Lenzings Maßnahmen
[ESRS E4-3; GRI 3-3d]
Eine Zusammenfassung der „Gesetzten Maßnahmen“ findet sich im Managementansatz am Anfang des Kapitels.
Bei der Darstellung der Maßnahmen von Lenzing im Bereich Biodiversität und Ökosysteme wird der AR3T-Rahmen (Vermeiden, Reduzieren, Wiederherstellen, Regenerieren, Transformieren, engl. Avoid, Reduce, Restore, Regenerate, Transform) als nützliches Ordnungsschema angesehen. Entwickelt wurde er ausgehend von der Abhilfemaßnahmenhierarchie, die in der Leistungsnorm 6 der International Financial Corporation beschrieben ist. Nachfolgend wird dargelegt, wie Lenzing diesen Rahmen in ihrem eigenen Einflussbereich implementiert. Lenzing unterstützt weltweit mehrere Wiederherstellungs- und Regenerationsprojekte innerhalb und außerhalb ihrer Wertschöpfungskette, führt aber keine Kompensationsmaßnahmen für Biodiversität durch. Die Einbeziehung von Interessensgruppen findet statt, bisher wurde noch kein lokales oder indigenes Wissen über naturbasierte Lösungen und andere relevante Aspekte in interne Prozesse eingebunden.
Avoid (Vermeiden): Sorgfaltspflicht in Bezug auf Biodiversität durch nachhaltige Beschaffung
Holz und Faserzellstoff sind die wichtigsten Rohstoffe für Lenzing. Die Lenzing Gruppe übernimmt Verantwortung, indem sie kontinuierlich auf nachhaltige Beschaffung setzt. Lenzing bezieht Holz und Faserzellstoff ausschließlich aus naturnahen Wäldern und Plantagen (gemäß der Definition der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO1) Lenzing bezieht weder Holz noch Faserzellstoff aus Urwäldern, geschützten oder gefährdeten Wäldern. Diese Aktionen richten sich auf Lenzings wesentliche Auswirkungen auf Wald-Ökosysteme und Biodiversität sowie auf das Risiko von Holzknappheit und hohen Holzpreisen durch Biodiversitätsverlust; und die Chance durch positive Positionierung aufgrund von vorbildlicher Praxis bei der Holzbeschaffung aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und Plantagen.
Forstzertifikate
Das Managementsystem für die Holzbeschaffung von Lenzing gewährleistet, dass das gesamte Holz aus legalen und nachhaltig bewirtschafteten Quellen stammt. Um nachweisen zu können, dass die hohen Standards von Lenzing bei der Holzbeschaffung kontinuierlich gewahrt werden, nutzt das Unternehmen die Zertifizierungssysteme FSC® und PEFC. Der gesamte von der Lenzing Gruppe verwendete Holz- und Faserzellstoff ist entweder FSC®- und PEFC-zertifiziert oder wird entsprechend dieser Standards kontrolliert (siehe Abb. „Zertifizierungsstatus“, „Zertifizierungsstatus – Insgesamt zertifiziertes und kontrolliertes Holz“ und „Zertifizierungsstatus – FSC® Mix und FSC® Controlled Wood“ im Kapitel „G1 Unternehmensführung“). Hierbei handelt es sich um einen laufenden Prozess und die FSC®-CoC-Audits werden jährlich durchgeführt. Die CoC-Zertifizierungen gelten für alle Produktionsstandorte von Lenzing. Lenzings eigene Plantagen sind durch die Forstzertifikate abgedeckt. Die FSC®-Zertifizierung für den Standort in Indianópolis (Brasilien; Plantagen: FSC-C165948; Standort: FSC-C175509) stellt daneben sicher, dass die Anforderungen der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) und die IAO-Erklärung eingehalten werden.
Die Forstzertifikate der Lenzing Gruppe decken in ihren internationalen Standards allgemeine Kriterien zum Schutz der Biodiversität und der Wald-Ökosysteme ab. Zusätzliche Kriterien finden sich in den nationalen Standards, die sich von Land zu Land unterscheiden. So ist beispielsweise der Prozentsatz der vorgesehenen Naturschutzflächen in den einzelnen Ländern und sogar in verschiedenen Regionen innerhalb der Länder unterschiedlich.
