüpft.
Cellulose Lyocell Filaments (CELLFIL)
Lenzing ist Teilnehmer und technischer Koordinator von CELLFIL (Fördervereinbarung Nr. 101135042) – CELLulosische Lyocell FILamente als skalierbare Lösung für zirkuläre Textilproduktion – das Mitte 2024 gestartet wurde. Ausgangspunkt und Hauptthema des Projekts ist das Lyocell Filament TENCEL™ Luxe, das in den letzten zehn Jahren von Lenzing entwickelt wurde. CELLFIL erstreckt sich inzwischen über die gesamte Wertschöpfungskette, von Rohstoffen über verschiedene Produktionsschritte bis hin zur Untersuchung mehrerer ausgewählter Anwendungen. Im Projektverlauf werden neun Prototypen-Produkte in drei Kategorien entwickelt: Performance Wear, Textilien für die Automobilindustrie sowie technische Textilien und Verstärkungen. Dieser Prozess beinhaltet das Design, die Entwicklung und Validierung textiler Endanwendungen, die optimierte Lyocell-Filament-Garne und -Fasern nutzen, die besser recycelbar sind. Das Projekt verfolgt mit der Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette das Ziel, Lösungen zu entwickeln, die zeigen, dass Cellulose-Filamente fossile Filamente ersetzen können, die aktuell in der Textilindustrie dominieren. Letztendlich soll CELLFIL somit die Wertschöpfungskette in der europäischen Textilindustrie durch die Entwicklung nachhaltiger, biobasierter Lyocell-Filamente transformieren. Das Projekt wird die Innovationstätigkeit entlang der Wertschöpfungskette ankurbeln, indem es Geschäftsmodelle und Strategien definiert, die bis 2030 am Markt eingeführt werden sollen. Damit trägt es letztendlich zur Entwicklung einer zirkulären Textilwirtschaft in Europa bei.
1 Disclaimer LIFE22-ENV-SE-TREATS – 101113614 wird von der Europäischen Union mitfinanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschließlich die des Autors/der Autoren und decken sich nicht unbedingt mit denen der Europäischen Union oder der CINEA. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können für sie verantwortlich gemacht werden.
3 https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/biooekonomie/strategie.html [aufgerufen am 15. Februar 2021]