Weitere Informationen zur Zertifizierung von Holz und Faserzellstoff und zur Sorgfaltspflicht finden Sie im Kapitel „G1 Unternehmensführung“.
Reduce (Reduzieren): Kreislaufwirtschaft und Klimaziele
Diese Maßnahmen zielen auf die Auswirkungen des Klimawandels als Ursache des Biodiversitätsverlusts ab. Das Ziel ist es hier, weniger natürliche Ressourcen zu verbrauchen und die Auswirkungen von THG-Emissionen und Umweltverschmutzung zu minimieren.
Vermeiden von Umweltverschmutzung
Im Einklang mit dem strategischen Kernbereich „Ökologisierung der Wertschöpfungskette“ hat die Lenzing Gruppe Ziele und laufende Programme zur Reduktion von Emissionen (einschließlich THG-Emissionen) in Gewässer und in die Luft eingeführt. Erreicht wird dies durch Investitionen in sauberere Energie oder die Schaffung geschlossener Kreisläufe, z. B. bei Chemikalien. Weitere Informationen finden Sie in den Kapiteln „E1 Klimawandel“ und „E2 Umweltverschmutzung“.
Ressourcennutzung
[Ressourcennutzung in Verbindung zu Biodiversität nur GRI 3-3d]
Lenzing setzt sich für die Kaskadennutzung von Holz ein. Das bedeutet, dass verschiedene Holzqualitäten je nach ihrer Wertigkeit für verschiedene Anwendungen genutzt werden. Lenzing verwendet vor allem Holz, das aus kleinen Bäumen mittels Durchforstung und aus Teilen von großen Bäumen gewonnen wird, die für hochwertige Produkte wie Möbel oder das Bauwesen ungeeignet sind. Außerdem werden Hackschnitzel verwendet, die als Nebenprodukt in Sägewerken anfallen. Lenzing bemüht sich somit kontinuierlich, Holz bewusst zu verwenden und so wenig natürliche Ressourcen wie möglich einzusetzen.
Die Bioraffinerien von Lenzing erzeugen Faserzellstoff als Hauptprodukt, aber auch mehrere Bioraffinerie- und Co-Produkte sowie erneuerbare Energie. Das Holz wird also zu 100 Prozent verwertet.
Das Recycling von Cellulosetextilien und die Umwandlung in neue Fasern kann die Ökosysteme, zum Beispiel in Bezug auf die Land- und Wassernutzung, entlasten und steht deshalb relativ hoch auf Lenzings Innovationsagenda. Der REFIBRA™-Prozess wurde entwickelt, um Baumwolle in Lyocell- oder Viscosefasern zu recyceln, und die Abteilung für Forschung und Entwicklung von Lenzing arbeitet an ständigen Verbesserungen der Technologie. Das industrielle Upscaling des Prozesses geht weiter, obgleich das Marktumfeld für Recyclingtextilien schwierig ist.
Weitere Informationen finden Sie im Fokuspapier „Responsible production“ und im Kapitel „E5 Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft“.
Naturschutz/Walderhaltung, Aufforstung, Wiederherstellung und Wiederaufforstung
Lenzing ergreift in den Plantagen von LD Celulose Naturschutzmaßnahmen. Diese richten sich auf die Auswirkungen auf Ökosystemleistungen, den Zustand gefährdeter oder bedrohter Arten in Plantagen und Wäldern und die (unbeabsichtigte) Einführung invasiver gebietsfremder Arten durch den Holztransport. Lenzings Plantage in Brasilien wird von LD Celulose bewirtschaftet und beinhaltet Naturschutzflächen, die dem Schutz der biologischen Vielfalt gewidmet sind. Das Monitoring der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme zum Schutz von Flora und Fauna findet ein oder zwei Mal jährlich statt und deckt die gesamte Plantagenfläche ab. Weitere Informationen finden Sie unter „Naturschutzfläche innerhalb der Plantagen von LD Celulose“ im Abschnitt „Management der Auswirkungen, Risiken und Chancen“ in diesem Kapitel.
Lenzing unterstützt außerdem mehrere Projekte zur Erhaltung, Wiederherstellung, Wiederaufforstung und Aufforstung sowie Lösungen in ihrer Lieferkette und in anderen Regionen außerhalb der eigenen Lieferkette, wie etwa Aufforstungsprojekte in Albanien, im Kongo und in den USA. Mit diesen Aktionen und der Unterstützung solcher Wiederherstellungs- und Aufforstungsprojekte adressiert Lenzing die Auswirkungen auf den Zustand der Arten, das globale Ausrottungsrisiko von Arten, Ökosystemleistungen sowie Landnutzungsänderungen und Klimawandel als Ursachen des Biodiversitätsverlusts.
Weitere Informationen über folgende Projekte finden Sie im Abschnitt „Wiederherstellung und Wiederaufforstung“ in diesem Kapitel.
- Innovationen für Menschen: Verringerung des CO2-Fußabdrucks, Schutz der Wälder und Verbesserung der Lebensbedingungen ländlicher Gemeinden, die von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind (DR Kongo)
- Erhalt und Förderung von Ökosystemleistungen in Österreich
- Albanien und Westbalkan/Drin-Flusstal
Mehr Informationen zu weiteren Projekten finden Sie im Abschnitt „Klimaschutz-, Waldschutz- und Aufforstungsprojekte in Verbindung mit Fasermarken 2024“.
Weitere Informationen über die unten aufgeführten Projekte finden Sie im Abschnitt „Einbeziehung von Stakeholdern bei biologischer Vielfalt und Ökosystemen“ in diesem Kapitel.
- Wood K Plus
- Sustainable Agriculture & Agroforestry in Tanzania (ICEP-Projekt Lenzing in Tansania)
- Im Ruvubu-Nationalpark (Burundi), Reduzierung des Nutzungsdrucks und Wiederaufforstung mit heimischen Bäumen, um das natürliche Ökosystem wiederherzustellen und zum Klimaschutz beizutragen (Caritas Steiermark/ODAG-Caritas Gitega/Burundi/Universität von Burundi)
- Fashion Forest Afforestation Project (China)
Weitere Informationen über Aktionen in Bezug auf die „Negativen Auswirkungen von Lenzing und ihrer Wertschöpfungskette aufgrund ihres Beitrags zum Klimawandel und dementsprechend zum Verlust der Biodiversität“ finden Sie im Abschnitt „Klimaaktionsplan“ im Kapitel „E1 Klimawandel“.
Avoid (Vermeiden) |
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Auswirkungen von vornherein verhindern: die Auswirkungen vollständig vermeiden |
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Reduce (Reduzieren) |
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Minimieren der Auswirkungen, ohne sie jedoch unbedingt zu beseitigen |
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Restore (Wiederherstellen) |
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Initiierung oder Beschleunigung der Wiederherstellung eines Ökosystems im Hinblick auf seine Gesundheit, Integrität und Nachhaltigkeit, wobei der Schwerpunkt auf dauerhaften Zustandsänderungen liegt |
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Regenerate (Verbessern) |
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Ergreifen von Maßnahmen, die im Rahmen der bestehenden Landnutzung zur Verbesserung der biophysikalischen Funktion und/oder ökologischen Produktivität eines Ökosystems oder seiner Bestandteile führen sollen, oft mit Schwerpunkt auf einigen wenigen spezifischen Beiträgen der Natur für den Menschen (z. B. konzentriert sich die regenerative Landwirtschaft oft auf die CO2-Abscheidung, die Nahrungsmittelproduktion und die Stickstoff- und Phosphorrückhaltung) |
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Transform (Transformieren) |
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Ergreifen von Maßnahmen, die zu einem systemweiten Wandel beitragen, insbesondere um die Ursachen des Naturverlusts zu verändern, z. B. durch technologische, wirtschaftliche, institutionelle und soziale Faktoren und Veränderungen der zugrunde liegenden Werte und Verhaltensweisen |
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1 Carle, J., und Holmgren, P. (2003). Working Paper 79. Definitions Related to Planted Forests. In: Food and Agriculture Organization of the United Nations (2003). Forest Resources Assessment Program Working paper series. Verfügbar unter: https://www.fao.org/forestry-fao/25853-0d4f50dd8626f4bd6248009fc68f892fb.pdf